Mittwoch, 30. September 2009

Wieder online... - Plan vom Kirancenter

Wir sind wieder online, nachdem das ganze Kirancenter eine Woche lang vom Internet getrennt war.
Also, demnächst gibt es wieder News from India...

Zur Überbrückung, dürft ihr exklusiv, den erst heute von mir fertiggestellten und noch nicht veröffentlichten neuen Besucher-Plan des Kirancenters anschauen. So könnt ihr euch auf dem Google-Earth-Bild vielleicht besser orientieren (Achtung: Nord-Ausrichtung beachten!)

So, und jetzt gehts ab ins Hostel der Trainees (Lehrlinge), wir sind dort jeden zweiten Mittwoch zum Essen eingeladen. Die Trainees freuen sich immer riesig, uns bewirten zu können und zaubern jeweils sehr köstliche Speisen auf den Tisch... äh auf den Boden natürlich! E Guete!
(Rémy)

Dienstag, 22. September 2009

Kiranvillage in Google Earth

Der Schischigaga-Service ist grenzenlos...

Wer Google Earth installiert hat, kann einfach folgenden Link aufrufen, am richtigen Ort klicken und schon öffnet sich Google Earth mit einer Ortsmarke zum Kiranvillage:

www.ischis.ch/india.htm

Viel Spass beim Finden!
Rémy

Montag, 21. September 2009

Bollywood-Dancing - Ferienwohnung bei Raju in Varanasi - Bootsfahrt auf dem Ganges




Am Donnerstag ist Ozone-Day. Obwohl nur ein Tropfen auf den heissen Stein, pflanzen viele Kiran-Kinder neue Bäume ein, damit wir unserer Mutter Erde auch wieder einmal etwas Gutes zufügen zur Abwechslung. Ob der Tag gross ins Bewusstsein der Menschen geht bezweifle ich, denn es ist auch noch Vishwakarma Pooja heute. Diesen feiern wir weit intensiver als den Ozone-Day. Die Werkstätten (Ortho, Holz, Kunst, Bäckerei) werden bunt dekoriert und auf jeder Maschine ist irgendein kleines Blüemli, Kerzli oder ähnliches, denn die Handwerker suchen mit diesem Tag ihre Schutzpatronen an, sie bei ihrer Arbeit vor Unheil zu bewahren. In der Ortho- und der Holzwerkstatt werden noch zwei Pooja's abgehalten. Normalerweise ist er unser Kantinenchef, heute ist Swandeep unser "Priester/Segner". Zusammen mit seinem Teenager-Sohn segnet er die Werkstätten in einer spannenden Zeremonie. Beide sind sie nur mit einem Tuch bekleidet, das den unteren Teil des Körpers bedeckt. Der bare Oberkörper ist bunt bemalt, sowie auch die Gesichter. Auch sind sie mit viel Schmuck behängt und um den Kopf tragen sie einen Bändel, wie es Karate-Kids manchmal tun. Wie immer ist beim Ritual viel Feuer im Spiel. Auf dem aufgebauten Altar hat es viele Früchte und Götterbilder. Einige Schulklassen nehmen an den Zeremonien teil und am Schluss werden noch Früchte und zum Teil Armbänder verteilt. Auch bekommen wir alle noch einen satten, roten Punkt auf die Stirne gedrückt.
Am Nachmittag bekommen die Handwerker frei, die Kinder gehen wieder normal zur Schule.
Als Louis von seinem täglichen Gang zu den IQ-Toys nachhause kommt - dort holt er immer unser Brot ab - wettert er zuerst eine Runde lang: Er hat fast kein Platz in seinem Sack, denn heute hat er zwei grosse Brote, ein Körnlibrot und unsere grosse Züpfe abholen müssen! Er schimpft auch, wer das alles essen soll, wir gehen doch in die Stadt, das geht ja alles kaputt und wir verschwenden Nahrungsmittel … Wir probieren ihn zu beruhigen, dass das schon weg kommt, aber er will es uns nicht glauben (Am Dienstag-Morgen ist dann alles Brot rübis-stübis weggegessen - No Problem!).
Gegen Abend habe ich einen Hänger und muss mal etwas Abstand zu allem und allen haben. Ich verziehe mich für zwei Stunden an den Ganges. Dort kann ich wunderbar abschalten, indem ich einfach für zwei Stunden dort sitze, meine Ruhe geniesse und die Badenden beobachte. Als die Sonne untergeht, hat es schon fast keine Leute mehr. Der Fluss wird bei der Abenddämmerung plötzlich sauber, d.h. natürlich nur oberflächlich, denn es schwimmt nichts mehr "sichtbares" den Fluss herunter. Ich entdecke noch zwei Wasserschlangen, die im Abstand von ca. fünf Minuten flussaufwärts schwimmen. Das Time-out tut mir gut und frisch gestärkt mache ich mich auf den Weg zum Boyshostels. Dort spiele ich mit zwei Jungs noch ein "verrücktes Labyrinth", bevor wir Znacht essen.

Heute Freitag ist Alice's grosser Tag! Sie kann es kaum erwarten, denn heute Abend darf sie bei "Babli" zum ersten Mal ins Tanzen. Babli ist die Frau eines Kiran-Mitarbeiters. Sie hat vor ihrer Ehe Kindern Tanzunterricht gegeben. Alice ist ihre erste "Studentin" seit vielen Jahren und ich glaube, beide sind etwa gleich fest aufgeregt… Alice zieht ihr "Rajastani-Röckli" an, denn Babli kommt ursprünglich aus Rajastan. Wir beginnen aber heute mit Bollywood, denn sie muss die andere Musik zuerst noch besorgen. Es ist total herzig, Alice macht gut mit, aber natürlich nur, wenn ich auch mittanze. Kein Problem, das macht auch mir wirklich Spass, vor allem geniesse ich es, endlich wieder einmal Musik "ab der Röhre" zu hören, denn diese vermisse ich hier sehr… Wir proben also zusammen in Babli's kleinem Wohnzimmer und es fägt total. Alice hat Spass und sie übt fleissig die Tanzschritte. Erst als Louis und Shanu mit einem Päckli Pommes-Chips davon marschieren, ist sie leicht abgelenkt, denn diese interessieren sie natürlich auch wahnsinnig, hatten wir doch bis jetzt erst ein Päckli Chips gekauft… Sie schnappt sich dann auch eine Handvoll und ist nachher wieder voll beim Tanzen. Wir freuen uns schon auf nächste Woche, auf "unsere" zweite Tanzstunde.

Raju holt uns am Samstag 07.45 Uhr am Gate ab. Raju ist Auto-Ritschka-Fahrer in Varanasi und Sangeeta kennt ihn schon viele, viele Jahre lang. Als Kind hat er noch auf der Strasse gebettelt, dann hatte er das Glück, Sangeeta kennenzulernen, sie hat ihn von der Strasse weggeholt und später hat ihn dann noch ein Tourist finanziell unterstützt. Das die Kürzest¬-Variante seiner bisherigen Geschichte. Jedenfalls wohnt Raju mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in einem hübschen Haus in der Stadt und hat ganz neu (und mit Hilfe von Sangeeta) seinen Estrich ausgebaut und wir dürfen diesen in nächster Zeit bewohnen. Seine Frau Dipali begrüsst uns mit einem leckeren Kichererbsen-Gericht, obwohl wir kurz vorher noch unsere Züpfe (normalerweise verteilen wir diese auf zwei Tage) in einem Zuge gegessen haben, weil wir ja eben am Sonntag nicht zu Hause sind. Ich staune nicht schlecht, als trotzdem alle Kinder davon essen… Dann können die Kinder nicht mehr länger warten: Sie wollen "unsere" Wohnung sehen. Ich bin selber gespannt, habe sie möbliert auch noch nicht gesehen! Jetzt stehen zwei Faltbetten im Raum und es hat noch eine Matratze und zwei Mätteli für den Boden. So guet, es gefällt allen auf den ersten Blick. Von der Dachterrasse sind alle begeistert: Wir freuen uns, wenn wir diese in der kühleren Zeit dann auch benützen können. Wir richten uns ein und beschliessen, ins BHU-Museum (Benares Hindu Universität) zu gehen. Im BHU-Park trinken wir noch einen Ice-Tea, denn es ist brutal heiss, bevor wir zum Museum weiterlaufen. Im Museum hat es viele Steinskulpturen und Bilder verschiedener Götter und im ersten Stock noch eine Ausstellung einer Schweizer Künstlerin, Alice Boner. Sie lebte lange Zeit in Indien. Unsere Alice hat die Ausstellung ihrer Namensvetterin nicht gesehen, denn sie ist noch im unteren Stock auf einer Bank eingeschlafen vor Hitze und Müdigkeit… Louis ist sehr interessiert an der Ausstellung, er ist mit Rémy unterwegs. Sämi und ich sind eher schlapp von der Hitze, wir "bewachen" Alice beim Schlafen. Das gelingt uns zwar nicht so gut, denn einmal kommt ein Mann und klopft ihr solange auf die Schultern, bis sie aufwacht. Alice schaut ihn dann schlaftrunken an, dreht sich um und schläft weiter. Warum der Mann sie wach geklopft hat, das wissen vielleicht die Steingötter im Museum, wir jedenfalls nicht…
Wir machen uns wieder auf den Weg zu unserer Wohnung, denn unsere "Gastfamilie" hat Zmittag gekocht. Hunger haben wir nicht wirklich, aber sie haben extra gekocht und freuen sich so auf uns. Es gibt zum Reis noch leckeres Kürbisgemüse und eine leckere Aubergine, gebraten - mhhhhh… Dipali kann's kaum glauben, dass Louis sein Reis nur nature isst. Sie hilft ihm dann sogar noch beim Essen, indem sie die paar Tröpfli Daal, welche sich auf seinem Teller verirrt haben, unter das Reis vermischt und ihn mit dem Löffel füttert - da muss sogar Louis schmunzeln… Wir halten noch eine kurze Siesta im Zimmer und machen uns anschliessend auf den Weg nach Godowlia zum Markt. Wir kaufen dies und das, finden nicht genau das Gesuchte, aber es ist spannend, das Treiben auf dem Markt und in den engen Gassen. Wir fahren mit div. Velo- und Autoritschkas von hier nach dort und wieder zurück. Am Abend treffen wir uns mit Franziska (vorgängige Volontärin im Kiran) und ihrer Schwester Gabriela, Sybille und Beat und Nesa, einer Schweizerin, die gerade an einem Kunstprojekt hier in Indien teilnimmt. Unsere Kinder sind total happy, mit so vielen Leuten sprechen zu können. Von Franziska und Gabriela sind sie eh ganz begeistert. Die beiden waren drei Tage im Kiran zu Besuch und wir haben zweimal zusammen Zvieri gegessen. Dank F. durften sie sogar die Kiran-herumstreunenden-Hunde streicheln und tätscheln, da F. ihren "eigenen" Kiran-Streuner-Hund hier hatte… Nach dem leckeren Essen in der Stammpizzeria (um zur Toilette zu gelangen muss man durch den Kuhstall hindurch gehen) heisst es dann "ab in die Heia" für uns alle, denn morgen früh wollen wir um 06.00 Uhr eine Gangesbootsfahrt machen! In unserem Zuhause angekommen, freuen wir uns auf's Schlafen. Dies stellt sich dann aber als sehr schwierig heraus, denn es ist bei uns im zweiten Stock brutal heiss. Alice findet als einzige den Schlaf sofort, Louis kämpft noch eine Weile, schläft dann aber auch ein. Sämi und ich sind praktisch die ganze Zeit wach und kühlen uns jeweils auf dem Balkon etwas ab. Obwohl wir "füdliblutt" sind, sieht uns niemand, denn die Gegend ist total ruhig und wir haben auf der Balkonseite keine Nachbarn, sondern eine grosse Fläche Wiese. Links von uns sind zwar Wohnungen, aber wir nehmen mal an, die schlafen alle und kleben nicht an den Fenstern… Wenn wir vom Balkon in unser Zimmer zurück gehen, erdrückt uns die feuchte, heisse Luft fast. Wir entschliessen uns, um 02.00 Uhr die Balkontüre offen zu lassen, mit dem Wissen, dass wir alle Moskitos von ganz Varanasi in unserem Zimmer haben werden. Später erwacht dann Louis auch wieder. Er legt sich zu Rémy ins kleine Zimmer rein und findet irgendwann den Schlaf wieder. Von 03.00 - 04.00 Uhr ist dann noch Stromausfall. Das macht den Braten aber auch nicht mehr feiss, denn es ist einfach saunamässig hier. Für mich die "heisseste, brutalste" Nacht bis jetzt!!! Sämi steht dann um 04.00 Uhr definitiv auf und geht auf den Balkon, kommt immer mal wieder rein und beginnt mit mir über irgendeinen Basel-Match zu reden (was mich wahnsinnig interessiert, vor allem inmitten der Nacht!) und Rémy ruft von hinten, wir sollen ruhig sein… So läuft die ganze Nacht immer irgendetwas bei uns. Um 05.30 Uhr stehen wir dann alle auf und sind gar nicht so unglücklich, unser tropisches Reich verlassen zu können. Mit Raju und Dipali trinken wir noch einen Tschai, dann bringt uns Raju ans Assi-Ghat, wo wir die andern zur Ruder-Bootsfahrt treffen. Das frühe Aufstehen lohnt sich wirklich: Die Aussicht vom Boot an die Ghats, Häuser und Tempel ist sehr eindrücklich. Wir passieren auch die beiden Hauptverbrennungsghats, das Manikarnika und das Harishandra-Ghat.









Überall sind die Leute am Baden und waschen und es herrscht buntes Treiben. Einmal treibt eine aufgedunsene, dem zerplatzen nahe, Ziege an uns vorbei, und einmal tatsächlich auch ein Mensch. Sybille ist ganz erstaunt: Das hat sie in ihren zwei Jahren, wo sie jetzt hier wohnt noch nie erlebt… Es ist erstaunlich, wie gelassen wir das alle nehmen, auch unsere Kinder. Der Tod ist hier so gegenwärtig, zentral und "normal", dass wir auch schon davon beeinflusst zu sein scheinen…
Nach der wirklich wunderschönen, ca. zweistündigen Bootsfahrt nehmen wir noch einen Tschai mit Sybille und Beat, bevor wir mit Franziska und Gabriela ins Aum-Café zum Zmorgen gehen. Das ist wirklich wieder eine tolle Sache für unsere Kinder, denn das Café wird von einer Amerikanerin geführt, ist dementsprechend blitzeblank, sauber, ordentlich und hat sogar eine Spielkiste (!) für die Kinder. Auch das Essen ist den Touris angepasst. Es ist sehr gemütlich und wir geniessen es, auch wenn es hier mit Indien nicht mehr viel zu tun hat. Ursprünglich wollten wir mit Sangeeta heute noch nach Sarnath fahren. Das fällt aber spontan weg und weil Sämi unbedingt wieder ins Kiran nachhause möchte, also nicht noch eine Nacht lang "Mückenfutter" spielen, entscheiden wir uns alle, dass wir heute zurückkehren. Raju kann uns wieder ins Kiran bringen, denn heute ist sein "freier" Tag. Wir machen noch eine Mittagsruhe und die Kinder dürfen noch einen DVD (Dr. Doolitle auf Hindi) mit Rajus Sohn Vikesh anschauen. Dann essen wir (schon wieder!) noch Zmittag zusammen. Dipali vermischt plötzlich in Alices Teller den Daal und das Reis miteinander, natürlich von Hand. Wir sind alle amüsiert, sie kann wahrscheinlich kaum mit ansehen, wie Alice das mühsam mit dem Löffel macht. Die Steigerung ist dann noch, als Dipali Alice füttert: Logo nicht mit dem Löffel, sondern mit ihren Händen. Wir müssen alle lachen, auch Alice. Aber sie lässt Dipali dies 2-3 Mal machen, dann übernimmt Alice selber wieder! Dipali und Alice haben total den Narren aneinander gefressen. Nun ja, Alice kann eigentlich hin wo sie will, die Frauen und Mädchen schenken ihr immer die vollste Aufmerksamkeit und Alice geniesst diese auch bis zu den kleinen Zehen herunter! Kurz nach drei Uhr geht’s dann wieder "Nachhause" mit der Autoritschka. Louis und Sämi dürfen wieder vorne sitzen. Nur durchs BHU-Gelände muss Sämi schnell nach hinten wechseln, weil ein Wächter das so will (wir haben das "Gländer" auf seiner Seite nicht montiert, vielleicht darum). Kaum ausserhalb der BHU, ist Sämi dann wieder vorne.
Als wir zu Hause alle wieder geduscht und frisch sind, steigt doch tatsächlich unser Inverter aus! Wir können es kaum glauben: Wir haben uns so auf die funktionierenden Ventilatoren, den Strom überhaupt, gefreut, und schwupp, ist er weg. Rémy organisiert dann noch einen Kiran-Unterhalts-Mann, der zwar den Strom wieder hinbringt, der Inverter ist aber weg… Er (der "Stromer") will dann morgen wieder kommen. Für uns heisst das, wenn Stromausfall ist, laufen unsere Ventilatoren nicht!!! Tja, diese Woche haben wir die Handwerker eh viel beansprucht. Unser Duschehahn hat "gerünnt" und anfangs Woche hat ein Handwerker die Plättlis rausgespitzt, so dass wir jetzt direkten Durchblick vom WC in die Küche haben. Er wollte dann einen Tag später wieder kommen, aber da waren ja wieder die bevorstehenden Feiertage und die wollen auch vorbereitet sein… Jedenfalls hoffen wir, dass morgen dann die Handwerker schön brav kommen, denn Ende Woche sind natürlich wieder Feiertage!
Meine Männer haben übrigens alle drei einen "Lungi" gekauft, ein Tuch, das der typische Inder um die Hüfte bindet. Die Ärmeren tragen diesen praktisch ständig, die anderen eher zu Hause in der freien Zeit. Der Verkäufer hat sich sehr gefreut, dass sie sich "Indian-Style" mässig einkleiden…
Ja und wegen der Stadtmücken: Wir haben gestaunt, dass wir gar nicht so verstochen sind. Heute Montag hat uns aber Louis seine Arme gezeigt: Sie sind übersäht mit hunderten von Stichen, sieht aus wie spitze Blattern! An ihm haben sie sich also satt gesaugt. Zum guten Glück beissen sie ihn wenigstens nicht (noch nicht?!), er hat momentan schon wieder arg mit den Hitzebibeli zu kämpfen!


(Claudia)

Dienstag, 15. September 2009

Einkaufsmarathon in Varanasi - ergänzt

Als um 06.40 h der Wecker (das Handy) klingelt, bin ich noch ziemlich verschlafen und wälze mich müde aus dem Bett. Zum Glück habe ich schon am vorigen Abend meine sieben Sachen für den heutigen Tag bereit gelegt.
Vorerst geht es aber ins Ravinivas zu Ravi. Claudia und ich wechseln uns täglich bei dieser Arbeit ab. Wie gewohnt ist er schon auf, das heisst, er liegt in seinem Zimmer am Boden. Heute ist er wieder mal gnädig mit mir und hat nur ein relativ kleines Geschäft in seinen Windeln. Zuerst trage ich ihn ins Bad, wo ich ihn entkleide. Mit dem Schlauch reinige ich zuerst seinen Allerwertesten ein bisschen. Dann setze ich ihn im Schneidersitz mit dem Rücken zur Ecke zwischen Wand und Badewanne. So kann er sogar alleine sitzen. Zur Sicherheit halte ich aber immer einen Fuss, vor seine Füsse, damit er mir nicht wegrutscht, wenn's seifig wird (was auch schon vorgekommen ist). Clementia gibt mir die elektrische Zahnbürste und dann wird geputzt, dass es schäumt und spritzt. Ravi mag das Gesurre und beisst immer wieder in die Zahnbürste. Anschliessend geht es mit dem Schlauch weiter. Ich mache einen auf die sanfte Tour und spritze Ravi langsam von unten nach oben ab - Clementia fängt meistens gleich beim Kopf an, aber ich bin halt ein "Softie" und mache einen auf Kneippen. Wie meistens glutscht Ravi vor Freude oder lacht sogar laut auf, selbst wenn beim Schrubben die Seife ins Gesicht läuft. Er ist schon ein wunderbares Kerlchen. Gemeinsam mit Clementia tragen wir ihn dann auf ein Bett, wo ich ihn trocken reibe, pudere und mit seinen Stoffwindeln einpacke. Das Anziehen der Hosen geht ganz flott und beim T-Shirt habe ich das Gefühl, dass er ab und zu sogar etwas mithelfen will. Je nach T-Shirt ist das durch seine Verkrampfungen manchmal halt ein bisschen ein Gemurkse. Fertig angezogen, hieven wir Ravi in seinen Rollstuhl und fixieren ihn bei seinen Hüften und an seinen Oberschenkeln. Jetzt kommt noch das Dessert, das Anziehen der Calipers (Beinschienen), welche Ravis Füsse, die oft verkrampft gestreckt und nach innen oder aussen gebogen sind, in einer normalen Position halten sollen. Wenn ich Ravis Fuss mit der einen Hand halte und ihm mit der anderen sanft über den Unterschenkel streichle, so gelingt es, seine Verkrampfung zu lösen und sein Bein in die Schiene zu bringen. Bin ich aber selber etwas ungeduldig, so glaube ich, überträgt sich das auch auf Ravi, der sich dann sofort wieder verkrampft. Wie gewohnt beginne ich mit seinem linken Bein, das etwas schwieriger in die Schiene zu bringen ist. Obwohl ich heute noch viel vor habe und jetzt am Morgen auch nicht soviel Zeit habe wie sonst, klappt es und Ravi macht gut mit. Zum Schluss kommt noch das Haaröl, an das ich mich auch schon gewöhnt habe, ins Haar und fertig ist unser Ravi. Ich verabschiede mich von ihm und Clementia und sage ihr, dass sich später Claudia um Ravi kümmern wird. Main City jaonga...
Auf dem kurzen Weg zurück in unser Guesthouse, gibt es die ersten "Namastes" links und rechts. Meine Lieben aber schlafen noch und wie gewohnt setzt ich den Chai auf und decke den Tisch. Auf der Jappati-Platte "toaste" ich die Brotscheiben und wecke dann die restliche Ischi Family auf.
Anders als sonst beginne ich schon mit dem Frühstück, weil ich heute bereits um 08.00 h am Eingangstor warten muss, um mit dem letzten Kiran-Bus in die Stadt zu kommen. Heute habe ich "Spezialprogramm" und gehe mit Bäckermeister Vinod für die Food Preservation Unit, die wir am Aufbauen sind, auf Einkaufstour. Es ist etwas stressig für mich, aber es reicht und pünktlich, wie sich das für einen Schweizer gehört, begrüsse ich kurz vor acht Uhr Torwächter Prem Bahadur beim Eingang. Somnath, ein Lehrling, erscheint ebenfalls und sagt, er gehe auch in die Stadt, so weiss ich, dass der Bus sicher noch nicht abgefahren ist. Ja, ja und selbstverständlich hätte ich locker noch die eine oder andere Schnitte essen können, weil wir beide noch etwa eine halbe Stunde warten... Der Morgen ist aber noch frisch, es ist nicht so heiss und so ist das Warten auch nicht mühsam. Die Angestellten des Kiran tröpfeln langsam herein, das Tor geht auf und zu und irgendwann kommt dann auch unser Bus.
Unterwegs nehmen wir eine für mich neue Route und fahren auf einer Strasse parallel zum Bypass, einer Art Autobahn. Aber eben nur so eine Art. Vierspurig zwar und in der Mitte sauber getrennt, aber am Rand sitzt auch schon mal einer mit seinem Schubkarren und verkauft seine Waren. Kurz bevor wir abbiegen, sehe ich sogar eine "Autobahnauffahrt". Oder ist es eine "Autobahnausfahrt"? Ich glaube, es ist beides: Auf einer Seite der Autobahn kann man einfach - so ziemlich rechtwinklig - drauf und drab fahren und auf gleicher Höhe dieses "Zubringers" ist die Trennung der Fahrbahnen in der Mitte aufgehoben, so dass quer über die Autobahn auf die Gegenrichtung gewechselt werden kann. That's India!
Im Suryoday angekommen, wartet bereits Vinod auf mich und zeigt mir seine Einkaufsliste: 1 Waage inkl. Gewichtssteinen, 1 Küchenmixergerät, eine Holzkelle, zwei Schüsseln, Plastikaufbewahrungsbehälter mit Deckeln in verschiedenen Grössen, eine Holzkelle, Citric Acid (Zitronensäure), Pektin und zwei Aufbewahrungsboxen aus Metall. Ja, in der Schweiz wäre das ein Fall für das Migros Ladendorf oder allenfalls fürs Shoppyland und man hätte innert kürzester Zeit alles eingekauft. Nicht so aber in Varanasi!
Zuerst fahren wir mit einer Fahrradritschka nach Godowlia (Quartier in Varanasi). Obwohl dieses ein von Touristen viel besuchtes Quartier ist, sind die Waren hier billiger als in Lanka. Hier wohnt Vinod schon seit Urzeiten und er zeigt mir, wo sein Zuhause ungefähr liegt. Es ist erst knapp halb zehn und die Läden machen erst um zehn / halbelf Uhr auf. So müssen wir uns noch etwas die Zeit um die Ohren schlagen. Zuerst gehen wir kurz ans Dasashwamedh Ghat und ich staune, wie hoch Mother Ganga hier ist.


An ein Spazieren von Ghat zu Ghat ist momentan nicht zu denken. Bei uns hat es ja nicht gerade viel geregnet, aber der heilige Fluss hat natürlich ein riesiges Einzugsgebiet und dort scheinen die Regenmengen deutlich höher gewesen zu sein. Das Dasashwamedh Ghat ist für die Pilger eines der wichtigsten. Der Ursprung seines Namens liegt in den Wörtern "das" und "ashwa". Bhrama soll als höchster Oberpriester hier zehn (das) Pferde (ashwa) geopfert haben, um die Menschheit vor einer drohenden Dürre zu retten. Er legte damit den mythologischen Grundstein Varanasis. Natürlich werde ich ständig angesprochen, ob ich nicht ein Boot mieten wolle oder ich nicht sonst eine Dienstleistung annehmen wolle. Mit einem "nahii nahii", gepaart mit einem Abwinken, wimmle ich die Schlepper ab. Wichtig dabei ist, den Leuten nicht in die Augen zu schauen, sonst verstehen sie das als halbes "Ja". Vinod zeigt mir noch eines seiner beiden Stamm-Chai-Lokale. Hier sitze er jeden Abend nach der Arbeit. Das andere Stammlokal liegt genau gegenüber des schmalen Gässchen, wo wir gerade sitzen. Vinod gönnt sich noch eine Zigarette (die kauft man hier einzeln), ich verzichte dankend, und als ich beim Hinausgehen frage, ob wir nicht noch zahlen müssten, meint Vinod, er zahle hier jeweils immer nur einmal in der Woche, am Samstag. Scheint wirklich sein Stammlokal zu sein...
Die Zeit geht einfach nicht vorwärts und so schlendern wir noch ein bisschen in Vinods Quartier rum. Die Gassen sind nur etwas mehr als einen Meter breit. Und trotzdem tummeln sich hier nebst den Fussgängern auch Kühe, Fahrräder und Motorräder rum. Ein Verkaufsgeschäft reiht sich ans andere, Vinod grüsst links und rechts - er ist wirklich hier zu Hause. Diese Gasse sei eine der Haupttourismus-Gassen. Ah ja??? Komisch, ich sehe praktisch keine Touristen... Quatsch, Rémy, Varanasi wird täglich von 50'000 - 60'000 indischen Pilgern besucht. Das sind die Touristen - ist ja klar! Im ersten Moment habe ich beim Wort "Touristen" natürlich nach Bleichgesichtern wie mich Ausschau gehalten.

Langsam gehen die Rollläden nach oben und die Ladenbesitzer bereiten sich auf einen neuen Verkaufstag vor. Eine junge Frau, bei der wir wegen den Plastikbehältern nachfragen, ist gerade dabei, ihren Laden bereit zu machen. Der Laden ist etwa 1.50 m breit und bis oben vollgestopft mit den verschiedensten Artikeln, die sie nun gemächlich runterhievt und teils auf der Gasse "ausstellt", so dass sie dann irgendwann auch ihren Verkaufstisch hervor gramschen kann. Zwischendurch spuckt sich kräftig auf die Strasse, etwas, was in Indien ganz normal, für uns Europäer im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig ist. Selber hat sie die gewünschten Plastikbehälter nicht, weiss aber, was wir meinen und pfeift ihre jüngere Schwester herbei und trägt ihr auf, die Ware anderswo zu beschaffen. Wir warten ein paar Minuten und prompt kommt diese mit dem Gewünschten daher. Wenn nur alles so einfach wäre... Natürlich geht es nicht immer so schnell und wir gehen von Pontius zu Pilatus und legen lange Strecken zu Fuss zurück. Zu Fuss heisst aber nicht einfach geradeaus gehen, sondern man muss ständig schauen wohin man tritt, um nicht in etwas zu treten, sei dies jetzt ein Loch, eine Pfütze, Kuhmist, Abfall oder Betelspucke.

- Die Betelspucke sieht frisch fast aus wie Blut und "schmückt" die Strassen Varanasis und soviel ich weiss auch diejenigen im übrigen Indien praktisch überall. Das Kauen von Paan (Betel) ist in Asien weit verbreitet. Es ist so etwas wie eine Gesellschaftsdroge, vergleichbar mit dem Rauchen oder dem Alkoholkonsum in unseren Breitengraden. Selbstverständlich ist dies Männersache. Und wenn mann eben Paan im Unterkiefer hat, zwischen Zähnen und Unterlippe, so tönt auch deren Sprache entsprechend. Etwa so: ganschd du ma rübekome, isch wil di wasch dscheigen (kannst du mal rüberkommen, ich will dir was zeigen). Ja und die Zähne sehen entsprechend auch nicht gerade anmächlich aus... -

Und natürlich ist es in den Gassen eng, man muss Menschen, Fahrrädern, Motorrädern und Kühen ausweichen. Dazu ist es wie in den letzten Tagen mörderisch heiss. Ab und zu nehmen wir eine Fahrradritschka, weil's zum nächsten Quartier einfach zu weit ist. Vinod kennt natürlich die Preise und wird schon mal etwas laut, wenn einer zuviel verlangt. Meist willigen die Fahrer dann aber trotzdem ein, der kurze Disput um den Preis ist vergessen und unterwegs wird nett miteinander gesprochen und gewitzelt. Die Fahrradritschka-Fahrer sind wirklich nicht zu beneiden. Sie leisten harte Knochenarbeit! Die Ritschkas sind robust gebaut, haben ein entsprechendes Gewicht und natürlich keine Gänge zum Schalten. Wenn das Gefährt einmal rollt ist es gut, muss der Fahrer aber abbremsen, so muss er sein ganzes Körpergewicht verwenden, um das Ding wieder in Schwung zu bringen, ebenso wenn's mal kaum merklich ansteigt. Und die armen Kerle sind ja alle spindeldürr und bringen selber ja kaum Gewicht auf die Pedale.
Zeitweise herrscht ein heilloses Verkehrschaos und wir stecken in der brütenden Hitze im Stau. Zum Glück haben die Ritschkas ein raufklappbares Verdeck, das uns vor der Sonne schützt. Auch wenn ich, je nach Modell, ab und zu einen Buckel machen muss, weil ich zu gross bin, ist das immer noch besser als wie der Fahrer der gleissenden Sonne ausgesetzt zu sein. Zwei oder dreimal kommt es auch zu einem Zusammenstoss. Einmal fährt uns ein entgegenkommendes Motorrad voll vor die Ritschka, weil dessen Fahrer kurzfristig abbiegen wollte. Unser Fahrer hat eine gute Reaktion und kann so Schlimmeres verhindern. Glücklicherweise finden solche Missgeschicke meist mit nicht so hohem Tempo statt, da die Verkehrsdichte so hoch ist.
Auf einer Kreuzung erlebe ich etwas, was mir noch abends im Bett nachgeht. Es herrscht das totale Verkehrschaos und mitten auf der Kreuzung stehen ein paar betelkauende Polizisten in ihren braunen Uniformen, ein Gewehr umgehängt und in einer Hand einen Holzstecken, mit dem sie ihre kläglichen Versuche unternehmen, auf sich aufmerksam zu machen. Plötzlich sehe ich vor uns einen Ritschkafahrer, der absteigen musste, um sein Gefährt, welches mit einem Rad in einem der vielen Strassenlöcher steckte, wieder in Schwung zu bringen. Das braucht enorme Kraft und gelingt meist erst nach zwei drei Anläufen. Da kommt doch so ein uniformierter Depp (sorry für diesen Ausdruck, das ist nicht verallgemeinernd gemeint) und anstatt ihm zu helfen, haut er dem Ritschkafahrer mit dem Stecken auf die Beine und den Rücken wie einem Stück Vieh! Ich bin völlig perplex und kann gar nicht reagieren. Abends, versunken in meinen Gedanken, springe ich x-mal von der Ritschka, nehme dem Polizisten den Stecken weg, verbreche diesen mit einem dreifachen "Shanti" (Frieden) und helfe dem Ritschkafahrer sein Gefährt in Schwung zu bringen...
Vielleicht ist es aber auch besser, habe ich nicht so reagiert, ich habe schon gehört, dass es ziemlich mühsam sei, wenn man es mit der indischen Polizei zu tun bekomme. Von wegen "Dein Freund und Helfer!", das ist halt auch Indien...

Langsam beginnt mich der Hunger zu quälen und ich habe, oben auf der Ritschka sitzend, das Gefühl, die Stimmung auf der Strasse sei irgendwie stressiger und aggressiver als sonst. Aber eigentlich ist alles wie immer, trotz Chaos sehr friedlich, aber mit hungrigem Magen und durstiger Kehle, nehme ich alles anders war. Zuerst geht es aber noch in ein Elektronikgeschäft, wo wir uns wegen dem Küchenmixergerät umsehen. Um ein Uhr haben wir dort mit einem der Chauffeure abgemacht, der noch einen Ausweis mitbringt, der bestätigt, dass wir für eine Behinderten-Institution einkaufen. Dank diesem Ausweis - ich staune, dass es das in Indien gibt - erhalten wir noch einen speziellen Rabatt auf die Preise, welche hier im Elektronikgeschäft praktisch Schweizer Niveau haben.
Das Geschäft ist eigentlich pikfein, aber sogar dort ist einer der Verkäufer am Paan kauen und ist kaum zu verstehen. Spricht der jetzt Englisch, Hindi oder gar Schweizerdeutsch???

Dann endlich hält es auch Vinod nicht mehr aus und wir machen uns auf nach Lanka, um unser Material im Suryoday zwischen zu lagern und etwas essen zu gehen. Ich lade Vinod zum Mittagessen ein und wir gehen in ein ganz normales indisches Restaurant (die Karte ist nur auf Hindi). Auf die Frage, ob ich Lust auf Fleisch habe, antworte ich mit nein. Meine Fleischgelüste sind im Moment wirklich bei Null und so bestellen wir uns eine vegetarische Thali. Das Restaurant sieht zwar - für Schweizer Verhältnisse - ziemlich runtergekommen aus, aber das Essen schmeckt fantastisch. Es gibt speziellen Reis, Daal, normale und fritierte Jappati, zwei Gemüse an verschiedenen Currys, Salat (Gurken und Zwiebelringe) und sogar noch ein Sweet zum Dessert. Und das kühle Mineralwasser ist einfach göttlich. Wir schlagen uns die Bäuche voll, so gut das eben geht in dieser Hitze, und ich bezahle für das Ganze am Ende 100 Rupien, also nicht einmal Fr. 2.50!! Meine Güte und das Nutella für unsere Kinder kostet 200 Rupien...

Frisch gestärkt, machen wir uns wieder auf den Weg nach Godowlia, um noch die Metallwaren einzukaufen. Schliesslich finden wir die gesuchte Ware in einem einzigen Laden. Wie überall in solchen Shops, wird einem zuerst ein Sitzplatz angeboten und man sagt einem Verkäufer dann, was man möchte und lässt sich bedienen. Sogar die Holzkellen, die dort angeboten werden, scheinen Vinods Vorstellungen zu entsprechen. Beim Aussuchen der Schüsseln staune ich immer wieder, wie genau es Vinod nimmt. Zuerst wird lange nach der richtigen Grösse der Schüssel gesucht. Als diese endlich gefunden ist, lässt sich Vinod verschiedene Exemplare derselben Grösse geben und legt diese immer wieder auf die dort stehende elektronische Waage. Was macht der für ein Tamtam wegen dem Gewicht? Als ich merke, dass Vinod den Chefverkäufer immer wieder auf die Anzeige der Waage aufmerksam macht, dieser dann den Taschenrechner zückt und ihm den Preis mitteilt, realisiere auch ich es. Endlich kapiere ich, dass hier die Ware nicht wie bei uns nach Stück, sondern nach Gewicht bezahlt wird. Es kommt also darauf an, aus welchem Material die Ware ist und anhand des Gewichtes - auf ein Gramm genau! - wird der Preis ausgerechnet. Super! Als wir das letzte Mal Spaghetti gekocht haben, mussten wir uns im Girls-Hostels eine grosse Pfanne ausleihen und so entscheide ich mich kurzfristig, für uns eine Pasta-Pfanne zu kaufen. Es gibt solche, die aus der Fabrik kommen, das heisst Markenartikel, und es gibt die günstigeren, traditionellen, welche von Hand gemacht sind. Ich entscheide mich für letztere. Vinod macht mich übrigens noch darauf aufmerksam, dass ich, wenn diese Pfanne kaputt sei, sie einfach zurückbringen könne und ich würde dann für das Material, das dann wiederverwertet wird, noch ein paar Rupien zurückbekommen, je nach Gewicht natürlich. So guet!! So erstehe ich mir für 190 Rupien eine schöne grosse Pfanne mit Deckel und wieder einmal kommt mir das Nutella in den Sinn...

Beim Pektin haben wir kein Glück. Wir fragen uns durch die Gassen und jeder meint, ja, ja, dort und dort gebe es das, ganz sicher. Und als wir endlich doch fündig werden, gibt es das nicht in der gewünschten Kleinmenge, sondern nur per Kilo und zudem ist es schw... sehr teuer.
Etwa um 16.30 h kommen wir ziemlich fix und foxi wieder beim Suryoday an. Wir haben fast alles gekriegt und es bleibt mir noch eine knappe Stunde, um die Ischi-Family-Einkäufe zu tätigen. Als ich Vinod erzähle, dass ich beim Bypass für 30 Eier sagenhafte 100 Rupien bezahlte habe, verdreht er die Augen und sagt, das könne doch nicht sein. So gehen wir zusammen zum Eierkaufen. Beim ersten Stand auf der Strasse haben wir kein Glück. Der will nicht 30 Eier auf einmal verkaufen. Scheinbar macht er mehr Umsatz, wenn er diese einzeln verkauft. Die Hühner sind auch ziemlich eingepfercht und machen keinen glücklichen Eindruck. So gehen wir ein paar Schritte weiter und betreten einen Eierladen (Hühnerladen). Der ganze Raum ist gekachelt, vorne am Pult sitzt der Paan kauende Chef im trägerlosen, verschwitzten Unterhemd, unter dem sich sein riesiger Bauch abzeichnet. Im Hintergrund sitzt ein Mitarbeiter, ein Bein auf einem kopflosen Huhn, damit dieses nicht davonflattert, vor ihm auf einem Bock liegt der Kopf, dessen Schnabel sich noch auf und zu bewegt. Nur kurz, dann ist Schluss. In einer Ecke sind zig Schachteln mit Eiern aufgetürmt. - Jetzt nur nicht den Kopf verdrehen, liebe SchweizerInnen, in unseren Tierfabriken geht es ganz anders zu - Poulet lässt grüssen! - Ich kriege auf alle Fälle meine 30 Eier für sagenhafte 78 Rupien und dazu noch eine schön bunte Visitenkarte (nur in Hindi). Vinod sagt noch, der Preis könne sich hier auch ändern, gestern sei er bei 79 Rupien gewesen, aber nie 100 Rupien. Das sei Wucher!

Auf der Rückfahrt mit dem Kiranbus dauert der obligate 10-Minuten-Bypass-Stop zum Glück tatsächlich nur 10 Minuten (bin ich in der Schweiz??) und es ist auch kein aufdringlicher Fahrgast dabei, wie beim letzten Mal.
Zu Hause angekommen, schleppe ich das ganze Material ins Büro. Im Guesthouse ist es dunkel. "Wir sind am Frauen-Abend" steht auf einem Zettel. Unter der Dusche lasse ich den Tag noch einmal Revue passieren. Es war schön, aber trotzdem sehr streng. Ich bin fix und fertig...
(Rémy)

Samstag, 12. September 2009

Schwimmen oder nicht? Wollesocken kaufen in Varanasi?!?

Heute Sonntag regnet es immer mal wieder und so ist es richtig angenehm. Wir zeigen den Mädchen - die Jungs sind auch eingeladen, erscheinen aber nicht … - unsere Afrika-Bilder auf dem Beamer in der grossen Andachtshalle. Aussergewöhnlich dabei ist, dass wir alle auf Stühlen sitzen, weil die vom Teachers-Day gestern noch nicht weggeräumt sind. Die Mädchen finden es am lustigsten, wie wir uns verändert haben in den zwei Jahren. Louis z.B. hat auf den Fotos noch seine langen Haare und eine Zahnlücke, Sämi trägt schön brav seine Brille und Alice hat noch viel Babyspeck (im Gegensatz zu jetzt, wo sie einige Kilos verloren hat). Die Bilder von Afrika haben sie nicht wirklich vom Sockel gehauen: Sie sind zu ähnlich mit ihren eigenen Dörfern und Städten. Ein Mädchen hat zu mir gesagt - bei einem Foto der Altstadt von Bobo-Djoulasso - das sieht nicht schön aus, alles so dreckig, gerade wie bei mir zu Hause … Rémy und mich dünkt es auch immer wieder, dass Indien und Afrika viele Gemeinsamkeiten haben. Die Girls wollen anschliessend noch Fotos von unserem Zuhause in der Schweiz sehen. Diese haben ihnen dann gefallen, ein Mädchen sagt anschliessend: "Ich komme dann mit euch mit, wenn ihr wieder Nachhause geht …". Was in den Köpfen der Andern vorgegangen ist, wäre auch interessant zu wissen! Diese Gegensätze von Arm und Reich sind schon brutal hart!

Heute hat es die ganze Nacht geregnet und gestürmt. Der Montag beginnt kühl und nass. Ich wollte doch mit meinem Schwimmuntericht beginnen: Der fällt dann schon mal buchstäblich ins Wasser! Ein Angestellter sagt mir, das Wetter bleibt jetzt so für die nächsten vier Wochen - Super für mein Schwimmen … Strom gibt es heute auch keinen, d.h. sie hätten den Pool auch nicht auffüllen können, wenn das Wetter schön gewesen wäre … (Wasser wird mit Strom reingepumt). So treffe ich mich mit einer Lehrerin, weil wir Steckenpferde für eine Aufführung basteln wollen. Wir besprechen, welches Material wir brauchen und sie erklärt sich bereit, alles einzukaufen, damit wir mal ein "Muster" produzieren können. Ich bin froh, dass sie sich anerbietet, ich hätte keine Ahnung, wo ich das Material herbekomme, vor allem die Wollsocken … Gehe noch zu unserer Schneiderin, weil ich ca. 10 Wollenadeln ausleihen will und Knöpfe für die Augen der Pferde. Ich bekomme eine rostige, kleine Nadel (sie hat zwar zwei, habe mich aber nicht dafür, beide mitzunehmen), drei Wollknäuel und ein paar winzige Knöpfe. Ich nehme alles dankend mit, obwohl es nicht wirklich das ist, was ich gerne gehabt hätte. Ihr Knöpfe/Nadel-Fundus hat in einer winzigen Schachtel Platz. Wie ich die Wolle durch das winzige Nadelöhr bekommen soll, ist mir schleierhaft! Naseem hat aber nur gemeint "no problem"…

Auch am Dienstag gibt es noch keinen Strom, also kein Schwimmen. Mein Alternativprogramm ist jeweils: Spontan spazieren reiten, (wenn die Physio gerade freie Kapazitäten hat), Spielen (Würfeln, Memory …), Fussballspielen - die Kinder haben keine Ahnung von den Regeln, der Ball praktisch keine Luft (wir können ihn nicht aufpumpen, die Pumpe funktioniert nur mit Strom und der ist ja weg!) aber es fägt total. Ich finde es super cool, dass die beiden Schulassistentinnen voller Freude mitspielen, trotz ihrer Saris. So guet:-)!
Dann treffe ich mich wieder mit der Lehrerin wegen der Steckenpferde. Sie hat das Material dabei: Ein paar Sportsocken (Wollesocken hat es keine) und zwei kleine Knöpfe für die Augen. Ich breche nicht gerade in Begeisterung aus, denn ich habe mir das anders vorgestellt. Wir beraten lange und breit wie wir weiter vorgehen wollen, wie wir zu Wollsocken kommen könnten usw. Dann gehen wir gemeinsam nochmals zur Näherin, es kommt noch eine andere Lehrerin mit und zu viert diskutieren die Frauen nochmals ausgiebig, vor allem über das Wollsocken-Problem. Ich sitze nur da und staune. Die Socken kommen erst im Oktober auf den Markt, div. Möglichkeiten werden besprochen, wer alles Socken stricken könnte, ich hole einen Wolle-Muster-Socken von mir und eine Lehrerin nimmt diesen schliesslich mit und wird jemanden im Bekanntenkreis fragen, ob sie solche Socken stricken könnte … Da bin ich ja mal gespannt…
Heute Abend beim Znacht im Girls-Hostels geht’s rund zu und her: Sämi shakert stark mit Deepu, so dass beider Hormone nur so hüpfen und Louis bekommt zum Abschied einen Kuss von Nidhi (Nidhi ist aber einige Jahre älter als Louis). Die Mädchen würden unsere Kinder sowieso alle am liebsten immer "verknuddeln". Hier wird auch das "Backenklemmen" noch tagtäglich praktiziert (das wäre was für dich Cone) es tut mir meist schon weh beim Zuschauen. Aber erstaunlicherweise jammern unsere Kinder nicht deswegen - vielleicht schaut es ja schlimmer aus, als es ist … Ja, die Kinder fühlen sich bei den Mädchen wirklich total daheim. Überhaupt geht es ihnen momentan sehr gut: Alle sind gesund, Alice hat sich nie mehr über Heimweh beklagt, in der Schule läuft es rund und Louis und Alice essen sogar den Reis nicht mehr trocken, sondern haben den Dhaal jetzt auch entdeckt und gemerkt, dass der ja lecker ist und erst noch sättigt…

Am Mittwoch treffe ich mich mit dem Musiklehrer, weil wir den "Rägebögeler" gemeinsam einstudieren wollen. Ich habe diesen ins Englische übersetzt und wir möchten diesen bei der Einweihung des neuen Gebäudes präsentieren. Es ist lustig, wir üben 45' zusammen, bis er sitzt.

Heute Donnerstag haben unsere Kinder ausnahmsweise schulfrei, denn wir holen mit Ravi und dem Fahrer zusammen Ann aus Irland vom Flugplatz in Varanasi ab. Die Kinder freuen sich extrem, dass sie nicht zur Schule müssen … Wir fahren um 09.40h ab und als Sangeeta während der Fahrt telefoniert, um zu überprüfen, ob der Flug pünktlich ist, kommt die unerwartete Nachricht, der Flug sei annulliert(Piloten-Streik)!!! Oje, was nun? Wir fahren in der Stadt zum Schalter von Air India und die geben uns zwei Tel. Nr. von Jet Aviation. Jet Aviation - das wäre Ann's Fluggesellschaft gewesen - hat die Passagiere auf andere Flüge verteilt, sie werden später eintreffen. Mehr können sie uns auch nicht sagen. Die Kinder und ich entscheiden, wir werden trotzdem zum Flugplatz gehen und uns einfach auf eine lange Warterei einstellen. Da sind unsere Kinder einfach super, in solchen Situationen … Sangeeta erledigt einiges in der Stadt und fährt - je nach dem - wieder mit uns zurück. Am Flughafen setzen wir uns zusammen mit Ravi unter einen Baum und würfeln. Wenn wir in der Empfangshalle warten wollten, müssten wir 30 Rupien pro Person bezahlen … Also bleiben wir draussen, es ist angenehm. Ich staune, als nur zwei Stunden später als erwartet, Ann schon landet. Sie kommt mit "Kingfisher-Airlines" an und sofort wachsen in mir Riesengelüste nach einem kühlen Kingfisher-Bier (Sebi...). Zwar kein Kingfisher Bier, dafür eine andere kühle Überraschung erwartet uns, als wir Sangeeta in der Stadt abholen: Sie lädt uns alle zu einer Glace ein. Mmh, so lecker! Ann nimmt keine, sie sagt, das sei eines der grössten "No-no's". Kann schon sein, sie ist ja erst gerade gelandet, aber unsere Mägen sind ja jetzt schon einen Monat Indien gewöhnt und haben schon einiges durchgemacht… Das Eis schmeckt einfach himmlisch. Ich habe keinen Moment bedenken, dass jemand von uns eine "Magendarm-Sache" dabei aufliest. Kurz vor 16.30 h sind wir wieder zu Hause im Kiran.

Jetzt ist Freitag und es ist der erste Tag in dieser Woche wo wir wieder Strom haben, so richtig, überall, nicht nur über die Notstromaggregate! Ihr wisst auch, was das heisst: Der Pool kann gefüllt werden! Natürlich ist es am Morgen noch regnerisch und kühl, aber das stört mich überhaupt nicht, denn ich habe das Baden erst auf den Nachmittag geplant und bin voller Zuversicht, dass es bis dann schön wird. Der Pool ist am Morgen schon gefüllt, Sangeeta sei Dank! Tatsächlich kommt der "UKG" also der Upperkindergarden als erste Klasse in den Genuss vom Schwimmen. Es sind 14 Kinder und zwei Lehrerinnen. Wir haben fünf Paar Schwimmhilfen und machen drum drei Gruppen. Die Assistentin kommt von Anfang an mit ins Wasser, die Lehrerin schaut von aussen zu. Die Kinder sind total aus dem Häuschen: Kaum im Wasser, sind sie nicht mehr zu bremsen. Ich will noch ein, zwei Spiele mit ihnen machen, bevor sie selber rumschwaddern können, aber das kann ich glatt vergessen. Sie sind einfach nur glücklich im Wasser und geniessen es total. So schön! Plötzlich steht auch die Lehrerin bis zu den Oberschenkeln im Wasser, in ihrem Sari. Ich staune nicht schlecht. Als die Assistentin zu mir kommt und sagt, ich solle ihr helfen, merke ich erst, dass die Lehrerin gar nicht schwimmen kann. Zu zweit halten wir sie an den Armen fest und die Lehrerin nimmt ihren ganzen Mut zusammen und kommt mit uns ins Wasser. Sie ist total verunsichert, will aber ganz fest. So schön, als sie mit uns drin ist, freuen sich alle Kinder und sie selber hat schlussendlich auch den Plausch im Pool. Eine tolle Stunde für die Kinder und die Lehrerinnen. Ich freue mich schon auf die nächsten Klassen :-).
Heute Abend besuche ich mit den Mädchen wieder einmal die Yogastunde. Es ist erst die Zweite seit unserer Ankunft und sie tut mir gut. Zwischendurch ist es zwar mehr ein Turnen und einige der Mädchen jammern etwas. Yogalehrer Ranjeets Kommentar: "No pain no gain" … Also ungefähr: Wenn's nicht schmerzt bringt es nichts ... Tja, da bin ich nicht ganz seiner Meinung, aber was soll's. Als wir noch die Brücke machen, setzt er einem älteren Mädchen einfach ein kleineres Mädchen auf den Bauch - das fand ich ziemlich "heavy" (was meinst du dazu Pia?). Werde nach Möglichkeit weiter ins Yoga gehen, nimmt mich Wunder, was noch so kommt…
Bei der Abschlussmeditation habe ich nicht mehr hingehört, da hat er auf Hindi geredet und ich habe versucht, in mich hinein zu hören. Am Ende der Stunde hat er mich gefragt, was ich zu seinen Worten gemeint hätte, vom Dunkel, den Sternen und dem Licht. Da habe ich ihm geantwortet, ich hätte nicht zugehört, er hätte es ja auf Hindi erzählt. Mit grossen Augen hat er mich angeschaut und gesagt, er hätte es extra noch auf Englisch übersetzt für mich… Ups, tja, manchmal tönt das Englisch hier halt gar nicht so viel anders als Hindi…
(Claudia)

Am Dienstag fahren Samuel, Louis und ich mit dem 15.00 h Schulbus nach Varanasi, mit zwei Zielen vor Augen: Sämis Brille und meine SIM-Karte. Der Bus ist proppenvoll und so gibt es eine Stehfahrt in die City, was uns aber nichts ausmacht, obwohl es sehr heiss ist. Die Freude über den Ausflug in die Stadt und die leuchtenden Kinderaugen überwiegen. Wie vereinbart lässt uns Chauffeur Peter noch vor Lanka aussteigen und wir finden auch prompt Sämis Brillenladen wieder. Die Brille ist wirklich ready. Angepasst, wie wir das von der Schweiz her gewohnt sind, wird sie nicht, aber man kann ja nicht alles verlangen bei einem Preis von 450 Rupien (inkl. robustem Etui). Mit der Brille in der Tasche oder besser gesagt auf der Nase, machen wir uns auf zum Suryoday, wo Annu bereits auf uns wartet. Eigentlich wollte er zusammen mit mir mit dem Motorrad zum Handy-Shop fahren, aber die Jungs möchten natürlich auch mit und so gehen wir zu Fuss. Unterwegs hält eine Auto-Rickshaw an und der Fahrer fragt Annu nach dem Weg. Hinten sitzt eine sichtlich entnervte Blondine, die nicht begreift, warum der Fahrer schon wieder anhält um nach dem Weg zu fragen. Sie sagt nur mit aufgewühlter und bestimmter Stimme: "I - just - want - that - you - drive - on!!! Just - drive - on!!!" Die Arme ist sichtlich etwas "am Anschlag", kurz vor dem Explodieren oder Hyperventilieren. "Cool down baby, we are in India and especially in Varanasi. So what?", aber das denke ich natürlich nur und sage nichts. Die Rickshaw ist sowieso schon wieder weitergefahren. Annu und ich schauen einander kurz an und lächeln. "She seemed to be a little bit nervous..."
Im BSNL-Shop bin ich dann froh, dass Annu mit uns ist, das Englisch des Angestellten ist very special und vor allem ist das auszufüllende Formular in Hindi. Es braucht noch ein paar wenige Angaben, dann etwa 3 Unterschriften auf dem Formular und weitere auf meinen beigelegten Papieren, das heisst auf dem Bestätigungsschreiben vom Kiran, auf meiner Passkopie und sogar meine Rübe auf meinem Passfoto muss ich noch mit meiner Unterschrift verunstalten. Ich komme mir vor wie ein Star bei einer Autogrammstunde...
Zurück im Suryoday verabschieden wir uns von Annu und gehen noch in den Krishna-Shop einkaufen. Dort begrüsst man uns lächelnd, gehören wir doch bereits zu den Stammkunden. Nutella, Zahnpasta, Konfitüre, getrocknete Früchte, Schokolade (Sangeeta hat uns diese beim Schoggispiel schmackhaft gemacht) und ein paar andere kleine Sachen und schon ist fast wieder ein Kiran-Monatslohn weg... Dann gehen wir noch bei Bablu vorbei und genehmigen uns einen frisch gepressten Mosambi-Drink, der sogar unserem Louis schmeckt, obwohl es wie bei jedem frisch gepressten Fruchtsaft so "Schlämpe" oder "Stückli" drin hat. Übrigens haben wir bis vor kurzem gemeint, diese Früchte, welche eine Mischung zwischen Orangen und Zitronen sind, würden Mozambique heissen. Sie heissen aber Mosambi, wie ich später feststelle, als ich für die Food Preservation-Rezepte im Internet nach dieser Frucht google.
Der Kiran-Bus hält wie von Bablu versichert auch vor seinem Früchtestand, so dass wir nicht extra ins Suryoday rüber laufen müssen und gleich hier einsteigen können. Auf der Fahrt quatscht mich ein anderer Fahrgast auf Hindi an und wir kommunizieren miteinander über die Kinder, so gut es eben geht. Am Anfang ist das ganz lustig, aber mit der Zeit wird der Typ langsam mühsam und beginnt mich immer zu drängen, ihm Geld zu geben. Das ist etwas, was ich partout nicht mache und das scheint der Arme halt nicht ganz zu begreifen. Immer wieder kneift er mich und quasselt mich voll mit Hindi. Auf mein Englisch scheint er nicht zu reagieren und langsam wird es mir zuviel. So mache ich ihm auf gut Schwizerdütsch klar, dass er jetzt mit dem "Gstürm" und der Kneiferei aufhören soll... und es wirkt! Er gibt endlich etwas Ruhe.
Beim Bypass gibt es wieder den obligatorischen Halt. Indische 10 Minuten, die jeweils etwa eine halbe Stunde dauern. Sämi bleibt im Bus und Louis und ich gehen noch Tomaten und Ingwer bei meiner Stammgemüseverkäuferin einkaufen. Diesmal gibt sie mir sogar noch etwas Chili gratis dazu mit. Ich habe irgendwo gelesen, dass das so sei, wenn man viel Gemüse einkaufe. Ist doch nett, oder? Bei den Eiern haben wir weniger Glück. Ich weiss, dass der Eierpreis eigentlich bei 3 Rupien pro Stück liegt. Der erste Händler will aber 4 Rupien. Wir lehnen dankend ab. Der Zweite will 3,5 Rupien oder für 30 Stück 100 Rupien. Das liegt immer noch über den 3 Rupien und so gehen wir in den Bus zurück und schicken dann JayDee, er solle uns einen Karton, also 30 Eier holen. Aber auch bei ihm gibt es unter 100 Rupien nichts zu haben. Bald ist das Deepwali-Fest und schon Bablu hat mir gesagt, dass die Preise deswegen gestiegen seien. Nächsten Monat gingen sie dann wieder runter. Ja, ja, ich weiss, alle die jetzt die indischen Eierpreise mit den schweizerischen vergleichen, denken wohl, was macht der für Anstalten wegen einer Rupie Preisunterschied? Aber ich will mich hier bestmöglich integrieren und dazu gehört halt auch, sich mit den Preisen auseinanderzusetzen und nicht einfach mehr zu bezahlen, nur weil ich eine andere Hautfarbe habe.
Auf der Heimfahrt holpert es natürlich wie gewohnt sehr und plötzlich liegen unsere Eier am Boden. Glücklicherweise sind sie aber gut verpackt, oben und unten Eierkarton und mit einer Schnur zusammengebunden, so dass schlussendlich nur 2 Stück angeknackst sind, wie Louis zu Hause beim Öffnen feststellt.
(Rémy)

Sonntag, 6. September 2009

Neue Brille - Kiran-get-together - Teachers Day - Alltag...

Auf dem Rücken liegend, nur mit einem Hüfttuch bekleidet (halt wie ein richtiger Inder...), eine Hand unter dem Kopf, die andere auf meinem Bauch, so versuche ich mich zu entspannen und meinen Magen wieder ins Lot zu bringen. Ich liege auf dem Wohnzimmer-Bett, der Ventilator bläst angenehme Kühle zu mir rüber, draussen ist es bereits dunkel, hier drin habe ich mir nur schwach Licht gemacht. Ruhig, tief und entspannt atmen und die überschüssige Energie im Magen langsam nach unten bringen, in die Beine, so dass sie über die Füsse aus meinem Körper wegfliessen kann. Ist eigentlich noch schön, so ein bisschen Meditieren. Aber schöner wäre es jetzt zusammen mit der Kiran Family in der Kantine zu sitzen und Gemüse zu rüsten, dann gemeinsam einen Film anschauen und anschliessend zusammen zu essen. Immer am ersten Freitag im Monat wird dieses gemütliches Zusammensein (Kiran-get-together) der ständigen Kiran-Bewohner zelebriert. Und ich verpasse es bereits beim ersten Mal... Tief atmen, die Energie rausfliessen lassen. Es funktioniert allmählich. Wenigstens.
Komisch, eigentlich bin ich an diesem Freitag, wie schon die ganze Woche topfit, es ist zwar wiederum brutal heiss und auch die Leute hier leiden unter der Hitze, aber es geht mir gut. Kurz vor Mittag, kommt Louis bei mir vorbei. Er schreibt eine E-Mail an seine Klasse fertig und wir gehen dann "ausnahmsweise" zusammen in die Kantine essen. Normalerweise essen die Kinder ja in der Schule oder nehmen in unserem Haus etwas Kleines. Dass Louis heute mit mir isst, haben wir am vorigen Abend gemeinsam abgemacht. Denn beim ins Bett gehen, hat Louis eine grosse Heimwehkrise. Er kann sich fast nicht erholen. Ist halt schon ein dünnhäutiges Kerlchen, unser Louis. Wenn mal etwas nicht wie gewohnt läuft, wirft das ihn immer wieder aus der Bahn und er reagiert gereizt. Das führt dann oft zu Auseinandersetzungen mit den Geschwistern oder mit den Eltern. Und wenn man tausende Kilometer von seiner Heimat entfernt ist, ist das halt einfach noch schwieriger zu verarbeiten. Claudia arbeitet noch an ihrem Arbeitsplan, ich lese ein Buch und Louis kann sich einfach nicht beruhigen. So schlage ich vor, dass er in mein Bett kommt, um ein bisschen "Nestwärme" zu kriegen und damit die anderen zwei einschlafen können. Wir versuchen gemeinsam Ruhe zu finden. Louis stimmt zu, Bachblütentropfen zu nehmen, die haben bei ihm auch schon genützt. Wenn ich mit meiner Hand seinen Kopf berühre, beginnen die Weinkrämpfe wieder, halte ich meine Hand auf seinem Rücken, kann er sich beruhigen. Es ist nicht immer einfach, in solchen Situationen die Ruhe zu bewahren. Heute gelingt es aber, Louis beruhigt sich und geht dann sogar in sein eigenes Bett einschlafen.
Ja, und anderntags beim Essen in der Kantine ist auch alles wieder "in Butter" (oder müsste man hier sagen "im Reis" oder "im Dhaal"?). Ich esse noch Louis Gemüsereste und beim Abwasch ertönt schon wieder die Schulglocke, so dass Louis mit einem verschmitzten Lächeln abzischt, da ich nun seinen Teller abwaschen muss. Glück gehabt! Zurück im Büro, wo ich noch einige administrative Arbeiten zu erledigen habe, beginnt sich mein Bauch dann langsam zu blähen. Hm, habe wohl doch etwas zuviel gegessen? Das wird schon wieder... Plötzlich kommt Wind auf, die Vorhänge meines Büros beginnen zu flattern und draussen beginnt es tosend zu regnen. Eigentlich wollte ich noch ins Büro zu Santosh und dann noch zu Sangeeta. Keine Chance! An ein Rausgehen ist nicht zu denken. So bleibe ich sitzen. Mein Magen gibt keine Ruhe. Knapp vor drei Uhr hört der Monsun draussen wieder auf. In meinem Bauch geht er weiter. Ich sage mein Treffen mit Vinod ab und gehe nach Hause, lege mich hin, aber es hilft nicht viel. Ja und dann greife ich zu meinem alt bewährten Hausmittel... Die Erleichterung ist spürbar, das Ganze aber noch nicht überstanden. So liege ich also da und lasse die Woche noch einmal Revue passieren.
Da ist mal die Geschichte mit dem Tischtennistisch. Zuerst mache ich einen Plan für einen Holztisch. Dann kläre ich ab, ob man den Tisch nicht aus Beton machen könnte. "No problem!", meint Antu, der Verantwortliche für sämtliche Unterhaltsarbeiten. Aber wohin soll der Tisch kommen? Am Mittwochabend bespricht Satish, der verantwortlich für das Outreach-Hostel ist, die Sache mit den Trainees (Lehrlingen), die dort wohnen, und mit Ranjeet, dem Leiter des im gleichen Bereich liegenden Boys-Hostels. Anderntags gehe ich zu Satish, um zu hören, was dabei rausgekommen ist. In seinem Büro bittet er mich hereinzukommen, merkt sofort, dass ich am Schwitzen bin und bietet mir einen Platz unter dem kühlenden Ventilator an, den ich dankend annehme. Er beginnt, mir ausführlich den Stand der Dinge zu erläutern. Satish ist Bramahne, also Angehöriger der obersten Kaste. Seine Art und Weise und seine Ausstrahlung mag ich sehr, schon beim ersten Aufeinandertreffen, war er mir sehr sympathisch. Er redet immer sehr ruhig, langsam und respektvoll. Sein Gesicht strahlt Würde und gleichzeitig auch eine Fröhlichkeit aus. Er begegnet den Leuten immer mit einem Lächeln. Fazit der gestrigen Besprechung ist, dass eigentlich alle einen Tischtennistisch möchten, jedoch den grossen Platz vor dem Hostel, wo Kricket und Badminton gespielt wird, nicht noch mehr einschränken möchten. Ich schlage dann vor, dass wir gemeinsam, das Areal nochmals besichtigen, um eventuell doch noch eine Alternative zu finden. So spaziere ich in der brütenden Mittagshitze dieses Mittwochs zum Outreach-Hostel und merke, wie die Sonne hier ausserhalb des grünen Kirans, noch viel brutaler ist und erbarmungslos auf Mensch, Tier, Vegetation und Erde runterbrennt. Zusammen mit Satish gehen wir nochmals über das Gelände und finden schliesslich einen optimalen Platz, wo der Tischtennistisch in Betonausführung hingebaut werden könnte. Abends, vor dem Nachtessen informiere ich noch Ranjeet darüber. Dessen Begeisterung scheint nicht gerade überschwänglich zu sein, aber für uns Europäer ist es oft auch etwas schwierig abzuschätzen, wie die Stimmungslage bei den Indern ist. Wenn diese als Zeichen der Zustimmung ihren Kopf, ähnlich unserem Kopfschütteln, wortlos hin und her neigen, so scheint das für uns eher ein "Nein" oder höchstens ein nicht gerade begeistertes "Na also halt, meinetwegen" zu sein, was natürlich überhaupt nicht stimmt. Am nächsten Tag will ich Sibylle noch über den Stand der Tischtennistischgeschichte informieren und da ist schon wieder alles anders. Im Outreach-Hostel ist man jetzt trotzdem noch nicht ganz so überzeugt von der Betonvariante und möchte, dass noch ein Kauf oder Bau eines mobilen, zusammenklappbaren Tisches abgeklärt wird. So entscheiden wir uns mal dafür, dass zuerst im Kiran selber ein Betontisch gebaut wird, den man sich dann auch "in real" anschauen und ausprobieren kann, bevor nochmals über die Standortfrage und die Ausführung für das Outreach-Hostel diskutiert wird. Ein Kauf kommt eigentlich nicht in Frage, da diese Tischtennistische hier in Indien zwar auch erhältlich, aber praktisch gleich teuer wie in der Schweiz sind. Den lauschigen Platz im Outreach-Hostel fände ich wirklich optimal, aber ich begreife auch, dass das halt etwas Zeit braucht. So suche ich zusammen mit Antu einen machbaren Platz im Kiran aus und bespreche das Vorhaben anschliessend noch mit Sangeeta, die als Direktorin das Ganze absegnet. Ich bin ja mal gespannt, wie's weitergeht.

Am Mittwoch, kommt Samuel zu mir ins Büro und klagt über seine Augen. Er müsse jetzt glaub wirklich die neue Brille haben. Seit ein paar Wochen trägt Sämi seine zu kleine und nicht mehr genügend starke Brille nicht mehr, da wir uns nach dem Besuch bei der Augenärztin entschieden haben, erst in Indien eine neue zu kaufen. Lange ging das gut, aber jetzt scheint die Zeit für eine neue Brille reif zu sein. Ich schicke ihn zu Sangeeta, um wegen einer Adresse eines Optikers zu fragen. Er kommt zurück und sagt, Sangeeta fahre eh noch an ein Meeting in die Stadt und wir beide könnten gleich mitkommen. So fahren wir dann im Jeep in die Stadt und gehen zum Optiker. Natürlich sieht dieses Geschäft ziemlich anders aus, als bei uns in der Schweiz, wo alle Brillengestelle fein säuberlich an der Wand präsentiert werden. Als der Optiker das Brillenrezept liest, heisst es wieder einmal "No problem!". Und als es dann ums Aussuchen des Brillengestells geht staunen wir, was aus den einfach aufeinander getürmten Schachteln alles für Modelle zum Vorschein kommen. Nochmals staunen wir, als die Frage kommt, ob wir Echtglas oder Kunststoffgläser wollen? Und definitiv sprachlos sind wir dann beim Preis. Ich erinnere mich, wie ich beim Aussuchen meiner eigenen Brille auch jeweils auf das Preisschild am Gestell geschielt habe. Und Sämi sagt, dass seine letzte Brille etwa Fr. 500.00 gekostet habe. Wenn man diese Summe einfach in Rupien nimmt, ist das immer noch zuviel. Die ganze Brille kostet nämlich sagenhafte 450 Rupien, also etwa Fr. 10.00!!!!
In zwei Tagen soll die Brille abholbereit sein. Unglaublich. Wenn jetzt dann die Qualität auch noch stimmt, und daran zweifle ich eigentlich nicht, dann werde ich mir vielleicht auch noch die eine oder andere Brille gönnen...
Mit Sangeeta besuchen wir noch einen Laden, in dem es Musikanlagen (Verstärker, Mixer, Boxen etc.) gibt oder geben soll. Die Anlage für die Prayer-Hall und für die diversen Auftritte anlässlich von Feierlichkeiten, muss ersetzt werden und wir wollen uns darüber etwas "gescheit" machen. Wenn ihr euch ein Bild von diesem Laden machen wollt, dann vergesst einfach alles, was ihr unter einem Radio-TV-Geschäft oder so etwas ähnlichem im Kopf habt. Schliesslich kriegen wir einen Prospekt zum Mitnehmen. Zwar nicht der aktuellste und auch ohne Preisliste, aber immerhin. Als Basis für die Neuanschaffung hatten wir bisher nur ein handgeschriebenes Blatt mit wenig aussagenden Beschreibungen, dafür mit Preisen. Auf der Fahrt zum Suryoday, wo der Kiran-Bus uns nach Hause mitnehmen wird, spendiert uns Sangeeta noch einen frisch gepressten Moçambique-Saft, der vorzüglich schmeckt.

Es ist jetzt Sonntag, die Schweiz hat gegen Griechenland 2:0 gewonnen. Oleoleole!. Wir sind alle ausgeschlafen (Sämi, Louis und ich haben bis kurz vor Mitternacht vergeblich versucht, mittels Live-Stream im Internet das Spiel mitzuverfolgen) und meinem Magen geht es für indische Verhältnisse wieder bestens. Ohm...
(Rémy)

Nach der Dienstag-Abend-Andacht ist es üblich, dass sich alle Frauen noch treffen zum "Frauenabend". Letzte Woche bin ich nicht gegangen, kam irgendwie etwas überraschend für mich. Als mich aber heute Aradana extra einlädt, kann ich die Einladung natürlich nicht ausschlagen, und mal etwas Distanz zur Familie für einen kurzen Moment kann auch nicht schaden ... So verabschiede ich mich kurz nach 19h von meiner Familie und mache mich zusammen mit Sangeeta auf zum ersten, indischen Frauenabend. Aradana wohnt mit ihrer Familie hinter dem Boys-Hostels in dem grossen Gebäude, wo auch die Lehrlinge und die Outreach-Children wohnen. Auf dem Flachdach in der Grösse der ganzen Hausfläche befindet sich die wunderschöne Terrasse auf welcher wir unsere Leckereien einnehmen. Es gibt zuerst hauchdünne, frittierte, ca. Ping-Pong-Bälleli grosse Kugeln, welche mit den Daumen aufgebrochen werden, gefüllt mit feinen Leckereien und dann noch einen Gutsch bouillonähnliche Flüssigkeit drüber. Nachher gibt es Brötchen, die mit Kräutern gefüllt sind und auch wieder leckere Saucen dazu. Es ist einfach köstlich und die Frauen geben sich immer extrem Mühe, wenn Besuch kommt. Wie immer hier in Indien, kaum gegessen, ist die Party auch schon wieder over. D.h. nach dem Essen geht man sofort wieder Nachhause. Sybille lädt mich spontan noch zu sich ein (sie wohnt im gleichen Gebäude) und es ist schön, noch kurz mit ihr etwas auf schweizerdeutsch zu plaudern ...

Was diese Woche sonst noch so passiert ist:

Einer der Hunde hat es nun geschafft, auch noch meinen zweiten Flip-Flop zu schnappen. Die Kinder haben den Flip-Flop zwar wieder gefunden auf dem Gelände, aber nicht mehr brauchbar!

Es hat Hundenachwuchs im Kiran gegeben: Zuerst hat "Julie" 4-5 Junge geboren, auf dem Spielplatz, unter dem Holzrost eines Spielgerätes, ca. 2 Tage später ein anderer der unzähligen, herumstreunenden Hunde - in der Betonröhre vom Spielplatz, 8 Junge ... Die Kiran-Kinder schleppen die jungen Hunde auch schon herum und ich staune nur, dass die Hundemütter sich nicht wehren! Alice durfte schon einen Welpen wieder zur richtigen Mutter zurückbringen, da die Kinder diesen einfach zur falschen Mutter gelegt haben ...

Seit gut einer Woche haben die Kinder und ich Fleischgelüste: Sämi träumt von Dürüm und Hot-Dogs, Alice träumt von Salami und Salamettlis, Louis von Spaghetti Carbonara und ich habe ganz allgemein Gelüste ...

Die Arbeiter haben diese Woche statt erst um 05.00 Uhr am Morgen einmal bereits um 04.00 Uhr angefangen!!! Wahnsinn. Das Depot der Armierungseisen, Backsteine etc. befindet sich sozusagen in unserem Garten. Wenn sie dann so mitten in der Nacht anfangen das Eisen zu bearbeiten, sind wir jeweils auch wach. Am Anfang dachten wir noch, es sei bei den Kindern im Zimmer etwas heruntergefallen, jetzt hören wir, wie sie anfangen mit arbeiten, um kurz darauf wieder einzudösen ...

Diese Woche sind wir zweimal nicht schon um 21h im Bett gewesen! Es scheint sich eine Änderung unserer Schlafgewohnheiten anzubahnen. Am Freitag, Grospapa's Geburtstag, waren wir erst um 22.30h im Bett und nach Anmol's Geburtstag wurde es für die Männer auch sehr spät, wegen dem Fussballspiel ...

Am Kiran-get-together wollte ich um 17h in die Küche, um mitzuhelfen Gemüse zu rüsten. Es waren aber erst zwei Männer da, welche Knoblauch gerüstet haben und sie sagten mir, es gäbe nichts anderes zu tun. So um 18h kamen dann die Frauen. Das Gemüse von der Stadt war aber immer noch nicht da und so haben sie mal die vorhandenen Kartoffeln vorbereitet und den Reis verlesen (reinigen von diversem, was nicht reingehört). Kurz vor 18.30h ist das langersehnte Gemüse dann eingetroffen, und wir können mit der Rüsterei beginnen. Das Nachtessen wird heute sicher etwas später eingenommen. Das macht aber nichts, denn in der Andachtshalle wird der Beamer installiert und es wird heute ein Film gezeigt. Wir glauben's kaum, aber sie zeigen tatsächlich, den Film "Mr. Bean's holiday". Das freut unsere Kinder natürlich riesig und wir geniessen es alle, wieder einmal einen Film zu schauen. Als das Abendessen dann bereit ist, wird der Film unterbrochen und die Fortsetztung folgt dann in einem Monat, beim nächsten "Kiran-get-together".

Am Samstag ist "Teachers day", d.h. ausnahmsweise Schule für alle. Zuerst sind unsere Kinder nicht so begeistert, dass sie nicht frei haben. Wir erklären ihnen aber, dass sie sicher spezielle Sachen machen werden und es bestimmt lustig wird. Die Klassen dekorieren ihre Schulzimmer dann bunt mit Girlanden (ältere Schülerinnen helfen den Kleinen), Fähnchen und Ballonen, während die Lehrkräfte Sitzung haben. Um ca. 13.30h werden dann alle Lehrkräfte in der Andachtshalle erwartet und alle dürfen ausnahmsweise auf einem Stuhl sitzen!
Es gibt dann Tänze, Sktetche, Texte und es wird ganz schön heiss und durstig. Ich bewundere die Kinder - vor allem unsere - wie sie da fast 1.5h still im Schneidersitz in ihrer Reihe sitzen können, wo's mir auf dem Stuhl schon bald mal unbequem wird ... Anschliessend bekommen die Erwachsenen einen Snack in der Bibliothek, die Kinder gehen in ihre Klassenzimmer und zeigen den Lehrpersonen das dekorierte Schulzimmer und sie bekommen ein Geschenk von den Kindern überreicht. Sämis Klasse hat sogar eine wunderschöne Torte organisiert. Den Rahm schmieren sie ihrer Lehrerin zuerst ins Gesicht, dann füttern sie die Lehrerin der Reihe nach mit dem Kuchen. Als Geschenk haben sie ihr eine Götterstatue geschenkt. So läuft das also hier in Indien am "Teachers-Day".
(Claudia)



Geburtstag Von Anmol
Samstagabend. Rémy, Alice, und Ich Gehen Schon früher Zu Anmol
Sangeeta Ist Schon Da.
Wir Helfen Ihnen Beim Schmücken und Dann Kommt Schon Claudia und Sämu.
Dann Spielen Wir Noch das "Schoggispiel" . Und dann Packen Wir Die Geschenke Aus. Anmol freut sich über unser Polizeiauto, da wird der ferngesteuerte Bagger vom Papi gerade kurz zweitrangig ... Und Dann Gibt es Schon Den Wunder Schönen Geburtstags Kuchen (den gleichen, wie in Sämis Klasse heute Nachmittag) Hier Noch Ein Foto Von Ihm.



Dann Gibt Es Eine 7 Minütige Pause und Dann Gibt es Schon Das Znacht.
Es Gibt Reis, Dal, Tschapati mit Kartoffeln Füllung. Gleich Danach Gibt es
Das Dessert es Ist Ein Fruchtsalat. Dann Kommt Doktor Moreno.
(Louis)