Am Montag morgen geniessen wir nochmals ein indisches Frühstück, bevor wir dann im Hotel auschecken und uns zu Fuss zum Busbahnhof von Mysore aufmachen. Der Weg ist nicht weit, der Bus steht schon bereit und wir sind froh, wird es nur eine kurze Busfahrt von 5 Std. werden.
Wir müssen bei diesem Gedanken etwas Schmunzeln, denn in der Schweiz wäre das schon eine halbe "Weltreise" mit viel Vorbereitung, Proviant einpacken und schauen, wie die Kinder möglichst lange zufrieden gestellt werden können...
Die Fahrt ist sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Schon bald durchqueren wir den Bandipur Nationalpark und schauen gespannt aus den Fenstern. Tatsächlich erspähen wir einige Pfauen und Elefanten. Für die Tiger halten wir aber vergebens Ausschau!
Der letzte Teil der (ansonsten angenehmen) Fahrt geht in die Berge und wird ganz schön kurvig. Der Chauffeur nimmt die vielen Haarnadelkurven in flottem Tempo, sodass unsere Kinder diese total geniessen können. Sie stehen zwischendurch auf und halten sich nur an den Stangen fest, um das volle "Achterbahnfahrt-Feeling" zu erleben. Mein Magen fährt auch ganz schön Kurven und ich bin froh, bleibt alles da, wo es sein soll!
Nach einiger Zeit des Rätselns finden Rémy und ich sogar heraus, dass die vielen, kleinen Büsche wohl Teeplantagen sind. Als wir durch Eukalyptuswälder fahren riecht es angenehm frisch und wir erfreuen uns der schönen Natur.
In Ooty angekommen lotst uns Rémy einmal mehr souverän zu unserer neuen Bleibe. Dieses Guest-House hält wirklich, was es laut Reiseführer verspricht und der Gipfel: Wir haben sogar ein kleines Gärtchen vor unseren Zimmer, mit Rasen, Geranien, Tageten - so schön.
Leider werden wir nicht dazu kommen, dieses zu geniessen, denn Ooty – obwohl früher sicher mal ganz schön – ist heute "potthässlich" geworden, mit vielen "neuen" Bauten, die aber leider nicht aufeinander abgestimmt wurden! Da es aber auf 2000 m.ü.M. liegt, ist es noch heute für viele Inder aus der Mittel- und Oberschicht beliebtes Ausflugsziel. Sie geniessen hier vor allem die kühle Luft. Die geniessen wir auch, als es dann aber noch einen kurzen Platzregen gibt, fröstelt es unsere Kinder sogar! Wir werden diesen Ort möglichst schnell wieder verlassen, denn ausser dem schönen Guest-House hält uns hier nichts mehr.
Heute Dienstag morgen gehen wir gemütlich zum Bahnhof. Wir haben gestern abend noch erfahren, dass unsere Dampflock nur eine kurze Strecke fahren wird, da auf dem zweiten Teil ein Erdrutsch niedergegangen sein soll. Eigentlich haben wir den Umweg über Ooty nur wegen dieser Dampflock-Fahrt gemacht, aber wir haben ja Zeit und nehmens gelassen. So entscheiden wir, dass wir nach Möglichkeit noch heute irgendwie Payyoli erreichen möchten. Trotz heftigen Fahrplan studierens gestern abend, wissen wir noch nicht genau, wie und wann wir dies schaffen werden. Dass heute ein gaaaaaaaaaanz langer Tag werden wird und wir diesen nur in Bussen und im Zug verbringen werden, obwohl sich unsere Mägen noch kaum erholt haben von der Busfahrt von gestern, dessen sind wir uns nicht bewusst!
Rémy geht also die Tickets holen und muss zuerst mal zünftig Schlange stehen. Mit enttäuschtem Gesicht kommt er zurück, weil es nur noch für Stehplätze gereicht hat – da sind wir ja nichtmal so traurig, dass der Zug nur die Kurzstrecke fährt! Als wir dann eingeschleust werden, können wir trotzdem sitzen, warum, das wissen wohl nur die vielen Göttinnen und Götter, die uns immer noch begleiten und beschützen. Wir reisen im "Rückwärtssitzen" – nochmals ein Grund mehr, nicht traurig zu sein, dass die Fahrt nur eine Stunde dauert! Die Aussicht ist nett, kommt uns zwischendurch vor wie im Tessin, aber wahrscheinlich sind wir einfach zu verwöhnt mit unseren Schweizer Bahnen (z.B. Strecke Montreux-Zweisimmen), sodass wir nicht wirklich beeindruckt sind und am Ende dieses Tages sagen werden, "wir hätten auch direkt nach Payyoli fahren können"...
Ich notiere unten noch die Fahrten etc., damit ihr euch ein Bild unseres Tages machen könnt. Alice klagte schon bei der ersten Busfahrt über Bauchweh und wusste nicht, ob sich ihr Magen entleeren will oder nicht, sodass sie subito von einem flotten Inder seinen Fensterplatz erhielt. Das läuft hier so: Wirds jemandem schlecht, Kopf aus dem Fenster, Magen entleeren und weiterfahren! Alice bleibt glücklicherweise verschont, der Fensterplatz alleine hilft schon. Ich schaffe es, zwischen den z.T. sehr kurzen Wechseln, jeweils wieder Guetzli, Wasser und Bananen zu kaufen. Auch Louis Magen ist noch angeschlagen von gestern und hätte heute lieber einen Ruhetag gehabt! Aber wir meistern die ganze Reiserei super. Drum leisten wir uns ganz spontan auch wiedermal einen Abschnitt in einem Touristenbus heute. Der Typ meint zwar wir seien total Gaga, denn er behauptet, die Fahrt sei im Govermentbus nur 5 Rupien günstiger als bei ihnen. So ein Schmarren, aber egal, wir wollen einfach möglichst schnell und möglichst direkt nach Payyoli kommen. Ich bin am Abend auf der letzten Zugstrecke einfach nur noch "kaputt", total verschwitzt, habe Hunger und möchte nur noch schlafen... Einmal mehr staune ich ob unseren Kindern: Kein gezwänge und gemurre, es ist einfach so, wie es ist und mich dünkt, heute sind sie fitter als ich...
Unsere Strecken heute: Rupees SFr.
Ooty – Coonoor Zug 09.00 – 10.00 15 0.35
Coonoor – Coimbattore Bus 11.00 – 13.30 125 2.75
Coimbattore – Thrissur: Touristbus 14.15 – 17.30 900 19.80
Thrissur – Vadakara: Zug 18.20 – 22.30 199 4.35
Vadakara – Payyoli: Ritschka 22.30 – 22.50 160 3.50
Wir freuen uns, als Mr. Singh plötzlich zwischen den Palmen auftaucht und uns abholt, nachdem er vorher dem Ritschka-Fahrer noch letzte Wegbeschriebe über Rémys Handy gegeben hat. Wir sind dankbar um das leckere, warme Essen, duschen noch kurz und fallen alle todmüde ins Bett, glücklich, dass wir unser Ziel Payyoli heue tatsächlich noch erreicht haben!
(Claudia)
Dienstag, 30. März 2010
Sonntag, 28. März 2010
Mysore
Nach einer angenehmen Nacht-Zugfahrt im Sleeper (alle in einem eigenen Bett!!!) kommen wir am Samstagmorgen früh in Mysore an. Zu erwähnen ist übrigens noch, dass wir vorher im Regionalzug von Hospet nach Hubli gefahren sind. Die Fahrt dauerte 4 Stunden und wir bezahlten für alle fünf unglaubliche 90 Rupien, also etwa 2 Franken. Wenn ich daran denke, dass man bei uns für dieses Geld nicht einmal zur nächsten Bushaltestelle fahren kann...
Mit einem Taxi fahren wir zum ersten Low-Budget-Hotel, welches wir in unserem Reiseführer ausgesucht haben. Und bald zeigt sich, dass dieser nicht mehr ganz auf aktuellstem Stand ist. Das billige Travellerhotel mit nur 8 Zimmer hat sich inzwischen in einen supermodernen Luxustempel verwandelt und die Preise sind dementsprechend ausserhalb unseres Budgets. Ein Rikschafahrer bietet uns an, uns für 15 Rupien ein paar Hotels zu zeigen. Das nächste auf unserer Liste ist nur noch eine Ruine, wie uns der Rikschafahrer versichert und uns beim Vorbeifahren auch noch zeigt. Okay, der Typ erzählt uns keinen Schmarren. Nach dem "Besichtigen" von 4 Hotels entscheiden wir uns für das Chandra Palace. Und weil sie vielleicht "zu müde" sind, um noch zusätzliche Matratzen ins Zimmer zu schleppen, kriegen die Kinder für einen Aufpreis von 100 Rupien sogar ihr eigenes Zimmer (oh Schreck, mit TV und Dauerstrom – die armen Kinderchen). Trotz verführerischer Flimmerkiste machen wir uns auf die Socken, um die Stadt zu erkunden. Als erstes besuchen wir den Devaraja-Markt, der zu den farbenprächtigsten in Südindien gehört. Schon bald bleiben wir an einem Duftöl- und Räucherstäbchen-Stand hängen und lassen uns das Ganze drum und dran erklären. Der Typ ist sehr sympathisch und auch sehr clever. Also das geht so: Zuerst wird man von einem Typen ganz zufällig nach dem üblichen "which-country"-Muster angehauen. Dieser führt einen dann zu diesem Marktstand und dort wird als Erstes ein Schweizer Gästebuch gezeigt. Der Typ hat doch tatsächlich von unzähligen Ländern solche Gästebücher. Von allen Kunden macht er ein Foto, die dann zu den Einträgen geklebt wird. Das wirkt natürlich super. Zum Schluss wird dann versichert, dass es sich um einwandfreie Ware handelt und wir ja nicht bei den anderen Ständen einkaufen sollten, wo die Ware zum halben Preis angeboten wird, weil die die feinen Düfte panschen und so weiter und so fort... Ja, wir werden dann wohl erst zu Hause merken, ob's stimmt oder nicht. Wir schlendern dann noch etwas durch den Markt und knipsen, was das Zeug hält.
Mir graut schon jetzt davor, all diese Fotos irgendwann mal auf eine vernünftige Anzahl zu reduzieren.
Nach einem kurzen Abstecher zurück ins Hotel, brechen wir auf zum Highlight von Mysore, dem Maharadja-Palast. Auch hier werden wir weiterhin mit der etwas sehr mühsamen, scheinbar Mysore-typischen Begebenheit konfrontiert: Überall und ständig werden wir angequatscht von irgendwelchen Typen, die uns irgendwas (hier meist Sandalwood-Produkte wie Fächer und Schnitzereien) verkaufen oder zeigen wollen. "Hello, which country?" "Switzerland? Nice place, which part french, german?" Und wenn wir dann "german" sagen, kommt sofort ein "Hallo wie geht's" oder einmal sogar ein "Chuchichäschtli" zurück. Am Anfang ist das ganz kurz noch lustig, aber jedesmal bringst du die Typen fast nicht mehr los. Irgendeinmal kommen wir dann halt aus "Ouagadougou" und die Kerle sind mit ihrem Latein am Ende ;-)
Der Palast ist wirklich ein Highlight. Zuerst müssen wir zwar noch weit um ihn herumspazieren, da nur ein Eingangstor im Süden offen ist. Es ist schon sehr heiss. Die Kinder machen aber tapfer mit, obwohl ihre Eltern ja eigentlich schon ein bisschen "gaga" sind, denn eine Ritschka würde nur etwa 10 oder 15 Rupien kosten. Wahrscheinlich haben sie einen Sparstrumpf gefressen. Nein, wir ziehen das jetzt einfach durch, schliesslich sind wir ja für ein ganzes Jahr ohne Einkommen und da zählt halt jede Rupie. Zudem machen wir ja körperlich sonst gar nichts und so bleiben wir etwas in Form. Als Ausländer müssen wir natürlich wieder das zehnfache Eintrittsgeld bezahlen (200 Rs). Immerhin sind Louis und Alice gratis und ein Audio-Guide ist erst noch im Preis inbegriffen. Wir machen uns darauf gefasst, dass das Ding ja wahrscheinlich sowieso nicht funktioniert. Aber ohalätz! Die Geräte funktionieren einwandfrei, der deutsche Text ist von einem Sprachprofi gesprochen, sehr interessant und auch für die Kinder gut verständlich. Und: die Inder/innen müssen pro Gerät 100 Rupien bezahlen!
Der Palast ist wirklich unglaublich schön und prunkvoll und man fühlt sich zwischendurch wirklich in die "gute, alte" Zeit der Maharajas zurückversetzt. Nachdem der alte Holzpalast 1897 während einer Hochzeitsfeier aufgrund eines Küchenbrandes abgebrannt ist, wurde der neue "feuerfest" gebaut. Und es wurde an keinem Detail gespart. Leider durfte man im Innern nicht fotografieren, aber es gibt ja noch das Internet.
Heute Abend ist der Palast ausnahmsweise für eine halbe Stunde beleuchtet, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen. Obwohl wir vorher nachgefragt haben und natürlich eine andere Antwort erhalten haben, scheint wiederum nur das Südtor offen zu sein. So stehen wir, als die Beleuchtung startet, zwar vor verschlossenen Toren, können aber das Spektakel trotzdem durch die grossen Gitter hindurch sehen. Wow, es ist wirklich wie aus "Tausendundeinernacht"! Und wieder machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Südtor. Dort angekommen und kaum drinnen, gehen die Lichter wieder aus. Zum Trost gibt es ein Eis und eine Ritschka zurück ins Hotel.
Am Sonntag steht unser Ritschkafahrer vom Vortag pünktlich um 10 Uhr vor dem Hotel bereit. Wir haben abgemacht, dass er uns für 300 Rupien, die Sehenswürdigkeiten in und um Mysore zeigt. Als erstes nehmen wir den Chamundi Hill, einer der acht heiligen Berge Südindiens in Angriff. Schon bald merken wir, dass die Ritschka ihre besten Jahre bereits hinter sich hat und sich bei der ersten kleinsten Steigung, welche von Auge eigentlich gar nicht wahrnehmbar ist, schon arg ins Stottern kommt. Etwa so, wie wenn ich mit meiner alten Vespa versucht habe den Weissenstein zu erklimmen. Ich kann fast nicht glauben, dass wir es bis nach oben schaffen. Doch es gelingt. Zum Glück hat es keine Fussgänger unterwegs. Ich glaube, die hätten uns nebst all den anderen Fahrzeugen auch noch überholt. Mit unserem Fremdenführer vereinbaren wir, dass er unten auf uns warten soll. Wir wollen die tausend Treppenstufen nach unten zu Fuss zurücklegen. Oben schauen wir uns das Treiben an. Es hat viele Leute und man will uns auch hier alles mögliche andrehen. Wieder einmal besuchen wir einen Tempel, den Sri-Chamundeshvari-Tempel und bezahlen sogar 20 Rupien, um nicht in einer riesigen Schlange in der brütenden Hitze anstehen zu müssen.
Drinnen dann das selbe Bild, wie wir es auch in Varanasi schon erlebt haben. Massenabfertigung. Wir bleiben nicht lange. Vor dem Abstieg besuchen wir noch das kleine Godly-Museum. Vor dem Eingang hat es ein Plakat mit fürchterlichen Fotos von Menschen mit entsetzlichen Geschwüren und Entstellungen. Moralisch wird im Text darunter darauf hingewiesen, dass man so endet, wenn man Pan kaut, raucht, trinkt etc. "Willst du so enden?!?!" Natürlich müssen wir den Kindern hier einiges erklären... Im Innern werden einem plastisch alle Laster des weltlichen Lebens vor Augen geführt. Es sieht alles sehr kitschig und witzig aus, ist aber total ernst gemeint. Ein Führer, Guru, Priester oder was auch immer erklärt mir unaufgefordert, was das alles zu bedeuten habe. Der meint wohl ich könne nicht lesen?! Und er plappert und plappert und plappert und merkt gar nicht, dass ich ihm nicht zuhöre. Als ich ihn endlich los bin, fragt Claudia ihn nach dem Namen einer dargestellten Figur, welche wir schon draussen im Grossformatgesehen haben.
"It's not important" ist seine Antwort und dann quatscht er Claudia die Ohren voll, während ich mich mit den Kindern mal rausschleiche.
Der Abstieg mit den 1000 Treppen ist gar nicht so schlimm und recht kurzweilig. Es gibt Pilger, die machen das Ganze natürlich von unten nach oben und kennzeichnen jeden Tritt mit roter Pulverfarbe. Unten wartet unser lieber Führer schon und meint, wir hätten einen "long visit" gemacht. Als nächstes will er uns den Palast zeigen, dann noch eine katholische Kirche und dann noch einen Markt, wo wir shoppen könnten. Ich habe ihm schon am Vortag gesagt, dass wir den Palast schon besuchen werden. Katholische Kirchen haben wir zu Hause selber genug und shoppen können wir auch selber. Wir wollen noch etwas aus der Stadt raus, nach Srirangapatna. Das sei aber etwas weit, aber er könne das schon machen. Wir fahren los und er sagt noch etwas von "beim Vorbeifahren können wir noch schnell beim alten Markt vorbei und schauen, wie Duftöl und Räucherstäbchen..." "Nein", das haben wir schon gehabt. Er fährt unbeeindruckt weiter in die für meinen Orientierungssinn nicht ganz richtigen Richtung. Noch einmal fragt er nach, ob wir wirklich nicht Öl... "No!". Und ich merke schon, die Rechnung geht bei diesem Kerl nicht auf. Keine Provision auf dem Ölmarkt und auch keine Provision auf den Privatbussen nach Ooty, denn wir haben ihm schon mehrfach klargemacht, dass wir trotz seinen vielfältigen Gegenargumenten den viel günstigeren staatlichen Bus nehmen. Und so kommt es, wie es kommen muss: Plötzlich hält er an und sagt, wir müssten dort drüben den öffentlichen Bus nach Srirangapatna nehmen, das sei nämlich zu weit und hätte sonst einen Aufpreis von 400 Rupien zur Folge. Sein Programm für 300 Rupien sei hier zu Ende. Wir steigen aus und ich gebe ihm 200 Rupien, die er zuerst gar nicht annehmen will. Es sei nicht sein Problem, wenn wir nicht sein Programm wollen. Ich sage einfach entweder nimmst du die 200 Rupien jetzt oder du lässt es sein. 200 Rupien sind eh schon zuviel für das was du geleistet hast. Schliesslich nimmt er sie grimmig, sein Schuss (Plan) ging wohl ziemlich hinten raus. Louis, dessen Englischkenntnisse ausreichend sind zum Mithören, sagt anschliessend, dass er einen Moment lang noch gemeint hat, das sei ein freundlicher Typ, weil er das Geld (zuerst) gar nicht nehmen wollte.
Für uns ist klar. Mysore ist es für uns nicht wert, noch einen Tag länger zu bleiben. Den Höhepunkt, den Palast, haben wir besucht und seine märchenhafte Beleuchtung können wir heute nochmals eine Stunde lang geniessen.
Bevor wir zum Busbahnhof gehen und für nächsten Morgen die Tickets nach Ooty lösen, müssen wir unseren Hunger stillen. In einem typisch indischen Restaurant nehmen wir alle das Tagesmenu, eine Thali für 30 Rupien. Die Organisation dort ist lustig. Zuerst geht man an die Theke eins, wo man die Bestellung aufgibt. Dann geht man an die Thekezwei, wo der Kassazettel ausgedruckt wird. Mit diesem geht man wieder zurück zur Theke eins, wo man diesen abgibt und bezahlt. Erst dann setzt man sich an den Tisch. Das Essen kommt schnell und schmeckt vorzüglich. Der Hinterhof und die dortige Toilette riechen weniger vorzüglich... Wir diskutieren, mit wem wir wohl in einem solchen Restaurant essen könnten und mit wem eher und mit wem sicher nicht? Wohl die meisten würden schon an der Türschwelle dankend abwinken. Wir amüsieren uns darüber ;-) Als wir zum Dessert noch Glace wollen, wird es kompliziert. Es gibt vier Sorten: Vanilla, Chocolate, Pistak und Rasperry. Alle möchten natürlich zwei verschiedene Kugeln. Das sei nicht möglich, sagt man mir. Es gebe zwar vier Sorten und man könne auch anstatt eine, zwei Kugeln haben, aber immer nur von einer Sorte. Ich versuche zu erklären. Nach kurzer Zeit gebe ich auf und nehme bei meinen Lieben schmunzelnd die neue Bestellung auf. Also jetzt bei Theke eins bestellen, dann mit dem Zettel zu Theke zwei. Der Typ von Theke zwei ist gerade nicht da, da kommt der von Theke eins und nimmt mir den Bestellzettel wieder aus der Hand, geht zu Theke zwei, tippt den Kassenzettel, welchen er mir dann in die Hand drückt. Zurück bei Theke eins will ich ihm das Geld für das Eis geben, aber er sagt mir, dazu müsse er zuerst den Kassenzettel haben. Ich gebe ihm diesen, den er mir doch eben erst gerade noch in die Hand gedrückt hat zurück. Fein säuberlich wird der Kassenzettel auf ein Nagelbrett gesteckt und dann darf ich bezahlen. So geht das! Das Eis schmeckt übrigens vorzüglich. Die Toilette aber... Nein, das hatten wir ja schon!
Anschliessend machen wir noch eine kleine Siesta im Hotel, bevor wir uns zum dritten Mal zum Palast aufmachen.
Rechtzeitig und auf der richtigen Seite warten wir dann um 18.30 h, bis sich die Tore zum Palastpark öffnen. Das Palastorchester steht bereit. Es ist soweit. Im Palast gehen die Innenlichter aus und dann gibt es ein grosses "Oh!" und "Ah!" als die Lichter der Fassade zu leuchten beginnen.
Und die Marschmusik beginnt mit vollem Elan zu spielen. Die Marschmusik-Freunde mögen es uns verzeihen, wir wissen den richtigen Namen dieses ersten Stückes nicht. Aber für uns ist es nach kurzer Diskussion unverkennbar klar: "Fröilein, händ si mys Hündli gseh?"
Wir geniessen die schöne Stimmung im Park, bis die Lichter nach einer Stunde wieder ausgehen. Auf der Terasse des Shilpashri Restaurants stillen wir dann bei Kerzenlicht den letzten Hunger. Ein versöhnlicher Abschluss in Mysore.
(Rémy)
Mit einem Taxi fahren wir zum ersten Low-Budget-Hotel, welches wir in unserem Reiseführer ausgesucht haben. Und bald zeigt sich, dass dieser nicht mehr ganz auf aktuellstem Stand ist. Das billige Travellerhotel mit nur 8 Zimmer hat sich inzwischen in einen supermodernen Luxustempel verwandelt und die Preise sind dementsprechend ausserhalb unseres Budgets. Ein Rikschafahrer bietet uns an, uns für 15 Rupien ein paar Hotels zu zeigen. Das nächste auf unserer Liste ist nur noch eine Ruine, wie uns der Rikschafahrer versichert und uns beim Vorbeifahren auch noch zeigt. Okay, der Typ erzählt uns keinen Schmarren. Nach dem "Besichtigen" von 4 Hotels entscheiden wir uns für das Chandra Palace. Und weil sie vielleicht "zu müde" sind, um noch zusätzliche Matratzen ins Zimmer zu schleppen, kriegen die Kinder für einen Aufpreis von 100 Rupien sogar ihr eigenes Zimmer (oh Schreck, mit TV und Dauerstrom – die armen Kinderchen). Trotz verführerischer Flimmerkiste machen wir uns auf die Socken, um die Stadt zu erkunden. Als erstes besuchen wir den Devaraja-Markt, der zu den farbenprächtigsten in Südindien gehört. Schon bald bleiben wir an einem Duftöl- und Räucherstäbchen-Stand hängen und lassen uns das Ganze drum und dran erklären. Der Typ ist sehr sympathisch und auch sehr clever. Also das geht so: Zuerst wird man von einem Typen ganz zufällig nach dem üblichen "which-country"-Muster angehauen. Dieser führt einen dann zu diesem Marktstand und dort wird als Erstes ein Schweizer Gästebuch gezeigt. Der Typ hat doch tatsächlich von unzähligen Ländern solche Gästebücher. Von allen Kunden macht er ein Foto, die dann zu den Einträgen geklebt wird. Das wirkt natürlich super. Zum Schluss wird dann versichert, dass es sich um einwandfreie Ware handelt und wir ja nicht bei den anderen Ständen einkaufen sollten, wo die Ware zum halben Preis angeboten wird, weil die die feinen Düfte panschen und so weiter und so fort... Ja, wir werden dann wohl erst zu Hause merken, ob's stimmt oder nicht. Wir schlendern dann noch etwas durch den Markt und knipsen, was das Zeug hält.
Mir graut schon jetzt davor, all diese Fotos irgendwann mal auf eine vernünftige Anzahl zu reduzieren.
Nach einem kurzen Abstecher zurück ins Hotel, brechen wir auf zum Highlight von Mysore, dem Maharadja-Palast. Auch hier werden wir weiterhin mit der etwas sehr mühsamen, scheinbar Mysore-typischen Begebenheit konfrontiert: Überall und ständig werden wir angequatscht von irgendwelchen Typen, die uns irgendwas (hier meist Sandalwood-Produkte wie Fächer und Schnitzereien) verkaufen oder zeigen wollen. "Hello, which country?" "Switzerland? Nice place, which part french, german?" Und wenn wir dann "german" sagen, kommt sofort ein "Hallo wie geht's" oder einmal sogar ein "Chuchichäschtli" zurück. Am Anfang ist das ganz kurz noch lustig, aber jedesmal bringst du die Typen fast nicht mehr los. Irgendeinmal kommen wir dann halt aus "Ouagadougou" und die Kerle sind mit ihrem Latein am Ende ;-)
Der Palast ist wirklich ein Highlight. Zuerst müssen wir zwar noch weit um ihn herumspazieren, da nur ein Eingangstor im Süden offen ist. Es ist schon sehr heiss. Die Kinder machen aber tapfer mit, obwohl ihre Eltern ja eigentlich schon ein bisschen "gaga" sind, denn eine Ritschka würde nur etwa 10 oder 15 Rupien kosten. Wahrscheinlich haben sie einen Sparstrumpf gefressen. Nein, wir ziehen das jetzt einfach durch, schliesslich sind wir ja für ein ganzes Jahr ohne Einkommen und da zählt halt jede Rupie. Zudem machen wir ja körperlich sonst gar nichts und so bleiben wir etwas in Form. Als Ausländer müssen wir natürlich wieder das zehnfache Eintrittsgeld bezahlen (200 Rs). Immerhin sind Louis und Alice gratis und ein Audio-Guide ist erst noch im Preis inbegriffen. Wir machen uns darauf gefasst, dass das Ding ja wahrscheinlich sowieso nicht funktioniert. Aber ohalätz! Die Geräte funktionieren einwandfrei, der deutsche Text ist von einem Sprachprofi gesprochen, sehr interessant und auch für die Kinder gut verständlich. Und: die Inder/innen müssen pro Gerät 100 Rupien bezahlen!
Der Palast ist wirklich unglaublich schön und prunkvoll und man fühlt sich zwischendurch wirklich in die "gute, alte" Zeit der Maharajas zurückversetzt. Nachdem der alte Holzpalast 1897 während einer Hochzeitsfeier aufgrund eines Küchenbrandes abgebrannt ist, wurde der neue "feuerfest" gebaut. Und es wurde an keinem Detail gespart. Leider durfte man im Innern nicht fotografieren, aber es gibt ja noch das Internet.
Heute Abend ist der Palast ausnahmsweise für eine halbe Stunde beleuchtet, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen. Obwohl wir vorher nachgefragt haben und natürlich eine andere Antwort erhalten haben, scheint wiederum nur das Südtor offen zu sein. So stehen wir, als die Beleuchtung startet, zwar vor verschlossenen Toren, können aber das Spektakel trotzdem durch die grossen Gitter hindurch sehen. Wow, es ist wirklich wie aus "Tausendundeinernacht"! Und wieder machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Südtor. Dort angekommen und kaum drinnen, gehen die Lichter wieder aus. Zum Trost gibt es ein Eis und eine Ritschka zurück ins Hotel.
Am Sonntag steht unser Ritschkafahrer vom Vortag pünktlich um 10 Uhr vor dem Hotel bereit. Wir haben abgemacht, dass er uns für 300 Rupien, die Sehenswürdigkeiten in und um Mysore zeigt. Als erstes nehmen wir den Chamundi Hill, einer der acht heiligen Berge Südindiens in Angriff. Schon bald merken wir, dass die Ritschka ihre besten Jahre bereits hinter sich hat und sich bei der ersten kleinsten Steigung, welche von Auge eigentlich gar nicht wahrnehmbar ist, schon arg ins Stottern kommt. Etwa so, wie wenn ich mit meiner alten Vespa versucht habe den Weissenstein zu erklimmen. Ich kann fast nicht glauben, dass wir es bis nach oben schaffen. Doch es gelingt. Zum Glück hat es keine Fussgänger unterwegs. Ich glaube, die hätten uns nebst all den anderen Fahrzeugen auch noch überholt. Mit unserem Fremdenführer vereinbaren wir, dass er unten auf uns warten soll. Wir wollen die tausend Treppenstufen nach unten zu Fuss zurücklegen. Oben schauen wir uns das Treiben an. Es hat viele Leute und man will uns auch hier alles mögliche andrehen. Wieder einmal besuchen wir einen Tempel, den Sri-Chamundeshvari-Tempel und bezahlen sogar 20 Rupien, um nicht in einer riesigen Schlange in der brütenden Hitze anstehen zu müssen.
Drinnen dann das selbe Bild, wie wir es auch in Varanasi schon erlebt haben. Massenabfertigung. Wir bleiben nicht lange. Vor dem Abstieg besuchen wir noch das kleine Godly-Museum. Vor dem Eingang hat es ein Plakat mit fürchterlichen Fotos von Menschen mit entsetzlichen Geschwüren und Entstellungen. Moralisch wird im Text darunter darauf hingewiesen, dass man so endet, wenn man Pan kaut, raucht, trinkt etc. "Willst du so enden?!?!" Natürlich müssen wir den Kindern hier einiges erklären... Im Innern werden einem plastisch alle Laster des weltlichen Lebens vor Augen geführt. Es sieht alles sehr kitschig und witzig aus, ist aber total ernst gemeint. Ein Führer, Guru, Priester oder was auch immer erklärt mir unaufgefordert, was das alles zu bedeuten habe. Der meint wohl ich könne nicht lesen?! Und er plappert und plappert und plappert und merkt gar nicht, dass ich ihm nicht zuhöre. Als ich ihn endlich los bin, fragt Claudia ihn nach dem Namen einer dargestellten Figur, welche wir schon draussen im Grossformatgesehen haben.
"It's not important" ist seine Antwort und dann quatscht er Claudia die Ohren voll, während ich mich mit den Kindern mal rausschleiche.
Der Abstieg mit den 1000 Treppen ist gar nicht so schlimm und recht kurzweilig. Es gibt Pilger, die machen das Ganze natürlich von unten nach oben und kennzeichnen jeden Tritt mit roter Pulverfarbe. Unten wartet unser lieber Führer schon und meint, wir hätten einen "long visit" gemacht. Als nächstes will er uns den Palast zeigen, dann noch eine katholische Kirche und dann noch einen Markt, wo wir shoppen könnten. Ich habe ihm schon am Vortag gesagt, dass wir den Palast schon besuchen werden. Katholische Kirchen haben wir zu Hause selber genug und shoppen können wir auch selber. Wir wollen noch etwas aus der Stadt raus, nach Srirangapatna. Das sei aber etwas weit, aber er könne das schon machen. Wir fahren los und er sagt noch etwas von "beim Vorbeifahren können wir noch schnell beim alten Markt vorbei und schauen, wie Duftöl und Räucherstäbchen..." "Nein", das haben wir schon gehabt. Er fährt unbeeindruckt weiter in die für meinen Orientierungssinn nicht ganz richtigen Richtung. Noch einmal fragt er nach, ob wir wirklich nicht Öl... "No!". Und ich merke schon, die Rechnung geht bei diesem Kerl nicht auf. Keine Provision auf dem Ölmarkt und auch keine Provision auf den Privatbussen nach Ooty, denn wir haben ihm schon mehrfach klargemacht, dass wir trotz seinen vielfältigen Gegenargumenten den viel günstigeren staatlichen Bus nehmen. Und so kommt es, wie es kommen muss: Plötzlich hält er an und sagt, wir müssten dort drüben den öffentlichen Bus nach Srirangapatna nehmen, das sei nämlich zu weit und hätte sonst einen Aufpreis von 400 Rupien zur Folge. Sein Programm für 300 Rupien sei hier zu Ende. Wir steigen aus und ich gebe ihm 200 Rupien, die er zuerst gar nicht annehmen will. Es sei nicht sein Problem, wenn wir nicht sein Programm wollen. Ich sage einfach entweder nimmst du die 200 Rupien jetzt oder du lässt es sein. 200 Rupien sind eh schon zuviel für das was du geleistet hast. Schliesslich nimmt er sie grimmig, sein Schuss (Plan) ging wohl ziemlich hinten raus. Louis, dessen Englischkenntnisse ausreichend sind zum Mithören, sagt anschliessend, dass er einen Moment lang noch gemeint hat, das sei ein freundlicher Typ, weil er das Geld (zuerst) gar nicht nehmen wollte.
Für uns ist klar. Mysore ist es für uns nicht wert, noch einen Tag länger zu bleiben. Den Höhepunkt, den Palast, haben wir besucht und seine märchenhafte Beleuchtung können wir heute nochmals eine Stunde lang geniessen.
Bevor wir zum Busbahnhof gehen und für nächsten Morgen die Tickets nach Ooty lösen, müssen wir unseren Hunger stillen. In einem typisch indischen Restaurant nehmen wir alle das Tagesmenu, eine Thali für 30 Rupien. Die Organisation dort ist lustig. Zuerst geht man an die Theke eins, wo man die Bestellung aufgibt. Dann geht man an die Thekezwei, wo der Kassazettel ausgedruckt wird. Mit diesem geht man wieder zurück zur Theke eins, wo man diesen abgibt und bezahlt. Erst dann setzt man sich an den Tisch. Das Essen kommt schnell und schmeckt vorzüglich. Der Hinterhof und die dortige Toilette riechen weniger vorzüglich... Wir diskutieren, mit wem wir wohl in einem solchen Restaurant essen könnten und mit wem eher und mit wem sicher nicht? Wohl die meisten würden schon an der Türschwelle dankend abwinken. Wir amüsieren uns darüber ;-) Als wir zum Dessert noch Glace wollen, wird es kompliziert. Es gibt vier Sorten: Vanilla, Chocolate, Pistak und Rasperry. Alle möchten natürlich zwei verschiedene Kugeln. Das sei nicht möglich, sagt man mir. Es gebe zwar vier Sorten und man könne auch anstatt eine, zwei Kugeln haben, aber immer nur von einer Sorte. Ich versuche zu erklären. Nach kurzer Zeit gebe ich auf und nehme bei meinen Lieben schmunzelnd die neue Bestellung auf. Also jetzt bei Theke eins bestellen, dann mit dem Zettel zu Theke zwei. Der Typ von Theke zwei ist gerade nicht da, da kommt der von Theke eins und nimmt mir den Bestellzettel wieder aus der Hand, geht zu Theke zwei, tippt den Kassenzettel, welchen er mir dann in die Hand drückt. Zurück bei Theke eins will ich ihm das Geld für das Eis geben, aber er sagt mir, dazu müsse er zuerst den Kassenzettel haben. Ich gebe ihm diesen, den er mir doch eben erst gerade noch in die Hand gedrückt hat zurück. Fein säuberlich wird der Kassenzettel auf ein Nagelbrett gesteckt und dann darf ich bezahlen. So geht das! Das Eis schmeckt übrigens vorzüglich. Die Toilette aber... Nein, das hatten wir ja schon!
Anschliessend machen wir noch eine kleine Siesta im Hotel, bevor wir uns zum dritten Mal zum Palast aufmachen.
Rechtzeitig und auf der richtigen Seite warten wir dann um 18.30 h, bis sich die Tore zum Palastpark öffnen. Das Palastorchester steht bereit. Es ist soweit. Im Palast gehen die Innenlichter aus und dann gibt es ein grosses "Oh!" und "Ah!" als die Lichter der Fassade zu leuchten beginnen.
Und die Marschmusik beginnt mit vollem Elan zu spielen. Die Marschmusik-Freunde mögen es uns verzeihen, wir wissen den richtigen Namen dieses ersten Stückes nicht. Aber für uns ist es nach kurzer Diskussion unverkennbar klar: "Fröilein, händ si mys Hündli gseh?"
Wir geniessen die schöne Stimmung im Park, bis die Lichter nach einer Stunde wieder ausgehen. Auf der Terasse des Shilpashri Restaurants stillen wir dann bei Kerzenlicht den letzten Hunger. Ein versöhnlicher Abschluss in Mysore.
(Rémy)
Freitag, 26. März 2010
Spannende Begegnungen
Am Mittwoch, nach dem wieder einmal mehr köstlichen Essen im Rishimuk, sitzen wir mit Franziska noch etwas da und plaudern, während dem die Kinder schon wieder irgendwo am Spielen sind. Wir sind völlig entspannt und auch etwas schlapp, der Hitze wegen. Doch oha! Als Franziska das Sitzkissen vom Boden nimmt, auf dem eben noch Louis gegessen hat, ist die Ruhe schnell vorbei. Auch ich, der eigentlich nicht so schnell aus der Fassung gebracht werden kann, nehme schnell einen Satz zur Seite. Die im Durchmesser etwa 10 cm grosse Spinne rennt auf ihrer Flucht direkt auf mich zu. Hui, so schnell bin ich schon lange nicht mehr von Null auf Hundert gestartet. Die Spinne trägt übrigens einen etwa Daumennagel grossen Eiersack mit sich. Leider können wir kein Foto von dem lieben Tierchen machen, den Spurtli, die kleine Katze, welche es sonst eigentlich nur auf die Chappatis abgesehen hat, wirft sich blitzschnell auf die Spinne, welche ihren Eiersack dabei verliert. Es knackt gut hörbar, als Spurtli die grosse Spinne genüsslich verspeist. Und zum Dessert frisst sie gerade noch den verwaisten Eiersack. So geht das in der Natur. Und die Spinne, die uns eben noch so erschrocken hat, tut uns nun richtig leid...
Peter und Franziska erzählen uns ab und zu, was für Tieren sie hier sonst noch so begegnet sind. So hatte es vor Jahren auch noch Leoparden, welche in den nahen Felsen, welche wir jeweils auf dem Weg von Hampi zum Rishimuk überqueren, gelebt haben. Und es kam schon vor, dass diese mal den Hühnerstall besuchten. Heute gibt es diese leider nicht mehr. Sie wurden von den vielen Freeclimbern (Kletterer), welche sich jetzt in den Felsen rumtummeln, aus ihrem Lebensraum vertrieben. Dafür haben die Bauern, wie eben auch die Leute im Rishimuk, jetzt Probleme mit den zu vielen Wildschweinen, die sich über die Felder hermachen. Vorher haben die Leoparden für das natürliche Gleichgewicht gesorgt.
Schlangen sind natürlich auch ein Thema. Es gibt hier nebst anderen auch die Königskobra, normale Kobras und Pythons. Letztere sind ungiftig und nur etwa 5-6 Meter lang. Anstatt zu beissen, erwürgen sie ihre Opfer. Nett, oder? Peter ist mal einer auf dem breiten Feldweg begegnet. Er konnte im ersten Moment gar nicht erkennen, wo vorne und hinten ist, da das Ding gerade den Weg überquert hat und Kopf und Ende eben links und rechts vom Weg im Buschwerk lagen. Auch kam es schon vor, dass sich eine Schlange ins Bett oder in eine Tasche verirrt hat. Unmittelbar vor Melinas und Mustaks Freiluftbett, in dem auch ihre drei Kinder schlafen, hat eine Kobra ihr Erdloch. Ab und zu kann man sie sehen, wie sie neugierig rausschaut. Mich hat sie leider nie angelacht.
Aber trotzdem, heute, bei meinem letzten Gang auf die wunderschöne Freilufttoilette und Freiluftdusche, sehe ich sie doch noch - meine Schlange. Die Toilette ist nämlich schon "besetzt". Leider merke ich es erst zu spät und kann nur noch beobachten, wie der letzte Meter einer wunderschönen gelblichen Schlange völlig lautlos und graziös unter der Holzverkleidung durchschlüpft und dann unter der Steinmauer verschwindet. Gerne hätte ich ihr in die Augen gesehen. Vielleicht ein andermal.
Jetzt liegen wir schon wieder im Zug, der in Richtung Mysore rauscht. Vom Rishimuk, diesem wunderbaren Ort mit seinen uns liebgewordenen Menschen haben wir uns verabschiedet. Herzlichen Dank Franziska und Peter, Milena, Mustak, Safira, Surli und Klein Yanik. Unsere Reise geht weiter...
(Rémy)
Peter und Franziska erzählen uns ab und zu, was für Tieren sie hier sonst noch so begegnet sind. So hatte es vor Jahren auch noch Leoparden, welche in den nahen Felsen, welche wir jeweils auf dem Weg von Hampi zum Rishimuk überqueren, gelebt haben. Und es kam schon vor, dass diese mal den Hühnerstall besuchten. Heute gibt es diese leider nicht mehr. Sie wurden von den vielen Freeclimbern (Kletterer), welche sich jetzt in den Felsen rumtummeln, aus ihrem Lebensraum vertrieben. Dafür haben die Bauern, wie eben auch die Leute im Rishimuk, jetzt Probleme mit den zu vielen Wildschweinen, die sich über die Felder hermachen. Vorher haben die Leoparden für das natürliche Gleichgewicht gesorgt.
Schlangen sind natürlich auch ein Thema. Es gibt hier nebst anderen auch die Königskobra, normale Kobras und Pythons. Letztere sind ungiftig und nur etwa 5-6 Meter lang. Anstatt zu beissen, erwürgen sie ihre Opfer. Nett, oder? Peter ist mal einer auf dem breiten Feldweg begegnet. Er konnte im ersten Moment gar nicht erkennen, wo vorne und hinten ist, da das Ding gerade den Weg überquert hat und Kopf und Ende eben links und rechts vom Weg im Buschwerk lagen. Auch kam es schon vor, dass sich eine Schlange ins Bett oder in eine Tasche verirrt hat. Unmittelbar vor Melinas und Mustaks Freiluftbett, in dem auch ihre drei Kinder schlafen, hat eine Kobra ihr Erdloch. Ab und zu kann man sie sehen, wie sie neugierig rausschaut. Mich hat sie leider nie angelacht.
Aber trotzdem, heute, bei meinem letzten Gang auf die wunderschöne Freilufttoilette und Freiluftdusche, sehe ich sie doch noch - meine Schlange. Die Toilette ist nämlich schon "besetzt". Leider merke ich es erst zu spät und kann nur noch beobachten, wie der letzte Meter einer wunderschönen gelblichen Schlange völlig lautlos und graziös unter der Holzverkleidung durchschlüpft und dann unter der Steinmauer verschwindet. Gerne hätte ich ihr in die Augen gesehen. Vielleicht ein andermal.
Jetzt liegen wir schon wieder im Zug, der in Richtung Mysore rauscht. Vom Rishimuk, diesem wunderbaren Ort mit seinen uns liebgewordenen Menschen haben wir uns verabschiedet. Herzlichen Dank Franziska und Peter, Milena, Mustak, Safira, Surli und Klein Yanik. Unsere Reise geht weiter...
(Rémy)
Dienstag, 23. März 2010
Rishimuk
Es ist Montagabend (22.3.10) und ich sitze, wie schon gestern, auf der Veranda vor unserem wunderschönen, kleinen Häuschen, während der Rest der Familie bereits im Bett ist. Die Grillen zirpen, die Frösche quaken und das wunderschöne Wiesenkonzert wird noch von diversen anderen Tieren verstärkt. Die vielen, vielen Glühwürmchen tanzen dazu lustig über der Wiese vor userem Haus herum. Dieser Flecken Land, kommt mir vor wie das Paradies auf Erden. Die Gegend ist ein riesiger Kraftort, hat eine unglaubliche Vergangenheit und irgendwie scheint dies hier alles immer noch ganz stark mitzuschwingen. Ich glaube auch, dass die Art, wie dieser Ort hier geführt wird, auch ganz viel zu der guten Atmosphäre, dem guten Geist beiträgt. Die Häuschen sind mit natürlichen Materialien, robust gebaut und liebevoll eingerichtet – frau fühlt sich sofort wohl darin. Es wird sehr gesund, praktisch zuckerfrei, natürlich und biologisch gekocht. Der Landwirtschaftsbetrieb ist biologisch geführt. Es gibt kein Telefon, kein Handy, keinen TV hier und die vielen, vielen Tiere scheinen sich auch wohlzufühlen. Ihr merkt, wir fühlen uns hier ebenfalls einfach rundum wohl. Die Kinder geniessen hier wiedermal mit andern Kindern spielen zu können, auch wenn diese jünger sind, und natürlich das Schwimmen im mit Natursteinen ausgelegten Pool. Sie finden, so könnten sie auch gut ohne TV leben...
So haben wir die letzten beiden Tage mit herumhängen, Hausaufgaben und vielen Pool-Besuchen verbracht. Die Kinder sind richtige Wasserratten und schwimmen alle auch schon wirklich gut. Heute ist hier, auf der "Rishimuk-Farm" frei. Das heisst, die Arbeitenden haben frei und in der Küche wird nicht gekocht. Wir gehen mit den Besitzern auswärts indisch "zmörgelen" und gehen nachher unseren eigenen Weg. Der nahegelegene "Hanuman-Tempel" (Affengott), welcher auf einem Hügel, nicht weit von hier steht, lacht uns schon lange entgegen.
Franziska gibt uns noch Erdnussproviant mit (natürlich Eigenanbau), damit wir die Affen füttern können und so ziehen wir los. Kaum sind wir am Fusse des "Berges" angekommen, empfangen uns auch schon die ersten Affen. Alices erste Begegnung ist wohl etwas "ruppig" und sie kommt uns weinend entgegengerannt. Schnell hat sie sich aber wieder beruhigt, als sie merkt, dass die Affen wirklich nur unsere Erdnüsse wollen. Sie sind ja so zuckersüss, fressen uns die Nüsse aus den Händen. Manchmal fassen sie mit ihrer einen Hand unsere Hand und mit der anderen picken sie die Nüsse heraus – soooo herzig. Oder sie halten unsere Hand, und fressen direkt mit dem Mund aus unserer Hand. Nur wenn mehrere aufs Mal kommen, herrscht etwas Stress und sie packen möglichst schnell möglichst viele Nüsse und sie fallen auf den Boden. Wir sind total fasziniert von den zarten, weichen Händen der Aeffchen: Wenn sie uns berühren, machen sie dies so sanft, wir fühlen keinen Nagel, keine Krallen, nichts. Es ist ein ganz spezieller Moment der Zärtlichkeit.
Oben angekommen geniessen wir es, wiedermal einen Hindu-Tempel zu besuchen. Es ist schön zu sehen, dass dieser gepflegt wird und auch versucht wird, die Umgebung sauber zu halten. Die Aussicht von hier ist umwerfend und wir können nochmals so richtig überblicken, wo wir schon waren, wo die Farm von Peter und Franziska steht und wie riesig dieses Gebiet doch ist.
Nach dem Abstieg entscheiden Rémy und ich, dass wir den Weg durch die Reisfelder wählen, um wieder zum Flussufer zu gelangen. Bald schon kommt ein Ochsenkarren auf uns zu, mit einem strahlenden Bauern darauf, der uns freundlich einlädt, auf seinem "Ladiwagen" Platz zu nehmen. Diese Chance lassen wir uns nicht entgehen und die Kinder und ich geniessen die holprige Fahrt durch die Reisfelder. Am Ende hätte er gerne etwas zum Rauchen gehabt von uns, damit konnten wir ihm leider nicht dienen...
Wir gehen weiter durch die saftiggrünen Reisfelder-Wege – das sind die Erhöhungen zwischen den "Wasserbecken" – und kommen beim nächsten Bauern vorbei, der mit seiner Frau versucht seine Wasserbüffel zusammenzutreiben. Von weitem schon signalisiert er uns, wir sollen einen weiten Bogen um sie herum machen. Plötzlich landen wir auf einem Grundstück, das sehr privat aussieht und sehr "westlich" gepflegt ist. Die Handwerker auf dem Dach bemerken uns und als wir nach dem Weg zum Fluss fragen, steigt auch schon ein Weisser herunter und führt uns durch sein riesiges Anwesen - auch das ein sehr schöner Flecken auf dieser Erde - direkt zum Fluss. Als wir mit den kleinen, runden "Körbchen" den Fluss überqueren wollen, ist der Preis so horrend, dass wir wieder umkehren und uns notfalls schwimmend ans andere Ufer begeben wollen. Wir finden dann zwei Fischer, welche uns zwar immer noch zu teuer, aber immerhin unter der Schmerzgrenze ans andere Ufer bringen.
Nach weiterem marschieren und klettern über die Felsen, dann endlich "Siesta" in einem hübschen Restaurant mit Flusssicht, wo wir uns stärken, liegend erholen (die Restaurants hier bieten oft Liegeplätze an - so bequem!) und Yatzy spielen – das Lieblingsspiel der Kinder im Moment! Dann erklimmen wir noch den Hemakuti-Hügel und geniessen nochmals die vielen Tempelruinen und die tolle Aussicht.
Unten angekommen, bucht Rémy unser Zugbillett nach Mysore für Freitag und dann machen wir uns auf den Weg "nachHause", wieder über den Fluss.
Die Kinder können es kaum erwarten, endlich in den kühlen Pool zu springen, denn es war heute wieder extrem heiss zwischen den Felsen.
(Claudia)
So haben wir die letzten beiden Tage mit herumhängen, Hausaufgaben und vielen Pool-Besuchen verbracht. Die Kinder sind richtige Wasserratten und schwimmen alle auch schon wirklich gut. Heute ist hier, auf der "Rishimuk-Farm" frei. Das heisst, die Arbeitenden haben frei und in der Küche wird nicht gekocht. Wir gehen mit den Besitzern auswärts indisch "zmörgelen" und gehen nachher unseren eigenen Weg. Der nahegelegene "Hanuman-Tempel" (Affengott), welcher auf einem Hügel, nicht weit von hier steht, lacht uns schon lange entgegen.
Franziska gibt uns noch Erdnussproviant mit (natürlich Eigenanbau), damit wir die Affen füttern können und so ziehen wir los. Kaum sind wir am Fusse des "Berges" angekommen, empfangen uns auch schon die ersten Affen. Alices erste Begegnung ist wohl etwas "ruppig" und sie kommt uns weinend entgegengerannt. Schnell hat sie sich aber wieder beruhigt, als sie merkt, dass die Affen wirklich nur unsere Erdnüsse wollen. Sie sind ja so zuckersüss, fressen uns die Nüsse aus den Händen. Manchmal fassen sie mit ihrer einen Hand unsere Hand und mit der anderen picken sie die Nüsse heraus – soooo herzig. Oder sie halten unsere Hand, und fressen direkt mit dem Mund aus unserer Hand. Nur wenn mehrere aufs Mal kommen, herrscht etwas Stress und sie packen möglichst schnell möglichst viele Nüsse und sie fallen auf den Boden. Wir sind total fasziniert von den zarten, weichen Händen der Aeffchen: Wenn sie uns berühren, machen sie dies so sanft, wir fühlen keinen Nagel, keine Krallen, nichts. Es ist ein ganz spezieller Moment der Zärtlichkeit.
Oben angekommen geniessen wir es, wiedermal einen Hindu-Tempel zu besuchen. Es ist schön zu sehen, dass dieser gepflegt wird und auch versucht wird, die Umgebung sauber zu halten. Die Aussicht von hier ist umwerfend und wir können nochmals so richtig überblicken, wo wir schon waren, wo die Farm von Peter und Franziska steht und wie riesig dieses Gebiet doch ist.
Nach dem Abstieg entscheiden Rémy und ich, dass wir den Weg durch die Reisfelder wählen, um wieder zum Flussufer zu gelangen. Bald schon kommt ein Ochsenkarren auf uns zu, mit einem strahlenden Bauern darauf, der uns freundlich einlädt, auf seinem "Ladiwagen" Platz zu nehmen. Diese Chance lassen wir uns nicht entgehen und die Kinder und ich geniessen die holprige Fahrt durch die Reisfelder. Am Ende hätte er gerne etwas zum Rauchen gehabt von uns, damit konnten wir ihm leider nicht dienen...
Wir gehen weiter durch die saftiggrünen Reisfelder-Wege – das sind die Erhöhungen zwischen den "Wasserbecken" – und kommen beim nächsten Bauern vorbei, der mit seiner Frau versucht seine Wasserbüffel zusammenzutreiben. Von weitem schon signalisiert er uns, wir sollen einen weiten Bogen um sie herum machen. Plötzlich landen wir auf einem Grundstück, das sehr privat aussieht und sehr "westlich" gepflegt ist. Die Handwerker auf dem Dach bemerken uns und als wir nach dem Weg zum Fluss fragen, steigt auch schon ein Weisser herunter und führt uns durch sein riesiges Anwesen - auch das ein sehr schöner Flecken auf dieser Erde - direkt zum Fluss. Als wir mit den kleinen, runden "Körbchen" den Fluss überqueren wollen, ist der Preis so horrend, dass wir wieder umkehren und uns notfalls schwimmend ans andere Ufer begeben wollen. Wir finden dann zwei Fischer, welche uns zwar immer noch zu teuer, aber immerhin unter der Schmerzgrenze ans andere Ufer bringen.
Nach weiterem marschieren und klettern über die Felsen, dann endlich "Siesta" in einem hübschen Restaurant mit Flusssicht, wo wir uns stärken, liegend erholen (die Restaurants hier bieten oft Liegeplätze an - so bequem!) und Yatzy spielen – das Lieblingsspiel der Kinder im Moment! Dann erklimmen wir noch den Hemakuti-Hügel und geniessen nochmals die vielen Tempelruinen und die tolle Aussicht.
Unten angekommen, bucht Rémy unser Zugbillett nach Mysore für Freitag und dann machen wir uns auf den Weg "nachHause", wieder über den Fluss.
Die Kinder können es kaum erwarten, endlich in den kühlen Pool zu springen, denn es war heute wieder extrem heiss zwischen den Felsen.
(Claudia)
Freitag, 19. März 2010
Spontan länger in Hampi
Am Donnerstagmorgen kommen wir in Hampi (früher Vijayanagar), der ehemaligen Hauptstadt des letzten grossen Hindureiches im Süden Indiens an und sind sogleich beeindruckt und befangen von diesem Ort, von seiner Landschaft und von seiner Ausstrahlungskraft. Trotz brütender Hitze machen wir uns nach einem kräftigen Morgenessen auf einen ersten langen Spaziergang.
Eigentlich wollten wir morgen Samstag, 20. März 2010 nach Mysore weiterreisen. Das Zugbillet ist schon gebucht. Wir besuchen aber heute Freitag eine Schweizer Familie, welche etwas abseits von Hampi eine wunderschöne Farm und eine Art Ashram betreibt. Eigentlich wollen wir nur Grüsse von Schweizer Freunden überbringen, welche uns den Tipp gegeben haben, hier mal vorbeizuschauen. Es hat Hunde, Gänse, Kühe, Esel, ein Dromedar usw. und sogar einen kühlen Pool.
Und nach einem schönen, langen und gemütlichen Nachmittag, entscheiden wir uns, morgen hierher zu zügeln und noch ein paar Tage zu bleiben.
Es ist toll, dass wir so frei sind und spontan solche Entscheidungen treffen können. Zurück in Hampi, annullieren wir online noch schnell das Zugbillet. Der Maharaja-Palast in Mysore wird auch eine Woche später, wie jeden Sonntagabend, dank seiner 5000 Glühbirnen wie in "Tausendundeiner Nacht" für uns leuchten.
(Rémy)
Und nach einem schönen, langen und gemütlichen Nachmittag, entscheiden wir uns, morgen hierher zu zügeln und noch ein paar Tage zu bleiben.
Es ist toll, dass wir so frei sind und spontan solche Entscheidungen treffen können. Zurück in Hampi, annullieren wir online noch schnell das Zugbillet. Der Maharaja-Palast in Mysore wird auch eine Woche später, wie jeden Sonntagabend, dank seiner 5000 Glühbirnen wie in "Tausendundeiner Nacht" für uns leuchten.
(Rémy)
Mittwoch, 17. März 2010
AGONDA BEACH UND ABSCHIED VON GOA
Heute sitzen wir ausnahmsweise am Swimmingpool unserer Wohnung, denn wir probieren, die Wohnung möglichst "sandlos" Manzoor zu übergeben. Es soundet aus den Lautsprechern und unsere Kinder "wippen" beim Hausaufgaben machen zur Musik. Sie beeilen sich sogar (welch Wunder!), denn wenn sie fertig sind, dürfen sie ins Wasser.
Wir sind jetzt nur noch wenige Stunden hier, dann fahren wir heute Nacht mit dem "Sleeper-Bus" nach Hampi. Damit wir für diese Busreise gewappnet sind, haben wir gestern und vorgestern das Busfahren noch ausgiebig geprobt. Wir sind mit diversen Bussen in den Süden von Goa gefahren und nach 4.5 Std. (davon 1 Std. im Stau) dann an der schönen Agonda-Beach angekommen. Hier sind die Strände noch viel natürlicher, sprich unverbauter und untouristischer, ganz anders als im Norden. Wir beziehen eine traumhafte Palmenblätter-Hütte, die ca. 30 m vom Meer entfernt liegt. Davor hat es einen Pavillion, bei welchem wir jeweils unsere Mahlzeiten einnehmen und spielen. Es ist einfach t r a u m h a f t hier und wir fühlen uns fast ein bisschen wie im Paradies.
Während wir dem Strand entlang laufen, entscheidet sich Alice, zu Hause vor unserer Hütte zu liegen und zu warten, sie ist müde. Wir finden das toll, wie sie überhaupt nicht Schiss hat, alleine zu sein. Wir sind sicher eine Stunde weg. Louis und Sämi suchen Krebse in den Felsen und am Strand und finden immer wieder interessante Sachen.
Es hat keine grossen, unschönen Bauten hier, überall nur einfache Restaurants mit ihren Hütten zum Übernachten. Toll, dass sich die Einheimischen bis jetzt erfolgreich gegen die grossen Hotelkomplexe wehren konnten. Und Alice? Sie liegt immer noch vor der Hütte. Ich frage sie, ob sie ein bisschen geschlafen habe, was sie verneint. Sie hat sich die ganze Zeit selber Geschichten erzählt, es war ihr überhaupt nicht langweilig...
Haben wir schon mal geschrieben, dass das Meer richtig lauwarm ist? Wir bleiben bis zu einer Stunde im Wasser und kämpfen gegen die Wellen an. Louis freut sich schon extrem, wenn er dann endlich auf einen Fischer-Trip kann und übt schon fleissig Fische fangen mit Sämi. Sie haben auch schon ein eigenes Fischernetz kreiert und ich finde, die Kinder sind auch sonst sehr ideenreich, machen aus wenig viel und geniessen das Meer in vollen Zügen.
Hier hätten wir es schon noch eine Weile ausgehalten, aber unser Ziel ist ja Kerala, und unser Gefühl sagt uns, dass es dort auch nicht "ohne" ist...
Manzoor und Isabelle nochmals ganz herzlichen Dank für das Gastrecht in eurer Wohnung – Bohot, bohot thanyavad!
(Claudia)
So, während ich diese Zeilen nun schreibe, sitzen oder liegen wir schon im Sleeper-Bus nach Hampi und geniessen den Fahrtwind. Okay, ein Super-Luxus-Bus ist es natürlich nicht, dafür war der Preis Super-Deluxe (= hoch). Für die neunstündige Fahrt nach Hampi zahlen wir mehr als von Varanasi nach Kathmandu. Aber wenn ich mich an die erste Nacht in Sonauli erinnere, oder an diejenige im Zug von Bophal nach Goa, dann bin ich ganz zufrieden hier in diesem Kabäuschen. Mal schauen, zu wieviel Schlaf es dann noch reicht. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt weiter reisen und "wieder zurück nach Indien" kommen.
Vor einer Woche (mittwochs) waren wir übrigens noch in Anjuna am "legendären" Hippie-Flohmarkt. Es war zwar noch witzig, der Markt war aber weder "hippie", noch "Floh". Er lebt einfach noch von seinem Namen aus früheren Zeiten. Am Samstag darauf besuchen wir mit Isabel "Ingo's Saturday-Nite-Market". Wie der Name erraten lässt, hat vor x-Jahren ein Deutscher diesen Markt ins Leben gerufen. Inzwischen ist es ein Riesen-Ding geworden und es geht zu und her wie am Märetfescht in Solothurn. Es ist alles durchorganisiert, von den Parkplätzen bis zu den elektronischen Eingangskontrollen. Es hat unzählige Marktstände, die ganz schön an einem Hang liegen. Es sind wohl etwa die gleichen hier, wie mittwochs in Anjuna. Nebst den Einheimischen, hat es auch noch viele in Goa "hängengebliebene" Westler, die ganz extravagant gestylt rumlaufen - moderne Hippies halt – und ihre Ware zu sehr hohen Preisen anbieten und scheinbar nicht bereit sind, über den Preis zu feilschen. Da will doch einer für eine halblange Hose 2200 Rupien!!! Klar, die Inder setzen hier ihre Preise auch sehr hoch an, lassen aber immerhin mit sich handeln. Sämi handelt eine schöne Mütze von 850 auf 200 Rupien runter. Und ein Sari für Alice, der zuerst für einen "very special cheap price for you Madame" von 1250 Rupien zu haben ist, kostet dann am Schluss noch 400 Rupien. Die Verkäuferin begreift nicht, dass "Madam" (Claudia) ihn nicht kauft. Vor allem begreift sie die Begründung nicht: Alice will lieber einen roten, anstatt einen orangen. Das heisst, die gute Frau begreift nicht, dass ein Kind darüber entscheiden kann, welche Farbe seine Kleidung haben soll. Andere Länder, andere Sitten! Der Sari bleibt an der Stange hängen. Damit man/frau nicht verhungert, hat es einen riesigen Food-Corner, bei dem wirklich fast alles zu haben ist. Und das Bier und auch härtere Stoffe fliessen hier ziemlich locker. Es hat übrigens neben vielen Engländern auch sehr viele Russen, die hier ihre Rubel loswerden wollen. So läuft das Geschäft wie geschmiert. Zur Unterhaltung gibt es auf der Freiluftbühne ein wirklich gutes Rockkonzert. Aber im Plastikstuhl sitzend, in der einen Hand eine Cola haltend, die andere im Rhythmus das Knie tätschelnd, frage ich mich zwischendurch schon, wo in aller Welt ich jetzt eigentlich bin und in welchem Film ich mich befinde? Trotzdem finde ich es gut, haben wir das alles hier gesehen. Wahrscheinlich ist es einfach so, dass es zum Beispiel für Engländer billiger kommt, nach Goa zu fliegen und dort vor Ort verhältnismässig günstig Ferien zu machen, als nach Italien oder Frankreich zu reisen, wo die Preise vielerorts schon so hoch oder noch höher sind als zu Hause.
So, dem Compi geht langsam "dr Pfuus us", denn unser Superbus hat zwar eine Kabinenlampe, aber leider keinen Stromanschluss. Okay, das mit der Kabinenlampe ist etwas geblufft, die geht natürlich nicht..
(Rémy)
Wir sind jetzt nur noch wenige Stunden hier, dann fahren wir heute Nacht mit dem "Sleeper-Bus" nach Hampi. Damit wir für diese Busreise gewappnet sind, haben wir gestern und vorgestern das Busfahren noch ausgiebig geprobt. Wir sind mit diversen Bussen in den Süden von Goa gefahren und nach 4.5 Std. (davon 1 Std. im Stau) dann an der schönen Agonda-Beach angekommen. Hier sind die Strände noch viel natürlicher, sprich unverbauter und untouristischer, ganz anders als im Norden. Wir beziehen eine traumhafte Palmenblätter-Hütte, die ca. 30 m vom Meer entfernt liegt. Davor hat es einen Pavillion, bei welchem wir jeweils unsere Mahlzeiten einnehmen und spielen. Es ist einfach t r a u m h a f t hier und wir fühlen uns fast ein bisschen wie im Paradies.
Während wir dem Strand entlang laufen, entscheidet sich Alice, zu Hause vor unserer Hütte zu liegen und zu warten, sie ist müde. Wir finden das toll, wie sie überhaupt nicht Schiss hat, alleine zu sein. Wir sind sicher eine Stunde weg. Louis und Sämi suchen Krebse in den Felsen und am Strand und finden immer wieder interessante Sachen.
Es hat keine grossen, unschönen Bauten hier, überall nur einfache Restaurants mit ihren Hütten zum Übernachten. Toll, dass sich die Einheimischen bis jetzt erfolgreich gegen die grossen Hotelkomplexe wehren konnten. Und Alice? Sie liegt immer noch vor der Hütte. Ich frage sie, ob sie ein bisschen geschlafen habe, was sie verneint. Sie hat sich die ganze Zeit selber Geschichten erzählt, es war ihr überhaupt nicht langweilig...
Haben wir schon mal geschrieben, dass das Meer richtig lauwarm ist? Wir bleiben bis zu einer Stunde im Wasser und kämpfen gegen die Wellen an. Louis freut sich schon extrem, wenn er dann endlich auf einen Fischer-Trip kann und übt schon fleissig Fische fangen mit Sämi. Sie haben auch schon ein eigenes Fischernetz kreiert und ich finde, die Kinder sind auch sonst sehr ideenreich, machen aus wenig viel und geniessen das Meer in vollen Zügen.
Hier hätten wir es schon noch eine Weile ausgehalten, aber unser Ziel ist ja Kerala, und unser Gefühl sagt uns, dass es dort auch nicht "ohne" ist...
Manzoor und Isabelle nochmals ganz herzlichen Dank für das Gastrecht in eurer Wohnung – Bohot, bohot thanyavad!
(Claudia)
So, während ich diese Zeilen nun schreibe, sitzen oder liegen wir schon im Sleeper-Bus nach Hampi und geniessen den Fahrtwind. Okay, ein Super-Luxus-Bus ist es natürlich nicht, dafür war der Preis Super-Deluxe (= hoch). Für die neunstündige Fahrt nach Hampi zahlen wir mehr als von Varanasi nach Kathmandu. Aber wenn ich mich an die erste Nacht in Sonauli erinnere, oder an diejenige im Zug von Bophal nach Goa, dann bin ich ganz zufrieden hier in diesem Kabäuschen. Mal schauen, zu wieviel Schlaf es dann noch reicht. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt weiter reisen und "wieder zurück nach Indien" kommen.
Vor einer Woche (mittwochs) waren wir übrigens noch in Anjuna am "legendären" Hippie-Flohmarkt. Es war zwar noch witzig, der Markt war aber weder "hippie", noch "Floh". Er lebt einfach noch von seinem Namen aus früheren Zeiten. Am Samstag darauf besuchen wir mit Isabel "Ingo's Saturday-Nite-Market". Wie der Name erraten lässt, hat vor x-Jahren ein Deutscher diesen Markt ins Leben gerufen. Inzwischen ist es ein Riesen-Ding geworden und es geht zu und her wie am Märetfescht in Solothurn. Es ist alles durchorganisiert, von den Parkplätzen bis zu den elektronischen Eingangskontrollen. Es hat unzählige Marktstände, die ganz schön an einem Hang liegen. Es sind wohl etwa die gleichen hier, wie mittwochs in Anjuna. Nebst den Einheimischen, hat es auch noch viele in Goa "hängengebliebene" Westler, die ganz extravagant gestylt rumlaufen - moderne Hippies halt – und ihre Ware zu sehr hohen Preisen anbieten und scheinbar nicht bereit sind, über den Preis zu feilschen. Da will doch einer für eine halblange Hose 2200 Rupien!!! Klar, die Inder setzen hier ihre Preise auch sehr hoch an, lassen aber immerhin mit sich handeln. Sämi handelt eine schöne Mütze von 850 auf 200 Rupien runter. Und ein Sari für Alice, der zuerst für einen "very special cheap price for you Madame" von 1250 Rupien zu haben ist, kostet dann am Schluss noch 400 Rupien. Die Verkäuferin begreift nicht, dass "Madam" (Claudia) ihn nicht kauft. Vor allem begreift sie die Begründung nicht: Alice will lieber einen roten, anstatt einen orangen. Das heisst, die gute Frau begreift nicht, dass ein Kind darüber entscheiden kann, welche Farbe seine Kleidung haben soll. Andere Länder, andere Sitten! Der Sari bleibt an der Stange hängen. Damit man/frau nicht verhungert, hat es einen riesigen Food-Corner, bei dem wirklich fast alles zu haben ist. Und das Bier und auch härtere Stoffe fliessen hier ziemlich locker. Es hat übrigens neben vielen Engländern auch sehr viele Russen, die hier ihre Rubel loswerden wollen. So läuft das Geschäft wie geschmiert. Zur Unterhaltung gibt es auf der Freiluftbühne ein wirklich gutes Rockkonzert. Aber im Plastikstuhl sitzend, in der einen Hand eine Cola haltend, die andere im Rhythmus das Knie tätschelnd, frage ich mich zwischendurch schon, wo in aller Welt ich jetzt eigentlich bin und in welchem Film ich mich befinde? Trotzdem finde ich es gut, haben wir das alles hier gesehen. Wahrscheinlich ist es einfach so, dass es zum Beispiel für Engländer billiger kommt, nach Goa zu fliegen und dort vor Ort verhältnismässig günstig Ferien zu machen, als nach Italien oder Frankreich zu reisen, wo die Preise vielerorts schon so hoch oder noch höher sind als zu Hause.
So, dem Compi geht langsam "dr Pfuus us", denn unser Superbus hat zwar eine Kabinenlampe, aber leider keinen Stromanschluss. Okay, das mit der Kabinenlampe ist etwas geblufft, die geht natürlich nicht..
(Rémy)
Montag, 8. März 2010
Ankunft in Goa
Um 18.30 h, mit nur 20 Minuten Verspätung (und das nach einer 22-stündigen Zugfahrt in Indien!!!) kommen wir am Bahnhof Thivim an. Ausserhalb des Bahnhofes wartet schon ein Taxifahrer auf uns, der uns nach Candolim Beach fährt. Für unsere (Varanasi)-Verhältnisse hat es kaum Verkehr und die Fahrgeschwindigkeit ist um einiges höher, als bisher im letzten halben Jahr gewohnt. Trotzdem sind wir etwa eine halbe Stunde unterwegs, bis wir am Ziel sind. Der Taxifahrer wollte uns übrigens schon am Morgen um 6 h am Bahnhof abholen und ich weiss jetzt, wer mich frühmorgens um diese Zeit anrufen wollte. Ich dachte, das sei wieder einer dieser Werbeanrufe gewesen. Es ist tröstlich, dass sich die Inder untereinander auch mal falsch verstehen. Am Ziel angekommen, auf unseren Freund Manzoor wartend, macht uns der Fahrer darauf aufmerksam, dass wir nicht unter den Palmen stehen sollen, da schon mal eine Kokosnuss runterfallen könne. Nach kurzer Wartezeit kommt Manzoor und bringt uns in seine Wohnung, wo seine Frau Isabelle auch schon auf uns wartet. Wir dürfen hier in einer 3-Zimmer-Wohnung residieren, welche sehr europäisch eingerichtet ist. Sie haben sie erst kürzlich von Engländern abgekauft. Manzoor ist von November bis Mai immer hier in Goa und unterstützt seine Familie in ihrem Schmuck-Business. Den Rest des Jahres ist er dann in der Schweiz, wo er ebenfalls mit Schmuck handelt. Seine Frau Isabelle ist jetzt für einen Monat hier. Beide wohnen bei Manzoor's Familie. Ja, die Wohnung sieht wirklich nicht indisch aus. Aber auch das restliche Goa hat nicht viel mit dem Indien zu tun, welches wir bis jetzt kennen gelernt haben. Auf den Strassen sind mehr Weisse zu sehen als Inder und die Strassen sind gesäumt von Touristen-Shops im gehoberen Stil. Irgendwie sind wir in einem ganz anderen Film gelandet. Aber eben, Indien ist ein sehr vielfältiges Land und wir werden wohl noch einige Male überrascht sein. Manzoor und Isabelle gehen dann später wieder, da Manzoor noch arbeiten muss (das Geschäft ist bis etwa um Mitternacht offen) und wir machen uns mit Taschenlampen ausgerüstet noch auf ans Meer. Nach nur etwa 5 Minuten stehen wir am Strand, unsere Füsse im warmen Arabischen Meer, im Indischen Ozean! Eine Strandbeiz ist noch offen und wir trinken noch etwas, Louis verdrückt noch einen Teller Spaghetti und ich ein Alu Paratha. Wir sind vorerst die einzigen Gäste und wie uns John, der Besitzer erklärt, hat es damit zu tun, dass im Moment "Dry Days" sind, "trockene Tage". Das heisst, es sind Wahlen und deshalb darf von Samstag bis Dienstag kein Alkohol verkauft werden, weder in Restaurants noch in Shops. Was das bringen soll??? Wir nehmen es gelassen, da wir hier in Indien ja auf dem No-Alkohol-Trip sind. Obwohl... jetzt im Korbstuhl am Strand sitzend ins nächtliche Meer blickend, dem Rauschen des Wellengangs lauschend ein Bi...Bi...Bitter Lemon. Nein, ich nehme doch ein Cola. John von der Strandbeiz staunt nicht schlecht und ist ganz begeistert, als er hört, dass wir seit letzten August in Indien sind und vor allem in Varanasi lebten. Die Kinder freuts, sie kriegen gratis ein Eis. Inzwischen sind noch andere Gäste gekommen, halt so richtige Touris und wir fühlen uns irgendwie fehl am Platz, obwohl wir ja jetzt auch Touristen sind. Im Kiran fühlten wir uns als Teil der Familie und auch in Varanasi fühlte ich mich nicht mehr eigentlich als Tourist. Und hier laufen wir jetzt plötzlich halbnackt rum, was heissen will in Shorts und in Trägershirts und finden es anfänglich ganz komisch.
Anderntags schlafen wir laaaange aus. Die Kinder schauen etwas in die Glotze - ja auch das haben wir hier (so ein Pech!) – während Claudia und ich das Morgenessen einkaufen gehen. Im Shop ist der Alkoholstand mit Tüchern abgedeckt, sonst kriegt man wirklich alles hier.
Im Kiran haben wir die Brotscheiben jeweils mit der flachen Chappati-"Pfanne" auf dem Gasherd geröstet, hier werfen wir die Scheiben einfach in den Toaster. Wir geniessen das Frühstück, dann heisst es für die Kinder eine Stunde "homework" machen und anschliessend gehen wir mit Isabelle an den Strand. Es hat im Schatten von Bananenblätter-Sonnenschirmen liegende Liegebetten, die jeweils zu einer kleinen Strandbeiz gehören. Die Liegeplätze sind gratis, aber es wird erwartet, dass man in "seiner" Beiz etwas konsumiert. Alles wird aufgeschrieben und man zahlt einfach beim Verlassen des Strandes. Das ist ganz praktisch und die Leute hier sind alle sehr nett. Es hat ziemlich viel Wind und das Meer tost. Kein Vergleich mit Sardinien. Doch es soll nicht immer so sein, seit drei Tagen habe es so viel Wind. Wir geniessen es in vollen Zügen – das Meer meine ich, die vollen Züge sind hinter uns und vergessen.
(Rémy)
Anderntags schlafen wir laaaange aus. Die Kinder schauen etwas in die Glotze - ja auch das haben wir hier (so ein Pech!) – während Claudia und ich das Morgenessen einkaufen gehen. Im Shop ist der Alkoholstand mit Tüchern abgedeckt, sonst kriegt man wirklich alles hier.
Im Kiran haben wir die Brotscheiben jeweils mit der flachen Chappati-"Pfanne" auf dem Gasherd geröstet, hier werfen wir die Scheiben einfach in den Toaster. Wir geniessen das Frühstück, dann heisst es für die Kinder eine Stunde "homework" machen und anschliessend gehen wir mit Isabelle an den Strand. Es hat im Schatten von Bananenblätter-Sonnenschirmen liegende Liegebetten, die jeweils zu einer kleinen Strandbeiz gehören. Die Liegeplätze sind gratis, aber es wird erwartet, dass man in "seiner" Beiz etwas konsumiert. Alles wird aufgeschrieben und man zahlt einfach beim Verlassen des Strandes. Das ist ganz praktisch und die Leute hier sind alle sehr nett. Es hat ziemlich viel Wind und das Meer tost. Kein Vergleich mit Sardinien. Doch es soll nicht immer so sein, seit drei Tagen habe es so viel Wind. Wir geniessen es in vollen Zügen – das Meer meine ich, die vollen Züge sind hinter uns und vergessen.
(Rémy)
Samstag, 6. März 2010
4 x Abschied vom Kiran – Zugreise nach Goa
Am Dienstag, 2. März 2010 beginnt unsere Kiran-Abschiedstour. Zum letzten Mal essen wir am Abend im Girlshostel. Vor dem Essen singen uns die Girls ein wunderschönes, berührendes Abschiedslied. Auch ihnen fällt es sehr schwer, dass wir nun endgültig das Kiran verlassen werden.
Nandhini hält noch eine kleine Dankesrede auf Hindi, welche die Tränendrüsen beider Seiten strapaziert und für alle gibt es einen Blumenstrauss, wie wir ihn bei unserer Begrüssung im August erhalten haben. Das war doch eben erst kürzlich... Es ist wirklich schwierig, den Gedanken ertragen zu können, hier weg zu gehen und all diese uns so sehr ans Herz gewachsenen Menschen zurücklassen zu müssen. Ein Trost für uns ist es zu wissen, dass sie hier im Kiran gefördert werden und gut aufgehoben sind. Trotzdem, es ist nicht einfach.
Auf unseren Wunsch hin, gibt es Puri und Sabji und es schmeckt vorzüglich. Zum Dessert gibt es eine Art Milchreis. Trotz dem Kummer schlagen wir uns die Bäuche voll, bis wir fast platzen. Nach dem Essen gehen wir nicht gerade in unser Guesthouse, sondern noch ein bisschen ins Zimmer von Pooja, welche heute ihren 19. Geburtstag hat, Nandhini und Deepu. Immer wieder heisst es: "Please don't go!" "Why do you go?" "Will you come back?" oder "No going, no going!" von denen, die nicht so gut Englisch können. Wir sagen, dass wir hoffen, wieder einmal zu kommen. Wahrscheinlich aber dann nicht mehr als Familie, weil das zu kompliziert und auch zu teuer ist. Sämi und Louis wollen dann einmal anstatt Militärdienst, Zivildienst hier im Kiran machen. Tatsächlich ist man nämlich daran, dass bereits ab diesem Herbst möglich zu machen.
Nachdem die Kinder zu Bett gegangen sind, setzen wir uns noch an unsere Compis. Es gibt noch soo viel zu tun und abzuschliessen. Erst nach zwölf Uhr schaffe ich es schliesslich ins Bett.
Der Mittwoch ist dann wieder geprägt von Abschlussarbeiten, die Zeit wird langsam eng. Um 15.30 h werden wir dann noch vom Staff und von den Trainees verabschiedet. Auch hier gibt es Lieder, schöne Worte, Geschenke und Tränen. Rahul, mein Trainee, hält eine rührende Abschiedsrede auf Hindi. Wir verstehen kaum ein Wort, aber trotzdem kommt die Message rüber. Er hat sich voll im Griff, obwohl wir alle wissen, wie schwer für ihn solche Situationen sind. Er ist ohne Familie, hat mit seinen ein- oder zweiundzwanzig Jahren schon eine schwere Lebensgeschichte und wird immer wieder getrennt von Menschen, die ihm ans Herz wachsen. "That's life!!", pflegt er jeweils zu sagen, so wie man's ihm erklärt hat. "That's life, that's life", ein schwacher Versuch sich zu trösten. Auch für uns ist es "That's life", aber wir gehen nach unserem Indien-Aufenthalt zurück in unsere gewohnte Umgebung, in unser Zuhause, zu unseren Familien. Aber Rahul und alle anderen werden immer wieder verlassen und bleiben zurück...
Vielleicht hat sich Rahul heute auch darum so gut im Griff: er hat nämlich Geburtstag! Rahul ist ein sehr sensibler junger Mensch, der oft unter Stimmungsschwankungen leidet. Wenn er aber wieder mal mit dem Schicksal hadert oder "am sich beschwerden" ist, reicht meist schon ein kleines Lob, sein Gesicht erhellt sich und sein typisches Rahul-Grinsen macht sich breit. Und die Vorfreude auf seine "Geburtstagsparty" kann eine so schwierige Situation wie das Abschiednehmen etwas auffangen. Eigentlich werden die Geburtstage der Kirankinder neu nur noch einmal im Jahr, gemeinsam für alle gefeiert, nämlich am Independence-Day. Doch Rahul's Geburi feiern wir trotzdem, denn er hat ja keine Familie, die das mit ihm feiert.
Zuerst erkläre ich aber Sibylle und der Volontärin Christine noch wie der Solartrockner funktioniert und was alles noch angepasst werden muss. Sibylle wird sich darum kümmern und ich bin überzeugt, dass der Trocker gute Dienste leisten wird.
Am Abend im Boyshostel kommt uns Rahul schon in neuen Kleidern entgegen und strahlt über beide Backen. Zusammen mit Hum Bahadur, dem Mann der neuen Boyshostel-Verantwortlichen, durfte er die Kleider in die Stadt einkaufen gehen. Als erstes, was typisch für Indien ist, kommt die Geburtstagstorte, die Rahul als Geburtstagskind eigenhändig den Erwachsenen verfüttert.
Die Kids kriegen anschliessend natürlichen auch noch ihren Teil der Torte ab. Danach geht es ans Geschenke auspacken und Rahuls Wünsche werden von Sibylle und Reenu erfüllt. Ein neues Hemd, eine Krawatte und eine Sonnenbrille. Er sieht aus wie ein Filmstar!
Von uns kriegt er auch noch einiges an Kleidern von Sämi, da wir diese nicht mehr mit in die Schweiz zurücknehmen. Auch für die kleineren Jungs lassen wir noch ein paar Säcke Kleider da.
Zum Znacht gibt es zur Feier des Tages auch hier Puri. Und dazu ein leckeres Kartoffel-Sabji. Schliesslich überreichen uns die Jungs, welche wirklich zum Knuddeln sind, auch noch Blumensträusse.
Ja, und dann gehen wir auch von hier weg. Der Abschied ist nicht ganz so sentimental, da wir zu den Jungs nicht die gleich intensive Beziehung hatten, wie mit den Girls, die ja praktisch neben unserer Haustüre wohnen (siehe auch http://www.ischis.ch/india/kiranmap.htm).
Meinen letzten Abend im Kiran verbringe ich wieder am Compi, wo ich die obenerwähnte Website soweit möglich noch fertig mache. Es wird nach ein Uhr, bis ich endlich aus dem Büro rauskomme. Claudia ist zu Hause am Packen und kommt auch erst kurz vor mir ins Bett.
Donnerstag, 4. März 2010 – unser letzter Tag im KIRAN. Zum letzten Mal um 09.00 h im Prayer. "Ao jalee" wird gesungen und die Kehle schnürt sich ein erstes Mal fest zu. Nach den letzten fünf Gongschlägen, wird zum letzten Mal "Sarvalok amangalam" intoniert und mit einem sonoren "Om shanti – shanti – shanti" abgeschlossen. Ja, und dann müssen wir als Familie auf die Bühne, wo wir, ein viertes Mal nun, von der versammelten Schülerschar verabschiedet werden.
Es gibt Dankesworte und nochmals ein Geschenk. Die Vorsinggruppe stimmt nochmals das Abschiedslied an, welches wir im Girlshostel schon gehört haben. Ich kann keinem Kind wirklich in die Augen schauen und klammere mich an Louis.
Es ist ein schöner, aber natürlich auch sehr schwieriger Moment.
Nach dem Prayer erkläre ich Vinod so quasi in letzter Minute noch, wie er mit der Excel-Tabelle, welche ich für ihn erstellt habe, umzugehen hat. Eigentlich wollte ich ihn das doch unter meiner Anleitung selber machen lassen. Aber eben, die Zeit war schlussendlich zu knapp. Und in letzter Sekunde erkläre ich Santosh noch, wie er die Kiranmap-Website anpassen kann. Auch eigentlich viel zu spät und zu knapp...
Ein letztes Mal checke ich noch online den Status unserer Zugreservationen. Von Varanasi bis Bhopal ist alles okay. Für die 22-stündige Weiterreise von Bophal nach Goa sind wir immer noch auf der Warteliste, auf den Positionen 3-7.
Plötzlich geht alles ganz schnell, der Jeep steht schon hinter dem Haus, noch schnell den einen oder anderen "Phir Milenge" sagen, einige sind aber wie vom Erdboden verschwunden... Schön, dass Satish noch schnell ans Gate kommt, uns fehlen beiden für einen Moment die Worte. Er sagt noch, wie glücklich er sei, dass die ursprünglichen Bedenken, eine ganze Familie als Volontäre aufzunehmen, sich in Luft aufgelöst haben. Und dann geht es los, Richtung Varanasi Junction, wo wir um etwa 16 Uhr den Zug besteigen. Goodbye KIRAN!
Unsere Plätze sind anfangs im Wagen noch ziemlich verstreut. Aber nach ein paar Verhandlungen mit flexiblen Indern, sind wir schliesslich alle mehr oder weniger beieinander und haben alle einen eigenen Liegeplatz. Alice, Sämi und Claudia haben sich schon schlafen gelegt. Louis und ich warten noch den Halt in Allahabad ab, weil wir denken, dass sie erst danach mit dem Essen vorbeikommen. Als wir dann nachfragen, stellt sich heraus, dass es keine Verpflegung im Zug gibt. Wir nehmens gelassen, Louis verdrückt noch ein Käsebrot und dann gehen auch wir in die Pfanne. Nachts erwache ich oft und bin in Gedanken immer wieder im KIRAN.
Freitagmorgen, 5. März 2010: Recht pünktlich kommen wir in Bhopal um etwa 8.30 h an. "Bhopal" – da kommt mir unweigerlich die riesige Giftgas-Katastrophe vom 3. Dezember 1984 in den Sinn - das "Hiroshima" Indiens, dem Zehntausende zu Opfer fielen. Was ist von einer Stadt, welche eine solche Katastrophe erleben musste zu erwarten? Laut Reiseführer bietet Bhopal glaube ich auch nicht allzuviel. Als erstes stellen wir unser Gepäck ein, weil wir müssen ja erst abends um acht Uhr wieder auf den Zug, sofern wir überhaupt einsteigen dürfen. Anschliessend geht es darum, herauszufinden, welchen Status unsere Reservation hat. Nach einigem Rumfragen finden wir den richtigen Schalter. Wir sind immer noch auf der Warteliste, und zwar unverändert auf den selben Positionen. Das würde bedeuten, dass wir den Zug gar nicht besteigen dürften. Man sagt uns, wir sollen um etwa 17 h wieder vorbeikommen, dann sollte die definitive Passagierliste schon fertiggestellt sein. Okay, wir sind zuversichtlich und überlegen uns, wie wir den Tag hier in Bhopal verbringen wollen. In unserem "Indien-der Süden"-Reiseführer ist Bhopal nicht erwähnt, da es eben im nördlichen Teil Indiens liegt. Und das Touristen-Informations-Büro am Bahnhof will einfach nicht aufmachen. Schliesslich finden wir heraus, dass heute in Bhopal ein Feiertag ist. Draussen sind uns schon ein paar rotgefärbte Holi-Typen begegnet, aber Holi war doch am 1. März und wir haben uns gedacht, die hatten wohl keine Seife zur Hand. Nun, ein Beamter am Schalter empfiehlt uns einen Ort, der nur 4 Stunden von Bhopal entfernt liege!!! Also darauf haben wir natürlich keine Lust und wir müssen ja auch rechtzeitig wieder zurück sein. Schliesslich macht er den Vorschlag, uns einen Ritschkafahrer zu organisieren, der uns in die Stadt bringen könnte, denn wir sind inzwischen schon ziemlich hungrig. Kurz darauf kommt er mit einem und meint es koste 500 Rupien. "How much???", ich denke der will uns veräppeln, aber es stellt sich dann heraus, wie Claudia richtig vermutet, dass er uns den ganzen Tag in der Stadt rumfährt und uns das Wichtigste zeigen wird. Aha, das tönt super und schon sitzen wir in einer superschönen Auto-Ritschka.
Wir geniessen den erfrischenden Fahrtwind, denn es ist schon ziemlich drückend und der Hunger verfliegt vorerst mal. Auf den Strassen ist nicht viel los und es scheint, dass praktisch alles geschlossen ist, was sich später auch bestätigt. Als Erstes schauen wir uns eine riesige, schöne Moschee an.
Und je länger wir in Bhopal unterwegs sind, desto mehr sind wir von der Stadt beeindruckt. Alles ist sehr sauber, es hat zwei Seen und teilweise könnte man meinen, man sei im Tessin an einer Seepromenade.
Doch leider ist wirklich alles geschlossen. Hier wird tatsächlich vier Tage nach Holi nochmals Holi gefeiert. Schade, so verkürzt sich unsere Stadttour natürlich um einiges. Alle Restaurants, die wir anfahren sind geschlossen und so essen wir halt in einem Hotel, welches direkt am See liegt.
Anschliessend ist unser sympathischer Ritschkafahrer schon bald am Ende mit seinem Latein.
Moscheen zu, Tempel zu, Aquarium zu usw.
So hängen wir noch etwas in einem Park rum und staunen nicht schlecht, als wir unten in einem der Seen eine Riesenschildkröte sichten.
Um etwa 3 Uhr fahren wir dann wieder zurück zum Bahnhof und vertrödeln uns die Zeit mit Kartenspiel und Brändi-Dog. Nach fünf Uhr sind wir wieder am Schalter. Situation unverändert. Wir sollen um sechs Uhr wieder kommen...
Um sechs Uhr sind wir in der Liste nachgerückt: Einen Liegeplatz haben wir auf sicher, die anderen sind auf der Warteliste die Nummern 1-4. Wie man uns informiert, ist der Zug völlig ausgebucht, wir dürfen aber mit dieser einen Platzzusicherung in den Zug einsteigen und müssen dann mit dem Wagenverantwortlichen schauen, ob es irgendwo noch freie Plätze hat. Aber, hat es nicht! Immerhin haben wir einen Liegeplatz unten und nicht oben. In unserem Abteil hat es auf zwei weiteren Plätzen ein Ehepaar mit zweijährigen Zwillingen und über uns noch ein weiterer Inder. Und wir sind zu fünft auf einer Bank. Eine Ausweichmöglichkeit, wie zum Beispiel im Gang stehen und zum Fenster hinausschauen oder so gibt es nicht, denn dort hat es ebenfalls Liegeplätze. Da wir bereits im Bahnhof gegessen haben, können wir es uns ersparen, in dieser engen Lage noch Essen zu müssen. So versuchen wir uns bestmöglich zu fünft einzurichten, aber schon nach kurzer Zeit schmerzt der Hintern, denn wir können uns kaum bewegen und sitzen so immer auf der gleichen Stelle. Wir kriegen eine kleine Vorahnung davon, wie es für all diejenigen ist, welche an einen Rollstuhl gefesselt sind. So warten wir geduldig, bis das Ehepaar endlich seine Kleinen gefüttert, gewickelt und ins Bett gebracht hat. Da sie sich damit nicht unbedingt einfach tun, dauert das so seine Weile... Endlich sind alle in der Pfanne, Alice und Claudia breiten die Wolldecke auf dem Boden aus und legen sich dort schlafen. Samuel kauert sich wie eine Schnecke zusammengerollt ans Fenster und Louis und ich quetschen uns aneinander, damit keiner runterfällt und mein Kopf liegt auf Sämis Hintern. Ich bin mal gespannt, wie lange er das aushält? Nach etwa einer Stunde sagt er, dass er nicht schlafen könne. "Das wundert mich nicht", sage ich und opfere meinen Platz für ihn. So kuscheln sich Sämi und Louis aneinander, als ob sie kein Wässerchen trüben könnte und ich versuche mich auf dem verbleibenden Plätzchen sitzend ans Schlafen zu machen. Om Shanti! Jetzt ist Meditieren angesagt und zwar so, dass ich meinen Körper möglichst nicht mehr spüre, vor allem den Hintern nicht, den Rücken nicht, den Nacken nicht... es gelingt mir nicht wirklich. Ich rede mir ein, dass, wenn ich mit der Situation ein Problem habe, das einfach nur an mir liegt, wie ich es im Buddhisten-Kloster Kopan gelesen habe:
Every time a problem arises, the essentiel thing is to immediately become aware that the problem becomes from our selfish mind, that it is created by self cherishing thoughts. As long as you put the blame outside yourself there can be no happiness. (Lama Zopa Rinpoche)
Ich wechsle immer wieder die Stellung, mal im Schneidersitz, dann beide Beine nach unten, dann ein Bein angezogen, mal die Hand aufgestützt, mal die Hand oben am Gestänge haltend, mal vornüber den Kopf auf den Knien, mal die linke Arschbacke mehr belastend, mal die rechte mehr belastend, mal einen Fuss von Sämi auf der Schoss, mal einen in den Rippen, mal fällt mein Kopf nach vorne, mal zur Seite usw. usw. Immer im Bewusstsein, dass ich schuld daran bin, wenn ich mit dieser Situation ein Problem habe. Irgendeinmal nach etlichen Wachphasen und Albträumen, wird es dann schliesslich doch noch Morgen und nach fünf Uhr werden sogar ein paar Plätze frei. Allah! Gottseidank! Om nama Shivai! Om mani padme hum!
Die restlichen 14 Stunden Zugfahrt können wir sogar zusammen in einem Abteil verbringen und die Strapazen der vergangenen Nacht sind vergessen. Strapazen? Was für Strapazen? Wahrscheinlich hatte ich nur kurz ein Problem mit mir selber...
(Rémy)
Nandhini hält noch eine kleine Dankesrede auf Hindi, welche die Tränendrüsen beider Seiten strapaziert und für alle gibt es einen Blumenstrauss, wie wir ihn bei unserer Begrüssung im August erhalten haben. Das war doch eben erst kürzlich... Es ist wirklich schwierig, den Gedanken ertragen zu können, hier weg zu gehen und all diese uns so sehr ans Herz gewachsenen Menschen zurücklassen zu müssen. Ein Trost für uns ist es zu wissen, dass sie hier im Kiran gefördert werden und gut aufgehoben sind. Trotzdem, es ist nicht einfach.
Auf unseren Wunsch hin, gibt es Puri und Sabji und es schmeckt vorzüglich. Zum Dessert gibt es eine Art Milchreis. Trotz dem Kummer schlagen wir uns die Bäuche voll, bis wir fast platzen. Nach dem Essen gehen wir nicht gerade in unser Guesthouse, sondern noch ein bisschen ins Zimmer von Pooja, welche heute ihren 19. Geburtstag hat, Nandhini und Deepu. Immer wieder heisst es: "Please don't go!" "Why do you go?" "Will you come back?" oder "No going, no going!" von denen, die nicht so gut Englisch können. Wir sagen, dass wir hoffen, wieder einmal zu kommen. Wahrscheinlich aber dann nicht mehr als Familie, weil das zu kompliziert und auch zu teuer ist. Sämi und Louis wollen dann einmal anstatt Militärdienst, Zivildienst hier im Kiran machen. Tatsächlich ist man nämlich daran, dass bereits ab diesem Herbst möglich zu machen.
Nachdem die Kinder zu Bett gegangen sind, setzen wir uns noch an unsere Compis. Es gibt noch soo viel zu tun und abzuschliessen. Erst nach zwölf Uhr schaffe ich es schliesslich ins Bett.
Der Mittwoch ist dann wieder geprägt von Abschlussarbeiten, die Zeit wird langsam eng. Um 15.30 h werden wir dann noch vom Staff und von den Trainees verabschiedet. Auch hier gibt es Lieder, schöne Worte, Geschenke und Tränen. Rahul, mein Trainee, hält eine rührende Abschiedsrede auf Hindi. Wir verstehen kaum ein Wort, aber trotzdem kommt die Message rüber. Er hat sich voll im Griff, obwohl wir alle wissen, wie schwer für ihn solche Situationen sind. Er ist ohne Familie, hat mit seinen ein- oder zweiundzwanzig Jahren schon eine schwere Lebensgeschichte und wird immer wieder getrennt von Menschen, die ihm ans Herz wachsen. "That's life!!", pflegt er jeweils zu sagen, so wie man's ihm erklärt hat. "That's life, that's life", ein schwacher Versuch sich zu trösten. Auch für uns ist es "That's life", aber wir gehen nach unserem Indien-Aufenthalt zurück in unsere gewohnte Umgebung, in unser Zuhause, zu unseren Familien. Aber Rahul und alle anderen werden immer wieder verlassen und bleiben zurück...
Vielleicht hat sich Rahul heute auch darum so gut im Griff: er hat nämlich Geburtstag! Rahul ist ein sehr sensibler junger Mensch, der oft unter Stimmungsschwankungen leidet. Wenn er aber wieder mal mit dem Schicksal hadert oder "am sich beschwerden" ist, reicht meist schon ein kleines Lob, sein Gesicht erhellt sich und sein typisches Rahul-Grinsen macht sich breit. Und die Vorfreude auf seine "Geburtstagsparty" kann eine so schwierige Situation wie das Abschiednehmen etwas auffangen. Eigentlich werden die Geburtstage der Kirankinder neu nur noch einmal im Jahr, gemeinsam für alle gefeiert, nämlich am Independence-Day. Doch Rahul's Geburi feiern wir trotzdem, denn er hat ja keine Familie, die das mit ihm feiert.
Zuerst erkläre ich aber Sibylle und der Volontärin Christine noch wie der Solartrockner funktioniert und was alles noch angepasst werden muss. Sibylle wird sich darum kümmern und ich bin überzeugt, dass der Trocker gute Dienste leisten wird.
Am Abend im Boyshostel kommt uns Rahul schon in neuen Kleidern entgegen und strahlt über beide Backen. Zusammen mit Hum Bahadur, dem Mann der neuen Boyshostel-Verantwortlichen, durfte er die Kleider in die Stadt einkaufen gehen. Als erstes, was typisch für Indien ist, kommt die Geburtstagstorte, die Rahul als Geburtstagskind eigenhändig den Erwachsenen verfüttert.
Die Kids kriegen anschliessend natürlichen auch noch ihren Teil der Torte ab. Danach geht es ans Geschenke auspacken und Rahuls Wünsche werden von Sibylle und Reenu erfüllt. Ein neues Hemd, eine Krawatte und eine Sonnenbrille. Er sieht aus wie ein Filmstar!
Von uns kriegt er auch noch einiges an Kleidern von Sämi, da wir diese nicht mehr mit in die Schweiz zurücknehmen. Auch für die kleineren Jungs lassen wir noch ein paar Säcke Kleider da.
Zum Znacht gibt es zur Feier des Tages auch hier Puri. Und dazu ein leckeres Kartoffel-Sabji. Schliesslich überreichen uns die Jungs, welche wirklich zum Knuddeln sind, auch noch Blumensträusse.
Ja, und dann gehen wir auch von hier weg. Der Abschied ist nicht ganz so sentimental, da wir zu den Jungs nicht die gleich intensive Beziehung hatten, wie mit den Girls, die ja praktisch neben unserer Haustüre wohnen (siehe auch http://www.ischis.ch/india/kiranmap.htm).
Meinen letzten Abend im Kiran verbringe ich wieder am Compi, wo ich die obenerwähnte Website soweit möglich noch fertig mache. Es wird nach ein Uhr, bis ich endlich aus dem Büro rauskomme. Claudia ist zu Hause am Packen und kommt auch erst kurz vor mir ins Bett.
Donnerstag, 4. März 2010 – unser letzter Tag im KIRAN. Zum letzten Mal um 09.00 h im Prayer. "Ao jalee" wird gesungen und die Kehle schnürt sich ein erstes Mal fest zu. Nach den letzten fünf Gongschlägen, wird zum letzten Mal "Sarvalok amangalam" intoniert und mit einem sonoren "Om shanti – shanti – shanti" abgeschlossen. Ja, und dann müssen wir als Familie auf die Bühne, wo wir, ein viertes Mal nun, von der versammelten Schülerschar verabschiedet werden.
Es gibt Dankesworte und nochmals ein Geschenk. Die Vorsinggruppe stimmt nochmals das Abschiedslied an, welches wir im Girlshostel schon gehört haben. Ich kann keinem Kind wirklich in die Augen schauen und klammere mich an Louis.
Es ist ein schöner, aber natürlich auch sehr schwieriger Moment.
Nach dem Prayer erkläre ich Vinod so quasi in letzter Minute noch, wie er mit der Excel-Tabelle, welche ich für ihn erstellt habe, umzugehen hat. Eigentlich wollte ich ihn das doch unter meiner Anleitung selber machen lassen. Aber eben, die Zeit war schlussendlich zu knapp. Und in letzter Sekunde erkläre ich Santosh noch, wie er die Kiranmap-Website anpassen kann. Auch eigentlich viel zu spät und zu knapp...
Ein letztes Mal checke ich noch online den Status unserer Zugreservationen. Von Varanasi bis Bhopal ist alles okay. Für die 22-stündige Weiterreise von Bophal nach Goa sind wir immer noch auf der Warteliste, auf den Positionen 3-7.
Plötzlich geht alles ganz schnell, der Jeep steht schon hinter dem Haus, noch schnell den einen oder anderen "Phir Milenge" sagen, einige sind aber wie vom Erdboden verschwunden... Schön, dass Satish noch schnell ans Gate kommt, uns fehlen beiden für einen Moment die Worte. Er sagt noch, wie glücklich er sei, dass die ursprünglichen Bedenken, eine ganze Familie als Volontäre aufzunehmen, sich in Luft aufgelöst haben. Und dann geht es los, Richtung Varanasi Junction, wo wir um etwa 16 Uhr den Zug besteigen. Goodbye KIRAN!
Unsere Plätze sind anfangs im Wagen noch ziemlich verstreut. Aber nach ein paar Verhandlungen mit flexiblen Indern, sind wir schliesslich alle mehr oder weniger beieinander und haben alle einen eigenen Liegeplatz. Alice, Sämi und Claudia haben sich schon schlafen gelegt. Louis und ich warten noch den Halt in Allahabad ab, weil wir denken, dass sie erst danach mit dem Essen vorbeikommen. Als wir dann nachfragen, stellt sich heraus, dass es keine Verpflegung im Zug gibt. Wir nehmens gelassen, Louis verdrückt noch ein Käsebrot und dann gehen auch wir in die Pfanne. Nachts erwache ich oft und bin in Gedanken immer wieder im KIRAN.
Freitagmorgen, 5. März 2010: Recht pünktlich kommen wir in Bhopal um etwa 8.30 h an. "Bhopal" – da kommt mir unweigerlich die riesige Giftgas-Katastrophe vom 3. Dezember 1984 in den Sinn - das "Hiroshima" Indiens, dem Zehntausende zu Opfer fielen. Was ist von einer Stadt, welche eine solche Katastrophe erleben musste zu erwarten? Laut Reiseführer bietet Bhopal glaube ich auch nicht allzuviel. Als erstes stellen wir unser Gepäck ein, weil wir müssen ja erst abends um acht Uhr wieder auf den Zug, sofern wir überhaupt einsteigen dürfen. Anschliessend geht es darum, herauszufinden, welchen Status unsere Reservation hat. Nach einigem Rumfragen finden wir den richtigen Schalter. Wir sind immer noch auf der Warteliste, und zwar unverändert auf den selben Positionen. Das würde bedeuten, dass wir den Zug gar nicht besteigen dürften. Man sagt uns, wir sollen um etwa 17 h wieder vorbeikommen, dann sollte die definitive Passagierliste schon fertiggestellt sein. Okay, wir sind zuversichtlich und überlegen uns, wie wir den Tag hier in Bhopal verbringen wollen. In unserem "Indien-der Süden"-Reiseführer ist Bhopal nicht erwähnt, da es eben im nördlichen Teil Indiens liegt. Und das Touristen-Informations-Büro am Bahnhof will einfach nicht aufmachen. Schliesslich finden wir heraus, dass heute in Bhopal ein Feiertag ist. Draussen sind uns schon ein paar rotgefärbte Holi-Typen begegnet, aber Holi war doch am 1. März und wir haben uns gedacht, die hatten wohl keine Seife zur Hand. Nun, ein Beamter am Schalter empfiehlt uns einen Ort, der nur 4 Stunden von Bhopal entfernt liege!!! Also darauf haben wir natürlich keine Lust und wir müssen ja auch rechtzeitig wieder zurück sein. Schliesslich macht er den Vorschlag, uns einen Ritschkafahrer zu organisieren, der uns in die Stadt bringen könnte, denn wir sind inzwischen schon ziemlich hungrig. Kurz darauf kommt er mit einem und meint es koste 500 Rupien. "How much???", ich denke der will uns veräppeln, aber es stellt sich dann heraus, wie Claudia richtig vermutet, dass er uns den ganzen Tag in der Stadt rumfährt und uns das Wichtigste zeigen wird. Aha, das tönt super und schon sitzen wir in einer superschönen Auto-Ritschka.
Wir geniessen den erfrischenden Fahrtwind, denn es ist schon ziemlich drückend und der Hunger verfliegt vorerst mal. Auf den Strassen ist nicht viel los und es scheint, dass praktisch alles geschlossen ist, was sich später auch bestätigt. Als Erstes schauen wir uns eine riesige, schöne Moschee an.
Und je länger wir in Bhopal unterwegs sind, desto mehr sind wir von der Stadt beeindruckt. Alles ist sehr sauber, es hat zwei Seen und teilweise könnte man meinen, man sei im Tessin an einer Seepromenade.
Doch leider ist wirklich alles geschlossen. Hier wird tatsächlich vier Tage nach Holi nochmals Holi gefeiert. Schade, so verkürzt sich unsere Stadttour natürlich um einiges. Alle Restaurants, die wir anfahren sind geschlossen und so essen wir halt in einem Hotel, welches direkt am See liegt.
Anschliessend ist unser sympathischer Ritschkafahrer schon bald am Ende mit seinem Latein.
Moscheen zu, Tempel zu, Aquarium zu usw.
So hängen wir noch etwas in einem Park rum und staunen nicht schlecht, als wir unten in einem der Seen eine Riesenschildkröte sichten.
Um etwa 3 Uhr fahren wir dann wieder zurück zum Bahnhof und vertrödeln uns die Zeit mit Kartenspiel und Brändi-Dog. Nach fünf Uhr sind wir wieder am Schalter. Situation unverändert. Wir sollen um sechs Uhr wieder kommen...
Um sechs Uhr sind wir in der Liste nachgerückt: Einen Liegeplatz haben wir auf sicher, die anderen sind auf der Warteliste die Nummern 1-4. Wie man uns informiert, ist der Zug völlig ausgebucht, wir dürfen aber mit dieser einen Platzzusicherung in den Zug einsteigen und müssen dann mit dem Wagenverantwortlichen schauen, ob es irgendwo noch freie Plätze hat. Aber, hat es nicht! Immerhin haben wir einen Liegeplatz unten und nicht oben. In unserem Abteil hat es auf zwei weiteren Plätzen ein Ehepaar mit zweijährigen Zwillingen und über uns noch ein weiterer Inder. Und wir sind zu fünft auf einer Bank. Eine Ausweichmöglichkeit, wie zum Beispiel im Gang stehen und zum Fenster hinausschauen oder so gibt es nicht, denn dort hat es ebenfalls Liegeplätze. Da wir bereits im Bahnhof gegessen haben, können wir es uns ersparen, in dieser engen Lage noch Essen zu müssen. So versuchen wir uns bestmöglich zu fünft einzurichten, aber schon nach kurzer Zeit schmerzt der Hintern, denn wir können uns kaum bewegen und sitzen so immer auf der gleichen Stelle. Wir kriegen eine kleine Vorahnung davon, wie es für all diejenigen ist, welche an einen Rollstuhl gefesselt sind. So warten wir geduldig, bis das Ehepaar endlich seine Kleinen gefüttert, gewickelt und ins Bett gebracht hat. Da sie sich damit nicht unbedingt einfach tun, dauert das so seine Weile... Endlich sind alle in der Pfanne, Alice und Claudia breiten die Wolldecke auf dem Boden aus und legen sich dort schlafen. Samuel kauert sich wie eine Schnecke zusammengerollt ans Fenster und Louis und ich quetschen uns aneinander, damit keiner runterfällt und mein Kopf liegt auf Sämis Hintern. Ich bin mal gespannt, wie lange er das aushält? Nach etwa einer Stunde sagt er, dass er nicht schlafen könne. "Das wundert mich nicht", sage ich und opfere meinen Platz für ihn. So kuscheln sich Sämi und Louis aneinander, als ob sie kein Wässerchen trüben könnte und ich versuche mich auf dem verbleibenden Plätzchen sitzend ans Schlafen zu machen. Om Shanti! Jetzt ist Meditieren angesagt und zwar so, dass ich meinen Körper möglichst nicht mehr spüre, vor allem den Hintern nicht, den Rücken nicht, den Nacken nicht... es gelingt mir nicht wirklich. Ich rede mir ein, dass, wenn ich mit der Situation ein Problem habe, das einfach nur an mir liegt, wie ich es im Buddhisten-Kloster Kopan gelesen habe:
Every time a problem arises, the essentiel thing is to immediately become aware that the problem becomes from our selfish mind, that it is created by self cherishing thoughts. As long as you put the blame outside yourself there can be no happiness. (Lama Zopa Rinpoche)
Ich wechsle immer wieder die Stellung, mal im Schneidersitz, dann beide Beine nach unten, dann ein Bein angezogen, mal die Hand aufgestützt, mal die Hand oben am Gestänge haltend, mal vornüber den Kopf auf den Knien, mal die linke Arschbacke mehr belastend, mal die rechte mehr belastend, mal einen Fuss von Sämi auf der Schoss, mal einen in den Rippen, mal fällt mein Kopf nach vorne, mal zur Seite usw. usw. Immer im Bewusstsein, dass ich schuld daran bin, wenn ich mit dieser Situation ein Problem habe. Irgendeinmal nach etlichen Wachphasen und Albträumen, wird es dann schliesslich doch noch Morgen und nach fünf Uhr werden sogar ein paar Plätze frei. Allah! Gottseidank! Om nama Shivai! Om mani padme hum!
Die restlichen 14 Stunden Zugfahrt können wir sogar zusammen in einem Abteil verbringen und die Strapazen der vergangenen Nacht sind vergessen. Strapazen? Was für Strapazen? Wahrscheinlich hatte ich nur kurz ein Problem mit mir selber...
(Rémy)
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