Am Montag morgen geniessen wir nochmals ein indisches Frühstück, bevor wir dann im Hotel auschecken und uns zu Fuss zum Busbahnhof von Mysore aufmachen. Der Weg ist nicht weit, der Bus steht schon bereit und wir sind froh, wird es nur eine kurze Busfahrt von 5 Std. werden.
Wir müssen bei diesem Gedanken etwas Schmunzeln, denn in der Schweiz wäre das schon eine halbe "Weltreise" mit viel Vorbereitung, Proviant einpacken und schauen, wie die Kinder möglichst lange zufrieden gestellt werden können...
Die Fahrt ist sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Schon bald durchqueren wir den Bandipur Nationalpark und schauen gespannt aus den Fenstern. Tatsächlich erspähen wir einige Pfauen und Elefanten. Für die Tiger halten wir aber vergebens Ausschau!
Der letzte Teil der (ansonsten angenehmen) Fahrt geht in die Berge und wird ganz schön kurvig. Der Chauffeur nimmt die vielen Haarnadelkurven in flottem Tempo, sodass unsere Kinder diese total geniessen können. Sie stehen zwischendurch auf und halten sich nur an den Stangen fest, um das volle "Achterbahnfahrt-Feeling" zu erleben. Mein Magen fährt auch ganz schön Kurven und ich bin froh, bleibt alles da, wo es sein soll!
Nach einiger Zeit des Rätselns finden Rémy und ich sogar heraus, dass die vielen, kleinen Büsche wohl Teeplantagen sind. Als wir durch Eukalyptuswälder fahren riecht es angenehm frisch und wir erfreuen uns der schönen Natur.
In Ooty angekommen lotst uns Rémy einmal mehr souverän zu unserer neuen Bleibe. Dieses Guest-House hält wirklich, was es laut Reiseführer verspricht und der Gipfel: Wir haben sogar ein kleines Gärtchen vor unseren Zimmer, mit Rasen, Geranien, Tageten - so schön.
Leider werden wir nicht dazu kommen, dieses zu geniessen, denn Ooty – obwohl früher sicher mal ganz schön – ist heute "potthässlich" geworden, mit vielen "neuen" Bauten, die aber leider nicht aufeinander abgestimmt wurden! Da es aber auf 2000 m.ü.M. liegt, ist es noch heute für viele Inder aus der Mittel- und Oberschicht beliebtes Ausflugsziel. Sie geniessen hier vor allem die kühle Luft. Die geniessen wir auch, als es dann aber noch einen kurzen Platzregen gibt, fröstelt es unsere Kinder sogar! Wir werden diesen Ort möglichst schnell wieder verlassen, denn ausser dem schönen Guest-House hält uns hier nichts mehr.
Heute Dienstag morgen gehen wir gemütlich zum Bahnhof. Wir haben gestern abend noch erfahren, dass unsere Dampflock nur eine kurze Strecke fahren wird, da auf dem zweiten Teil ein Erdrutsch niedergegangen sein soll. Eigentlich haben wir den Umweg über Ooty nur wegen dieser Dampflock-Fahrt gemacht, aber wir haben ja Zeit und nehmens gelassen. So entscheiden wir, dass wir nach Möglichkeit noch heute irgendwie Payyoli erreichen möchten. Trotz heftigen Fahrplan studierens gestern abend, wissen wir noch nicht genau, wie und wann wir dies schaffen werden. Dass heute ein gaaaaaaaaaanz langer Tag werden wird und wir diesen nur in Bussen und im Zug verbringen werden, obwohl sich unsere Mägen noch kaum erholt haben von der Busfahrt von gestern, dessen sind wir uns nicht bewusst!
Rémy geht also die Tickets holen und muss zuerst mal zünftig Schlange stehen. Mit enttäuschtem Gesicht kommt er zurück, weil es nur noch für Stehplätze gereicht hat – da sind wir ja nichtmal so traurig, dass der Zug nur die Kurzstrecke fährt! Als wir dann eingeschleust werden, können wir trotzdem sitzen, warum, das wissen wohl nur die vielen Göttinnen und Götter, die uns immer noch begleiten und beschützen. Wir reisen im "Rückwärtssitzen" – nochmals ein Grund mehr, nicht traurig zu sein, dass die Fahrt nur eine Stunde dauert! Die Aussicht ist nett, kommt uns zwischendurch vor wie im Tessin, aber wahrscheinlich sind wir einfach zu verwöhnt mit unseren Schweizer Bahnen (z.B. Strecke Montreux-Zweisimmen), sodass wir nicht wirklich beeindruckt sind und am Ende dieses Tages sagen werden, "wir hätten auch direkt nach Payyoli fahren können"...
Ich notiere unten noch die Fahrten etc., damit ihr euch ein Bild unseres Tages machen könnt. Alice klagte schon bei der ersten Busfahrt über Bauchweh und wusste nicht, ob sich ihr Magen entleeren will oder nicht, sodass sie subito von einem flotten Inder seinen Fensterplatz erhielt. Das läuft hier so: Wirds jemandem schlecht, Kopf aus dem Fenster, Magen entleeren und weiterfahren! Alice bleibt glücklicherweise verschont, der Fensterplatz alleine hilft schon. Ich schaffe es, zwischen den z.T. sehr kurzen Wechseln, jeweils wieder Guetzli, Wasser und Bananen zu kaufen. Auch Louis Magen ist noch angeschlagen von gestern und hätte heute lieber einen Ruhetag gehabt! Aber wir meistern die ganze Reiserei super. Drum leisten wir uns ganz spontan auch wiedermal einen Abschnitt in einem Touristenbus heute. Der Typ meint zwar wir seien total Gaga, denn er behauptet, die Fahrt sei im Govermentbus nur 5 Rupien günstiger als bei ihnen. So ein Schmarren, aber egal, wir wollen einfach möglichst schnell und möglichst direkt nach Payyoli kommen. Ich bin am Abend auf der letzten Zugstrecke einfach nur noch "kaputt", total verschwitzt, habe Hunger und möchte nur noch schlafen... Einmal mehr staune ich ob unseren Kindern: Kein gezwänge und gemurre, es ist einfach so, wie es ist und mich dünkt, heute sind sie fitter als ich...
Unsere Strecken heute: Rupees SFr.
Ooty – Coonoor Zug 09.00 – 10.00 15 0.35
Coonoor – Coimbattore Bus 11.00 – 13.30 125 2.75
Coimbattore – Thrissur: Touristbus 14.15 – 17.30 900 19.80
Thrissur – Vadakara: Zug 18.20 – 22.30 199 4.35
Vadakara – Payyoli: Ritschka 22.30 – 22.50 160 3.50
Wir freuen uns, als Mr. Singh plötzlich zwischen den Palmen auftaucht und uns abholt, nachdem er vorher dem Ritschka-Fahrer noch letzte Wegbeschriebe über Rémys Handy gegeben hat. Wir sind dankbar um das leckere, warme Essen, duschen noch kurz und fallen alle todmüde ins Bett, glücklich, dass wir unser Ziel Payyoli heue tatsächlich noch erreicht haben!
(Claudia)
Dienstag, 30. März 2010
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