Dienstag, 1. Juni 2010

Taj Mahal

Sonntagmorgen, 30. Mai 2010: Der Shivganga-Express bringt uns mit leichter Verspätung nach Delhi. Mit unserem ganzen Sack und Pack erklimmen wir die nächste Treppe, um vor den Bahnhof zu kommen. Komischerweise gehts es bei dieser Überführung nur in eine Richtung, so machen wir uns gar keine Gedanken, ob es die richtige ist. Auf alle Fälle kommen wir beim Taxistand raus und ein Typ offeriert uns die Fahrt für 30 Rupien. Das ist ziemlich wenig, aber es herrscht Off-Season und unser Hotel Anoop ist ja ganz nahe. Mit grösster Not bringen wir uns und unser Gepäck in das Fahrzeug. Kaum abgefahren, will uns der Typ zuerst weismachen, dass das Anoop-Hotel 12 km entfernt sei und dass er uns ein besseres wisse. Als wir nicht nachgeben, fährt er zu einem Touristenbüro, geht rein und meint rauskommend, das Anoop sei schon ausgebucht. Dieser Blödmann meint wohl, wir würden diese Masche nicht schon kennen. Auf der Karte zeige ich ihm nochmals, wo wir hinwollen. Okay, wir realisieren jetzt, dass wir auf der falschen Seite des Bahnhofes gelandet sind, aber das ist ja nur ein Detail. Ich sage ihm, er solle jetzt aufhören zu diskutieren und uns zum Anoop bringen. Gut, für 150 Rupien. Was? Ja, es koste 30 Rupien pro Person (jetzt plötzlich??). Sein Trick, uns in eines "seiner" Hotels zu bringen, wo er eine dicke Kommission gekriegt hätte, ging in die Hosen. Ich mache ihm noch ein letztes Angebot von 100 Rupien. Er will partout nicht. So laden wir unser Bagage wieder aus und lassen den doofen Typen mit leerem Wagen und ohne schnell 100 Rupien verdient zu haben, wieder abfahren. Wir nehmen uns 3 Veloritschkas, denen wir zwar je 50 Rupien bezahlen, aber das machen wir gerne, denn die strampeln sich in der brütenden Hitze ja auch einen ab und wollen uns nicht übers Ohr hauen.
Der Main Bazaar, wo unser Hotel liegt, ist kaum wiederzuerkennen. Er sieht aus, wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte. Fehlen eigentlich nur noch die Trümmerfrauen und man würde sich irgendwo in Deutschland, am Ende des 2. Weltkrieges wähnen.
So wie es aussieht, wird einfach die Strasse verbreitert. Die Häuser müssen jetzt alle um etwa zwei drei Meter weichen und werden deshalb einfach zur Strasse hin teilweise abgerissen, zurückgestutzt oder wie auch immer man es nennen will.

Im Anoop checken wir nicht ein, sondern lagern nur den Grossteil unseres Gepäcks ein und machen uns zu Fuss dann wieder auf, zurück zum Bahnhof, wo wir den Zug nach Agra nehmen.
In Agra ist es brutal heiss und trotzdem nehmen wir im Hotel Sheela, welches nur ein paar Meter vom Taj Mahal entfernt liegt, kein AC-Zimmer, denn unsere Kinder wollen ja nicht erkältet in die Schweiz zurückkehren. Von einem Rooftop-Restaurant aus, sehen wir zum ersten Mal auf das wohl berühmteste Bauwerk der Welt.

Taj Mahal vom Rooftop aus

Anderntags besuchen wir das Taj, den Taj, sicher nicht die Taj, dann noch von ganz nah. Der Eintrittspreis wurde im Jahre 2000 von vormals 15 Rupien auf 500 erhöht. Die vielen Proteste zeigten Wirkung. Der Eintritt wurde nochmals erhöht, auf unglaubliche 750 Rupien pro Person. That's India! Natürlich nur für Foreigners. Wenigstens sind Kinder bis 15 Jahre gratis, das ist wirklich super. Zudem gibt es eine Flasche Wasser gratis dazu. Na also...
Wir schnappen uns einen Führer, nicht den Erstbesten vor dem Eingang, sondern einen, der innerhalb des Taj-Geländes wartet und zahlen für diesen weniger als die Hälfte. Der Taj Mahal ist wirklich ein eindrückliches Monument, auch wenn uns die Hitze fast erdrückt.
Schischigagas and the Taj

In Marmor eingelegte Ornamente

Das südliche Eingangstor zum Taj Mahal

Anschliessend besuchen wir noch das Rote Fort, den Baby-Taj und schauen uns den Taj Mahal noch von der anderen Flussseite an.
Baby Taj

Taj Mahal von der anderen Flussseite aus

Am Abend sind wir ziemlich auf der Schnauze, aber es war schön.

Da wir an unserem ersten Agratag "Vollgas" gegeben haben, schlagen wir uns am Dienstag die Zeit mit einer ausgiebigen "Beizentour", kombiniert mit Würfeln und Zeichnen um die Ohren, denn unser Zug fährt erst um 17.55 h...

Würfeln bis zum Abwinken

... würde um 17.55 h fahren. Denn auf unserer letzten Zugfahrt in Indien, will uns die indische Eisenbahngesellschaft wohl doch noch zeigen, dass in Indien nicht alle Züge pünktlich sind. Unser Zug kommt mit eineinhalb Stunden Verspätung in Agra an und auf der eigentlich dreieinhalbstündigen Fahrt, kommen nochmals eineinhalb Stunden Verspätung dazu. Okay, wir habens begriffen! Wäre ja auch komisch gewesen, wenn wir zu Hause erzählt hätten, dass in Indien alle Züge pünktlich fahren...
(Rémy)

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