Donnerstag, 29. April 2010

Periyar Nationalpark – "Government don't allow"

Ja, Sämi und Alice haben Recht. Das Green View Homestay ist wirklich erstklassig. Alles ist potzblitz sauber, wir haben zwei grosse Zimmer, beide mit einem grosszügigen Balkon und der sehr nette Besitzer Suresh hat uns, da wir als Volontäre tätig waren, auch noch einen Spezialpreis gemacht. Anstatt 750 Rupien für ein Zimmer, bezahlen wir 800 für beide zusammen. Suresh ist auch sehr hilfsbereit und gibt uns einige Tipps, was wir hier in Kumily, am Eingang zum Periyar Nationalpark alles anstellen könnten. Wir bleiben vier Nächte und seine Frau Suleikha macht uns jeweils ein ganz leckeres, typisches Kerala-Frühstück. Anschliessend machen wir mit den Kindern jeweils homework, also Schule, damit wir mit dem Stoff bis Ende Indien durchkommen. Wir sind bei allen dreien gut im Rennen.
Das Klima hier auf etwa 800 m.ü.M. ist angenehm kühl. Nachmittags kommt es meistens regnen und wir geniessen es dann, auf dem Balkon zu sitzen und ins Grüne und in die Berge zu blicken.
Am Sonntag nach den Husi's hat uns Suresh eine Rikscha organisiert und wir gehen zuerst zum Elefantenreiten, wo man uns schon erwartet. Auch hier ist die Hauptsaison vorbei und ausser uns ist niemand sonst da. "Komischerweise" sind die berühmten "indischen Minuten", welche sonst immer etwas länger dauern, bei Anlässen wie Elefantenreiten immer etwas kürzer. Aber was soll's...
Anschliessend fahren wir zu einer Spice-Farm (Gewürzfarm) und machen dort einen Rundgang. Unser Führer ist sehr kompetent und erklärt uns ganz interessante Sachen über die verschiedensten Pflanzen und ihre aryurvedischen Wirkstoffe. Anfangs müssen wir uns zwar ein Bisschen an sein Englisch gewöhnen, aber mit der Zeit geht es ganz gut. Über eine Stunde hören wir ihm auf dem Rundgang zu, bevor wir dann in den Shop gehen, wo man natürlich alles mögliche einkaufen könnte. Es hat schon eine Gruppe mehr oder weniger betuchter Inder dort, die haufenweise Gewürze und ayurvedische Öle kaufen. Bei ihnen geht der Rundgang meistens nicht so lange, da sie keine Geduld haben für solche Details, dafür wird dann beim Einkaufen kräftig zugelangt. Wir halten uns zurück und kaufen nur wenig, in weiser Voraussicht, dass wir ja alles immer selber rumschleppen müssen.
Zurück im Homestay lassen wir es ein bisschen regnen und genehmigen uns ein Sprite-Aperöli. Plötzlich kommt mir in den Sinn, dass wir den geplanten Green Walk (ein dreistündiger Trip zu Fuss im Nationalpark mit einem Führer) noch nicht gebucht haben. Ich gehe Suresh suchen, finde seinen Sohn und der sagt mir, dass seit neuestem die Alterslimite für solche Events bei mindestens 12 Jahren liege. Es habe vor ein paar Monaten einen Vorfall gegeben und seither sei das so. "Government don't allow!" Telefonisch fragt er nochmals nach und es scheint wirklich so zu sein. Claudia und ich wollens irgendwie nicht wahrhaben und spazieren noch zum Auskunftsbüro des Parks. Fact ist, dass man als Ausländer einen für indische Verhältnisse hohen Eintritt zahlen muss, auch für die Kinder, man aber mit diesen nichts anderes machen kann, als eine einstündige Bootsfahrt. Super! Möglich wäre noch ein ganztägiger Jeep-Ausflug, aber davon hat uns Suresh abgeraten, da er einerseits sehr teuer sei und andererseits gehe es gar nicht richtig in den Wildpark und die meiste Zeit gehe eh für die Hin- und Rückfahrt drauf. Etwas frustriert kehren wir wieder zurück und befreien unsere Kinder von der Flimmerkiste. Ja, alle drei sind natürlich super happy, dass die eh schon tollen Zimmer im Green View sogar mit einer "Magic-Box" ausgerüstet sind. Sämi hat riesige Lust auf eine Pizza und hat "dummerweise" schon am Vortag, bei der Einfahrt ins Dorf eine Pizzeria gesehen. Suresh meint, wir sollen nicht dorthin gehen, da die nur Fertigpizzas hätten (uns kommt unweigerlich unsere erste "Pizza" in Kathmandu in den Sinn. Nein danke!). Ganz in der Nähe habe es aber eine richtige Pizzeria, die von einer Engländerin geführt werde. Eine Engländerin und Pizza? Ob das gut kommt?? Das Restaurant sieht eigentlich noch ganz nett aus, die Pizzas sind selbstgemacht und scheinen nicht schlecht zu sein, doch die Pastas, die Claudia und ich essen, sind so etwas von fade... und das Ganze ist natürlich schweineteuer. Auch die Kinder finden, das sei "gestört". Aber eben: Indien und Pizza, das geht ja noch. In Varanasi hat das funktioniert. Aber Indien, Pizza und Engländerin? No, no, no. "Chrissie" heisst das Restaurant übrigens. "Crisis" wäre passender, wenn ich mit dem schalen Geschmack von faden Pastas im Mund an das leckere indische Essen denke, dass es hier gibt.

Am nächsten Tag machen wir einen auf faul, machen Husis, gehen ganz lecker und billig in ein echt indisches Restaurant essen und wollen dann halt trotzdem um zwei oder vier Uhr im Park die Bootsfahrt machen. Am Parkeingang dann aber der nächste Frust. Alle Boote des Forest-Departements sind schon ausgebucht, eventuell gäbe es noch solche des vier Mal teureren Kerala-Tourismus-blablabla. Eventuell... Also wir sollten pro Person 300 Rupien Eintritt bezahlen, um dann 3 km weiter vorne am See feststellen zu können, dass es dann vielleicht doch keine Bootsfahrt mehr gibt. Auf einer Hinweistafel steht, dass die Tickets erst eine Stunde vor Abfahrt ausgegeben würden. Ja, aber warum sind denn nun schon alle ausverkauft?? Darauf kann man mir keine Antwort geben. Ein erstes Mal werde ich ein bisschen sauer. Am besten sei es, am Morgen früh zu kommen. Die Kasse mache um 6 h auf und da hätten wir die besten Chancen, eine Bootsfahrt zu machen. Toll, langsam gurkts uns an.
Es wäre aber auch doof, wenn wir extra zu einem Nationalpark fahren und gar nicht hineingehen, oder? So kommt anderntags meine liebliche Stimme aus dem Natel wieder mal zum Zug und meldet: "It's five forty-five. Time to get up". Die Schischigagas stehen also ganz früh auf und machen sich zu Fuss auf den Weg zum Parkeingang. Kurz davor überholen uns schon die ersten stinkenden Touristenbusse. "You are late", sagt mir der gleiche Typ, der schon gestern hinter dem vergitterten Schalter sass, als ich um 6.15 h endlich an der Reihe zum zahlen bin. Wenigstens macht er keine Macken, als ich Sämi zum Elfjährigen degradiere, damit wir für ihn nicht voll zahlen müssen. Zu Fuss gehen wir die drei Kilometer bis zum Periyar-Lake, wohl wissentlich, dass uns etliche indische Touris in ihren stinkenden Bussen überholen. Aber Gottfriedstutz! Das ist ein Nationalpark hier und da geht man doch nicht einfach mit der Karre hinein! Das gibt mir "dr Gring" einfach nicht zu. Das ist etwa gleich blöd, wie wenn man mit dem Auto auf den Weissenstein fährt, wenn es doch eine so schöne Seilbahn... Ah nein, die hat es ja glaube ich inzwischen auch nicht mehr. Item, wir flippfloppen also ganz ökölogisch zum See, schliesslich zahlen wir Ausländer nebst dem normalen Eintritt ja noch eine Öko-Gebühr für den Park. Drum dürfen wir zu Fuss gehen, oder sehe ich das falsch? Auf alle Fälle sehe ich, dass das 7.30 h-Boot des Forest-Departements schon ausgebucht ist. So versuchen wir es bei den Kerala-Tourismus-blablabla-Booten. Nun, das geht so: Man stellt sich in einen Gitterkäfig in die Schlange, welche irgendwie einfach nicht weitergehen will. Louis ist bei mir und plötzlich merke ich, dass es hier nicht reicht, wenn ein Familienmitglied sich in der Schlange anstellt. So schicke ich Louis los und er holt die anderen drei. Nach einer Weile kommt ein Uniformierter daher und verteilt Formulare. Für jedes Familienmitglied muss ein Formular ausgefüllt werden. Name, Vorname, Geschlecht, Heimadresse, Nationalität, Telefonnummer, Name des Hotels usw., dann das gewünschte Deck (wir kreuzen "Oberdeck" an) und dann kommt noch Datum und Unterschrift. "Hä, was soll das?", denken wir. Wir wollen doch nur eine Bootsfahrt machen!?! Die Zeit schreitet voran und das 7.30-Boot schwimmt davon. Da wir nun schon in der Schlange stehen, denke ich, bleiben wir halt bei den teureren Kerala-Tourismus-blablabla-Booten und buchen unsere Plätze für 9.30 h, denn laut Reiseführer sind das die besseren Boote und man kann auf das Oberdeck gehen. Endlich bin ich an der Kasse. Da tippt doch tatsächlich ein Typ den ganzen Kram vom Formular in seinen Computer und auf den fünf Tickets, die nach der ganzen Prozedur ausgedruckt werden, steht doch tatsächlich auch unsere Biberister Telefonnummer drauf. Uns bleibt nur noch ein verständnisloses Kopfschütteln. Das Ticket für die Fotokamera müssen wir natürlich am anderen Schalter, an dem des Forest Departements lösen. Ist ja klar, oder?
Die uns verbleibende Zeit bis zur Bootsfahrt wollen wir uns unter den riesigen Bäumen mit einem Yatzy vertreiben. Doch wir haben die Rechnung nicht mit den Affen gemacht. Da springt doch einer mitten auf unseren Tisch und eh wir reagieren können, klaut er schon alle unsere fünf Würfel, steckt sie in seinen Mund und ist wieder auf dem Baum oben und will diese genüsslich verzehren.
Der Affe hat die Rechnung aber nicht mit Schweizer Qualitätswürfel aus Kunststoff gemacht und spuckt diese nach einer Weile wieder aus. Nach diesem lustigen Fress-Intermezzo haben auch wir Hunger und gehen noch kurz eine Masala Dosa essen und einen Tschai trinken. Frühzeitig machen wir uns auf den Weg zum Boot. Ups, das eine Boot ist auf dem Unter- und natürlich auch auf dem Oberdeck schon fast voll. Zum Glück ist es nicht das unsrige, sondern das des Forest Departments. Unseres ist noch fast leer und wir installieren uns zusammen mit ein paar Indern auf dem Oberdeck und freuen uns alle auf die bevorstehende Bootsfahrt. Währenddem das oben und unten mit Leuten besetzten Forest Boot bereit für die Abfahrt ist, kommen ein paar Uniformierte und wollen uns klarmachen, dass das Oberdeck nicht benützt werden dürfe. Es gibt ziemlich eine Aufregung und wir begreifen alle nicht, warum das so sei. "Government don't allow!", ist die einzige Begründung, welche man uns gibt, währenddem das Forest-Boot mit Leuten oben und unten an uns vorbeituckert. Ich nerve mich total und werde "bächtig möse, aber bächtig möse". Und ich spare auch nicht an einigen Kraftausdrücken zu Ehren des Government. Louis meint im Nachhinein, es sei schon ein bisschen komisch gewesen und er habe mich noch nie so gesehen... Huiuiui! Als man mir dann schliesslich nicht einmal erlauben will auf dem Unterdeck zu stehen (!!!), verlasse ich das Boot fluchend und verlange, dass man mir auf dem Ticket unterschreibt, dass ich nicht mitfahre und das Geld zurückkriege. Das zeigt Wirkung und man versichert mir, dass ich stehe dürfe, um fotografieren zu können. Meine Güte sind diese Typen doof! Als man uns dann noch zwingt eine Schwimmweste anzuziehen, weil "Government...", muss ich "töif i Bode abe schnuufe"...
Ich habe gar nicht gewusst, dass ich mich dermassen nerven kann. Im Nachhinein nerve ich mich natürlich am meisten darüber, dass ich mich überhaupt dermassen ab diesem Mist genervt habe. Wo bleibt meine sonstige Ruhe? Irgendwie scheint mir diese Touristen-Abzockerei nicht gut zu bekommen. Und "government don't allow" ist doch einfach keine Begründung... Schwamm drüber, "om shanti!".
Elefanten sehen wir leider keine, aber ein paar kleinere Tiere schon. Imposant ist vor allem die Landschaft, obwohl ich's ehrlich gesagt erst beim Ansehen der Fotos so richtig realisieren und geniessen kann.
Die Fahrt, welche im Reiseführer noch mit etwa zweistündig angegeben ist, dauert natürlich keine Stunde. Aber das kennen wir ja schon...

Als pflichtbewusste Ökotouris gehen wir den ganzen Weg zu Fuss zurück. Louis nürzt zwar am Anfang ziemlich, aber plötzlich geht er wieder wie ein junges Reh. Mit etwas müden Beinen kommen wir schliesslich wieder im Homestay an. Die Kinder dürfen etwas glotzen und Claudia und ich machen uns noch zu einem Spaziergang auf, um einen Aussichtspunkt zu erreichen. Heute ist für einmal kein Holiday, sondern ein Streik (das scheint im kommunistischen Kerala ein "Hobby" zu sein). Deshalb sind kaum Auto-Rikschas zu sehen, welche uns zum Ausgangspunkt des Spazierganges fahren könnten. Und als der erste Einheimische, den wir nach dem Weg fragen, sagt, es seien nur etwa 500 Meter bis dorthin, ist klar, dass wir dazu keine Ritschka brauchen. Nach etwa 500 Meter fragen wir weiter, es sei etwa 1 km bis dorthin. Und die nächste Person, welche wir noch später fragen, sagt, es gehe etwa 1,5 km. Kein Wunder, müssen die streiken bei dieser rasanten "Teuerung" ;-). Der anschliessende Aufstieg ist sehr ruppig und schweisstreibend, aber nach etwa einer Stunde werden wir mit einer schönen Aussicht belohnt, obwohl es etwas bewölkt ist.
Erst als wir wieder im Tal unten sind, finden wir eine Ritschka. Ich staune einmal mehr, dass meine Flip-Flops, welche ich vor x Monaten in Varanasi gekauft habe und tagtäglich trage immer noch halten. Noch nie hatte ich Blasen, im Gegensatz zu meinen anderen Familienmitgliedern. Liegt es am netten Totenkopf-Sujet, welches das Fussbett ziert? Nie und nimmer hätte ich in der Schweiz solche Flip-Flops gekauft. Aber wenn's keine grösseren gibt, nimmt man halt was es hat.
Als wir Suresh von unserem tollen Bootstrip erzählen, staunt dieser nicht schlecht. Und es findet sich auch des Rätsels Lösung. Vergangenen Herbst, am 30.09.09, gab es einen schweren Unfall. Ein Boot ist gekippt, als auf der einen Seite am Ufer Elefanten aufgetaucht sind und alle Passagiere auf eben diese Seite gerannt sind, um die Elefanten zu sehen. Etwa 45 Menschen sind dabei ertrunken, alles Inder/innen, die nicht schwimmen konnten. Und wahrscheinlich dürfen die uniformierten Clowns mit der Wahrheit einfach nicht rausrücken, weil dann sonst niemand mehr auf diese Kerala-Tourismus-blablabla-Boote gehen würde. Ja, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir die ganze "Government-don't-allow-Aufregung" sparen können, obwohl es natürlich trotzdem eine Schweinerei ist, dass man nicht mit offenen Karten spielt.

Zum Abschluss unseres Periyar-Aufenthaltes gehen wir nochmals in das feine indische Restaurant essen. Auch die Kinder kommen langsam bezüglich schärferes Essen auf den Geschmack, vor allem die Jungs.

Unsere Reise geht am Mittwochmorgen früh mit dem Bus weiter nach Munnar. Die Fahrt ist sehr toll und atemberaubend, führt durch wunderbare Berglandschaften und zum Schluss vor allem durch nicht minder schönen Teeplantagen. Wir sitzen in der zweithintersten Reihe, was auf der kurvenreichen Strecke nicht unbedingt das Tollste ist. Die Busse haben hier keine Fensterscheiben, da es ja ganzjährig sehr heiss ist. Man kann aber eine Art Rollladen runterlassen, wenn es zu regnen beginnt, oder vorne einer aus dem Fenster kotzt. Ja, plötzlich gehen halt die Läden runter und wir müssen zeitweise auf die schöne Aussicht verzichten. Nicht weil es regnet...
In Munnar, wo wir nach 4 ½-stündiger Fahrt gegen Mittag ankommen, wartet schon eine Rikscha auf uns, welche uns zum J.J. Cottage bringt. Die Zimmer sind sehr sauber, aber leider sehr klein und ohne Aussicht. Zuerst stillen wir unseren Hunger. Draussen beginnt es wie aus Kübeln zu regnen. Scheinbar tut es dies hier jeden Nachmittag. Wir schnappen uns eine wasserdichte Rikscha, welche uns zum Tee-Museum bringt - das ideale Programm bei diesem Wetter. Das Museum ist interessant, trinken wir doch jetzt täglich Tee und haben nicht wirklich eine Ahnung, wie dieser verarbeitet wird. Zuerst gibt es einen sehr professionell gemachten Dokumentarfilm, dann wird eine Teeverarbeitungsmaschine in Betrieb gesetzt, welche uns zeigt, wie das Ganze funktioniert. Im Museum selber hat es noch ein paar alte Einrichtungsgegenstände und Fotos aus der Zeit der Kolonialisierung, während der der Teeanbau hier eingeführt wurde. Den Kindern kann ich eine alte Telefonzentrale, alte Rechnungsmaschinen und anderes bildhaft erklären. Draussen regnet es immer noch in Strömen.

Am anderen Tag kämpft die Sonne frühmorgens gegen die immer noch vorhandene Restbewölkung. Claudia, Louis und ich stehen um sieben Uhr auf und machen eine kleine Morgenwanderung, hinauf in die Teeplantagen. Die Sonne setzt sich immer wie mehr durch und die Teeplantagen zeigen sich von ihrer besten Seite.

Bereits vor dem Mittag checken wir aus und machen uns um 11 h per Bus auf den Weg nach Madurai. Wir haben unsere liebsten Plätze ganz vorne. Die Fahrt gehört landschaftlich zum Schönsten, was ich bis jetzt erlebt habe. Atemberaubend sind die Kurven und die Aussicht in den Cardamon und später in den Palani Hills. Fotografieren geht nicht wirklich, denn hier wird Busfahren zum Sport und ist körperlich sehr anstrengend. Man muss sich ständig festhalten, um in den Haarnadelkurven nicht vom Sitz zu fallen. So sind wir froh, dass die letzten zwei Stunden Fahrt in der Ebene stattfinden und die Strecke fast ständig geradeaus geht. Gegen 17 h kommen wir in Madurai an. Wir sind wieder zurück in der Hitze. Schwitz, schwitz! Wir schauen uns drei Hotels an und entscheiden uns schliesslich für das Shree Devi. Die Inneneinrichtung ist zwar wieder echt indisch und kein Vergleich mit dem Green View, auch hat es keinen Fernseher, was Alice und Louis gar nicht goutieren (sie schieben eine Krise, behaupten aber steif und fest es habe nichts mit dem Fernseher zu tun...), dafür ist die Aussicht auf den Sri-Meenakshi-Tempel schlicht sensationell.

(Rémy)

Und hier geht es zur aktualisierten Karte

Dienstag, 27. April 2010

Schischigagas Reiseroute

Auf vielseitigen Wunsch habe ich nun eine einfache Karte gebastelt, auf der ersichtlich ist, wo wir durchgereist sind und wo wir uns im Moment befinden. Also eigentlich sollte jetzt bei jedem Blogeintrag ein Link zur aktuellen Karte angehängt sein (wenn wir's dann nicht vergessen...)

Hier gehts zur Karte, viel Spass!

(Rémy)

Montag, 26. April 2010

Martial-Arts (Kerala-Kampfkunst)

Wir sind in einem schönen homestay hier. Mir gefällt es sehr, weil wir einen Balkon mit schöner Aussicht haben und viele, hängende Stühle, auf welchen wir "ritigampfen" können. Und zum Glück hat es auch einen Fernseher!


Wir besuchen eine Kampfsportvorführung. Dort kämpfen sie und machen noch wie Turnübungen. Einer legt eine dicke Matte hin, kommt die Treppe zu der Tribühne hoch und macht von dort einen Rückwärtssalto. Das gefällt mir gut. Sie machen alles sehr gut, auch mit den Waffen. Zum Schluss machen sie wie die Löwen noch etwas ganz Gefährliches: Sie springen durch einen brennenden Reifen! Mir hat die Vorführung sehr gut gefallen.
(Alice)

Samstag, 24. April 2010

Hausboot

Hi
Wir sind jetzt an dem Platz, wo wir auf das Hausboot gehen, das schon bereit steht. Wir gehen natürlich direkt in das Hausboot. Ich bin schon sehr gespannt, wie es innen ausseht. Schon nach einem kurzen Zeitchen fahren wir los. Ich finde es cool, aber es ist heiss (ha,ha)!

Wir fahren langsam, da unser Boot umweltfreundlich ist und keinen lärmigen und stinkenden Motor hat, sondern hinten und vorne ist ein Mann, der mit einem Bambusstecken an dem Boden der Backwaters abstosst.
Die Landschaft ist wunderschön. Das Hausboot fährt manchmal an einem Steinmäuerchen entlang und ich steige dann aus und schaue nach Kokosnüssen, doch ich finde keine. Nach einem Zeitchen fällt mir noch der Schuh ins Wasser, was ein kleines Gestürm gibt, da ich nicht zu dem Mann nach hinten rannte, damit er ihn herausfischen kann, weil ich zu faul bin.
Wir fahren jetzt noch weiter und ankern an einem Ort, wo die Backwaters breit werden. Ich gehe sofort Schwimmen. Ich schwimme zum andern Hausboot, die Crew sagt mir, dass die Leute dort auch aus der Schweiz sind. Jetzt schwimme ich zurück, da das Essen fertig ist. Ich habe dabei ein bisschen ein mulmiges Gefühl, da die ziemlich grossen Adler sehr weit unten über mir kreisen und wahrscheinlich denken ich bin ein Fisch. (Ich könnte mir vorstellen, dass Gröli über diesen Satz mit dem Fisch ein dummer Spruch macht)(ha,ha)
Zum Mittag gibt es für jeden einen Fisch, Gemüse, Curry, Salat, Roti usw.
Nach einer Weile fahren wir zurück. Auf dem Nachhauseweg sehe ich meinen Schuh, und der Mann kann ihn tatsächlich herausfischen. Jetzt, da wir zurück sind, wartet schon der eine Knabe, um mit uns Cricket, das ich mittlerweile schon sehr gerne spiele, zu spielen. Ich spiele eine Weile mit ihm, doch dann gebe ich auf, es ist einfach noch zu heiss. Ich sage ihm, dass ich am späteren Abend wieder spiele. Jetzt holt uns der Bootskoch ab, und wir fahren ein bisschen in den Fluss hinaus, dort werden wir dann auch schlafen.
Der Knabe spielt später aber kein Cricket mehr mit mir, weil er zum Prayer muss.
Rémy, Alice und ich schlafen in einem Zimmer, da es auf dem Hausboot nur für 2 reicht. Am nächsten Tag hängen wir ein bisschen rum.

Wir lernen ein sehr nettes, älteres Ehepaar aus England kennen. Am Abend kommt es noch heftig regnen, aber sonst passiert nichts besonderes.
Am nächsten Tag gehen wir zusammen mit den Engländern auf die Fähre,um nach Kottayam zu gelangen. Wir fahren drei Stunden lang und sehen in Alleppey, hunderte von Hausbooten, zum Teil riesige.

Nachher fahren wir mit dem Bus nach Kumily. Jetzt sind wir hier, in einem sehr schönen Home stay mit Balkon und TV.
(Samy)

Link zur Karte

Mittwoch, 21. April 2010

Bilder aus Kochi

Seit Montag, 19. April 2010 sind wir hier in Kochi und morgen Donnerstag geht es bereits wieder weiter in die Backwaters. Über unseren Elefantenbesuch hat Louis ja bereits schon ausführlich geschrieben. Drum hier einfach noch ein paar schöne Bilder von typischen Kochi-Highlights, wie den chinesischen Fischernetzen und dem Kathakali-Tanz.




Und noch zwei Plakate zum Nachdenken...

Dieser und noch ganz viele solcher Sprüche säumen links und rechts die Allee, welche zum Elefantenstall mit dem "tollen" Zoo führt (siehe Louis Blogeintrag).


Fast vis-à-vis von unserem schönen Homestay befindet sich die Ausbildungskaserne der indischen Navy. Beim pompösen Eingangstor findet sich dieses perverse Plakat. Es ist ein ziemlich krasser Gegensatz zu den friedlichen Slogans wie "Om shanti", welche uns in Varanasi und auch in Nepal begleitet haben. Aber vom Militär, insbesondere einer Atommacht, kann man wohl nicht viel anderes erwarten. Auch dies wieder einer dieser verrückten Gegensätze Indiens...
(Rémy)

Elefantenbaden im Fluss

Heute morgen müssen wir um 05.50 Uhr aufstehen. Mami und Papi haben eine Überraschung für uns bereit. Das Taxi steht um 06.15 Uhr vor dem Guest-House und wir fahren ca. 1Std.15Min. bis wir am Ziel ankommen. Ich habe schon eine Ahnung, wohin es gehen könnte, nämlich zum Elefantenwaschen. Als Mami sagt, mit dem öffentlichen Bus müssten wir viermal umsteigen, bin ich mir dann ganz sicher. Um 07.30 Uhr sind wir dort und warten gespannt noch eine halbe Stunde am Flussufer. Es hat bereits Leute im Fluss, die dort ihr Morgenbad nehmen.

Plötzlich kommt ein grosser und ein kleiner Elefant die Strasse herunter gelaufen. Die Führer treiben sie direkt in den Fluss. Dann kommen nochmals drei junge und ein grosser Elefant dazu. Zuerst trinken alle Wasser, dann legen sie sich in den Fluss. Die Führer winken uns zu sich ins Wasser. Dort bekommen wir ein Stück einer Kokosnussschale. Mit dieser schrubben wir die Elefanten kräftig.
Für die Elefanten ist es wie eine Massage. Ich glaube, sie haben sich dabei sehr wohl gefühlt, denn sie lagen ganz entspannt im Wasser. Unser Elefant heisst Sunnita und sie ist ganz ruhig. Die Elefantenhaut ist mit vielen spitzigen "Haaren" bedeckt. Sie sind borstig. Die Haut fühlt sich irgendwie lederig an. Die Ohren sind schön weich, wie ein "Plätzli". Nach einer guten Stunde sind die Elefanten fertig gebadet.
Wir gehen frühstücken und nachher besuchen wir die Elefanten in ihrem Zuhause, einem vom Staat geführten Zoo. Unsere ganze Familie darf auf Sunnita, welche wir vorhin gewaschen haben, reiten. Weil ich kurze Hosen anhabe, spüre ich jetzt die langen Borsten ganz deutlich an meinen Beinen. Es "stüpft" etwas! Der Ritt dauert nur ca. 5 Min. ist aber trotzdem ein mega Erlebnis für uns alle.

Anschliessend besuchen wir den Zoo. Der ist nicht so schön. Die Affen haben einen viel zu kleinen Käfig, das Krokodil hat nur ganz wenig Wasser, die 15 Adler haben in ihrem Käfig keine Möglichkeit zu fliegen, die 6 Pfaue sind auch in ihrem viel zu kleinen Käftig eingepfercht! Ein junges Reh ist komischerweise in einem viel zu kleinen Käfig eingesperrt, anstatt bei den Anderen im Freien. Es ist hier überhaupt nicht lustig für die Tiere! Im Gegenteil, es macht mich traurig, wie die Tiere hier eingesperrt sind.
Auch unserer Sunnita und ihren Kameradinnen ergeht es nicht besser: Sie sind an einem Vorder- und einem Hinterbein an Bäume angekettet, sodass sie sich nichteinmal bewegen können! Sie tun uns leid. Die schönen Badeerlebnisse vom fühen Morgen sind etwas getrübt nach diesem Zoobesuch... Aber so ist sie halt, die Realität: Brutal und ungeschminkt! So steigen wir wieder in unser Taxi und reisen zurück in unser homestay. 
(Louis)

Sonntag, 18. April 2010

Unsere letzten Tage in Payyoli-Beach

Jetzt sind unsere Tage in Payyoli-Beach bald schon Geschichte! Ich möchte es nicht unterlassen, noch ein paar Gedanken dazu festzuhalten.
Ich habe es genossen, hier endlich mit meinen indischen Kochkünsten anzufangen. Nachdem ich Mama Singh, bevor sie abgereist ist, noch fleissig über die Schultern geschaut habe, habe ich den Kochlöffel danach, nach langer Zeit wieder einmal, selber in die Hand genommen. Im Kiran habe ich mich immer geweigert, das typisch indische Dampfkochtopf-Modell zu benützen. Das sind so alte Pfannen, die zischen extrem heftig, laut und unheimlich, sodass ich den Dingern einfach kein Vertrauen schenken konnte. Vielleicht hat es auch noch mit einem Vorfall aus meiner Kindheit zu tun, an den ich mich zwar selber nicht mehr erinnern kann, aber schon so viel davon gehört habe, dass ich meine, selber dabei gewesen zu sein, als ein Dampfkochtopf bei meiner Mutter mal "explodiert" ist. Wie auch immer. Ich habe meine Angst doch noch überwunden und es einfach probiert! Die ersten beiden Versuche gingen in die Hose – es hat nicht gezischt – beim dritten Versuch hat es dann tatsächlich geklappt. Mein Daal und Sabji sind gut herausgekommen, sogar die Kinder haben das Essen gelobt, das will doch was heissen!
Es ist erstaunlich, wieviele Leute mich nach Mrs. und Mr. Singhs Abreise zum Tee einladen wollten. Ging ich zu den Milchfrauen, wollten sie mich einladen, lief ich durch den Garten von den Nachbarn: Eine Einladung. Ich habe diese jeweils dankend abgelehnt, seis, weil zuhause selber ein Tschai auf mich gewartet hat – den Louis immer noch köstlich zubereitet, wie zu Kiranzeiten – oder einfach, weil ich mich nicht wohlgefühlt hätte. Es ist eine Tatsache, dass wir in diesem vorwiegend von muslimischen Fischerfamilien bewohnten Quartier, die "Exoten" gewesen sind und es ist sehr, sehr eindrücklich, dieses Gefühl am eigenen Körper zu erleben. Nicht dass die Leute sich uns gegenüber feindlich benommen hätten, im Gegenteil, die Frauen haben uns immer wieder ihre Leckereien zum Probieren vorbeigebracht, aber wir waren halt einfach "die Fremden", wurden angeglotzt und jede unserer Bewegung wurde mitverfolgt. Halt sehr, sehr ungewohnt für uns Westler!

Obwohl das Meer keine Abkühlung gewesen ist, das Wasser hatte gute 30 Grad, haben wir es sehr genossen, einfach im Wasser zu sein und oftmals gegen die Wellen und die Unterströmungen anzukämpfen. Unsere Kinder sind wirkliche Profis in den Wellen, die stärksten "Brätscher" haben sie nicht aus der Ruhe gebracht. Wenn das Meer sich dann ab und zu von der ruhigeren Seite gezeigt hat, haben wir unsere "Wassergespräche" geführt. Wie das gekommen ist, weiss ich auch nicht mehr. Die Kinder haben irgend ein "tiefschürfendes" Thema angesprochen, und darüber haben wir dann "philosophiert". Sehr spannende und sehr persönliche Dinge sind da zutage gekommen. So weiss ich jetzt, dass Sämi entweder Lehrer, Polymech oder Sozialpädagoge werden möchte. Als Erstes, wenn er zurück in der Schweiz ist, sich zum SRK-Babysitterkurs anmelden will und als Zweites will er seine Mitgliedschaft bei der Zentralbibliothek wieder erneuern, diesmal mit dem Aufschlag, damit er auch CD's ausleihen kann. Für Louis steht fest, dass er "Tüftler" werden möchte. Er interessiert sich für alles Technische, möchte alles erforschen und auseinandernehmen und überhaupt. Da bin ich ja froh, hilft mir Rémy jeweils weiter, wenn wieder so eine knifflige Frage kommt! Alice möchte beruflich etwas mit Tieren arbeiten: In einem Tierheim, oder Bereiterin oder Tierärztin. Bei einer unserer letzten Zugfahrten sind wir neben einer jungen Frau gesessen, die Modedesignerin ist. Das hat Alice sehr interessiert, kann sie doch supermegagut malen und zeichnen und an Mode ist sie nach wie vor sehr interessiert...
Diese "Wassergespräche" taten uns allen gut. Irgendwie waren wir durch nichts Anderes abgelenkt und alle haben ganz interessiert zugehört. Alice hat jeweils gesagt:"Gömmer wieder is Meer go rede, das hani drum so gärn!" Irgendwie hat sie uns allen aus dem Herzen gesprochen, wir haben es alle genossen. So denke ich, werden mir persönlich von Payyoli die "Wassergespräche" in bester Erinnerung bleiben...
Die im Gästebuch vielbeschriebenen, wunderbaren Sonnenuntergänge blieben uns leider bis zum letzten Abend vergönnt, denn es war immer bewölkt. Wahrscheinlich lag das an der Jahreszeit. Wir schätzen uns aber glücklich, dass wir dieses Naturspektakel, wie das Meer die Sonne "verschluckt", doch noch erleben dürfen. Wirklich wunderschön!

Später am gleichen Abend dann das zweite Naturspektakel: Ein heftiges Gewitter mit Regen. Sehr eindrücklich ist es, wie die Palmen von den Blitzen hellerleuchtet werden, richtig "gespenstisch" und der Regen spritzt von allen Seiten auf unsere Veranda, sodass wir unsere Spiel- und Leserunde abbrechen müssen und ins Haus ans Trockene flüchten. Ist ja wohl allen klar, dass der Strom schon bei einem der ersten Blitze den Geist wieder aufgibt und wir am nächsten Morgen, als wir abreisen wollen, im Halbdunkeln unsere sieben Sachen zusammensuchen müssen...
(Claudia)
Unser letztes Apéro mit Sprite, Fanta und Nimbu-Pani (Zitronenwasser)

Donnerstag, 15. April 2010

Ausflug in den Tholpetty-Sanctuary

Am Montag, 12. April 2010 verriegeln wir unser Payyoli-Häuschen und machen uns mit angenehm wenigem Gepäck auf nach Tholpetty. Im Reiseführer ist erwähnt, dass die Anfahrt von Calicut aus kurvenreich, steil und nichts für schwache Mägen, dafür aber die Aussicht teilweise atemberaubend schön sei. Die Anreise über Kannur sei wesentlich ruhiger. Da wir ja keine Weicheier sind, wählen wir natürlich die kurvenreiche, steile Strecke aus ;-)

Mit einer Ritschka geht es zuerst nach Payyoli. Und dann sofort mit einem ersten Bus nach Calicut. Übrigens ist das hier in Indien wirklich super. Es stehen ständig Busse zur Verfügung und man muss kaum einmal mehr als 15 Minuten warten. Das alles ohne Taktfahrplan und so. Was halt vorkommen kann ist, dass der Bus schon ziemlich voll ist. So ist es auch auf der ersten Strecke nach Calicut. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde und ich habe bis kurz vor dem Ende keinen Sitzplatz. In der Schweiz hätte mich das glaube ich ziemlich angegurkt, aber hier ist es einfach normal. Es muss immer jemand stehen und auf einer Zweierbank hocken meistens drei Personen. Die Inder/innen kennen keine Hemmungen sich körperlich sehr nahe zu kommen. Aber natürlich sind Männlein und Weiblein immer schön getrennt. Ach übrigens: der Busfahrer fährt barfuss...
Als wir in Calicut (Kozhikode) ankommen ist es brütend heiss und wir haben Hunger, da wir das Morgenessen heute ausgelassen haben. Da laut Reiseführer Calicut drei Busbahnhöfe hat und unser Bus von einem anderen abfährt, machen wir uns zuerst in dessen Richtung auf, um in einem Restaurant etwas zu essen. Die Dosas schmecken wunderbar und machen uns alle satt. Wieder draussen in der Hitze machen wir uns auf die Suche nach dem richtigen Busbahnhof. Man schickt uns dorthin und dahin, denn ein Busbahnhof ist gerade im Umbau, das heisst nicht in Betrieb, und schlussendlich landen wir wieder dort, wo wir vorher schon angekommen sind. Ja, so geht das halt manchmal, denn hier in Kerala sprechen seeehhhr wenige Leute etwas Englisch. Kein Problem, wir finden unseren Bus, der gerade einfährt und wir sind die ersten die einsteigen und können die besten Plätze in der vordersten Reihe einnehmen. So cool! Sämi hat einen Einersitz, Alice und Claudia eine Zweierbank und Louis und ich teilen uns einen Dreier.
Die 3 ½ stündige Fahrt ist toll und wir geniessen unsere Logenplätze. Leider ist der Himmel etwas trüb, so dass die Fernsicht nicht ganz optimal ist. Es geht ziemlich bergauf und hat richtige Haarnadelkurven, wie wir sie von den Schweizer Alpenpässen her kennen. Unsere Mägen machen absolut keine Probleme, denn unser Fahrer ist kein Raser. Geht ja auch nicht, wenn's dermassen nach oben geht. Ich staune immer wieder, wie gelassen die indischen Busfahrer im Strassenverkehr wirken. Selbst nach abrupten Bremsmanöver, wenn wieder irgendeiner einfach auf die Strasse rausfährt, bleiben sie ruhig. Ganz selten gibt es eine Diskussion. Ich erinnere mich an eine Situation in einem Bus in Solothurn, als ein Buschauffeur eine Vollbremsung machen musste. Meine Güte war das eine Aufregung. Die Busfahrt wurde sofort unterbrochen, der Chauffeur erkundigte sich, ob jemand verletzt sei, meldete den Vorfall sofort der Dienststelle und machte uns darauf aufmerksam, dass wir uns melden sollten, falls nachträglich irgendwelche Beschwerden auftreten sollten... Hier beschwert sich niemand. Man weiss, dass das dazugehört und man muss zu sich selber schauen.
Pünktlich kommen wir in Mananthavadi an und dort steht auch schon ein Bus nach Kattikulam. Von dort aus nehmen wir eine Ritschka. Wir wollen ins Varnam Homestay, welches ich in einem Blogeintrag gefunden habe. Nach kurzer Zeit finden wir einen Fahrer, der weiss, wo sich das befindet. Es funktioniert alles so easy hier in Indien, ich staune immer wieder. Im Varnam Homestay, wo ich uns per Mail angemeldet habe, erwartet man uns schon freudig. Wir werden ganz freundlich empfangen und es gibt zuerst Tschai und frisch gepressten Fruchtsaft. Wir fühlen uns sofort wohl hier. Das Varnam hat nur 4 oder 5 Zimmer, gleicht einem kleinen Bauernhof und wird von einer ganz netten Familie geführt. Louis Wunsch, endlich mal auf Bananenblättern zu essen geht hier in Erfüllung.
Und das Essen schmeckt so etwas von lecker. Alles frisch zubereitet, alles aus dem eigenen Garten und mit viel Liebe zubereitet. Auch der Gottesanbeterin scheint es zu munden.
Zimmer, WC und überhaupt das ganze Haus und die Umgebung sind sehr sauber. Ganz anders als an den meisten anderen Orten in Indien. Es ist wie in einer anderen Welt. Zudem sind wir hier etwas in der Höhe und es ist ein bisschen weniger heiss. Das Varnam liegt mitten im Wald und es ist dementsprechend ruhig. Nebst uns sind noch zwei Engländerinnen hier, welche soeben vom Jeep-Trip im Nationalpark zurückgekommen sind. Sie erzählen, dass sie sehr viele Elefanten gesehen haben und wir freuen uns schon auf den morgigen Tag, wenn wir die selbe Tour machen werden.
Das Morgenessen am anderen Tag schmeckt genauso lecker wie das Abendessen. Der Ausflug in den Wildpark ist für 14.30 h geplant und so nützen wir den Morgen zum Besuch der Kuruva Island, einem Naturschutzgebiet. Den Hinweg machen wir zu Fuss und es zieht sich ein bisschen in die Länge. Dort angekommen spazieren wir etwas im Wald, beobachten Schmetterlinge, Spinnen, Affen und ein Haufen Inder und Inderinnen.
Es scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Für den Rückweg nehmen wir einen Jeep, der uns bis vor die Haustüre bringt. Das Mittagessen ist schon bereit (wir haben übrigens Vollpension) und wir stillen unseren Hunger, waren wir doch ganz schön viel zu Fuss unterwegs. Im Varnam hat es übrigens nebst einem Hund, Küken und Hasen auch noch zwei Carambole-Bretter, Badminton und Beachball-Schläger. So wird uns nie langweilig.

Pünktlich auf die Minute steht um 14.30 h der Jeep mit einem netten Fahrer für uns bereit und wir machen uns mit Fotokameras bewaffnet auf den Weg in den Nationalpark. Am Eingang gibt es noch ein paar Formalitäten zu erledigen (meine Güte, wo wir schon überall registriert sind in Indien... unglaublich!) und natürlich die Gebühren zu bezahlen. Nebst dem Eintritt muss auch noch ein obligatorischer Guide des Nationalparks gebucht werden. Die Preise sind aber sehr vernünftig, finde ich.
Auf der Rundfahrt im Park sehen wir nebst vielen Rehen und Hirschen, noch Bisons, Affen, Pfauen und einen jungen Elefanten.
Dass wir keine Tiger sehen, war zu erwarten, denn das ist sehr selten. Aber dass wir nur einen Elefanten zu Gesicht kriegen ist schon etwas enttäuschend. Auch unser Fahrer ist ganz unglücklich und erzählt uns, dass er gestern mit den Engländerinnen ganz viele gesehen hat. Am Eingangstor steht ein Schild: "The sightseeing of wild animals is a matter of luck!" Dem ist halt so und wir müssen/dürfen uns dem fügen. Auf der Rückfahrt kommt aber das "luck" doch noch und wir sehen einen richtig schönen Elefanten ganz nahe der Strasse.
Wir und unser Fahrer sind darüber sehr glücklich.
Im Varnam sind wir nun die einzigen Gäste und werden beim Nachtessen wieder sehr verwöhnt. Varghese, unser Gastgeber spielt zur Freude der Kinder noch etwas mit Feuerwerk, denn morgen ist Vishnu, ein Feiertag und da wird wie an Diwali Feuerwerk gezündet. Auch er lässt die Sonnen einfach am Boden ab, mit dem Resultat, dass er in irgendein glühendes Ding tritt und sich den Fuss etwas verbrennt. Tz,tz,tz...

Louis will am nächsten Morgen unbedingt Fischen gehen und so machen wir uns mit Stecken, Schnur und Angelhaken auf zum Varnam eigenen Teich. Zuerst fischen wir zwar versehentlich in Nachbars Teich, später finden wir aber dann den richtigen. Und sie beissen wie wild!!!
Mit sie sind aber leider nur die Ameisen gemeint, die uns ständig die Füsse malträtieren. Und die Sonne brennt unerbittlich auf uns nieder. Im Teich hat es unzählige Kaulquappen. Riesendinger, zwischen 5-10 cm gross und dicker als ein Daumen. Ich frage mich, was das für Riesenfrösche oder Kröten geben soll?? Einmal oder zweimal zuckt sogar unser als "Zäpfli" dienendes Holzstück. Das Resultat ist aber nur, dass die mühsam aus der trockenen Erde geholten, eh schon kleinen Regenwürmer, noch kleiner sind. Ich habe Louis gewarnt, denn ich hatte mal als Junge zwei Saisons lange das Fischerpatent. Einmal wurde mir das Portemonnaie geklaut und ein andermal, als ich mit dem Gips am Fuss fischen ging, kriegte ich anderntags einen neuen Gips. Das ist das Interessanteste, was es von meiner Fischerkarriere zu erzählen gibt. Einen Fisch habe ich nie wirklich gesehen, geschweige denn einen an der Angel gehabt. So ist das!
Drum gehen wir halt verschwitzt und fischlos wieder zurück und geniessen mit den anderen das letzte feine Mittagessen vor unserer Abreise.

Die Rückreise geht auch wieder per Bus. Diesmal nehmen wir einen Bus, der direkt von Mananthavadi nach Vadakara fährt, was in der Nähe von Payyoli liegt. Wieder haben wir Logensitze und die Strecke ist nicht minder interessant, steil und kurvig.
Ausser dass die Kiste von einem Bus einen ungeheuerlichen Lärm macht, so dass wir uns richtig anschreien müssen. Nach etwa drei Stunden kommen wir mit etwas durchgesessenen Hintern in Vadakara an. Zum x-ten Mal gehen wir ins Optikergeschäft, wo wir Claudias neue Lesebrille holen. Diesmal hat sie unbreakable glasses, nachdem die erste Version schon nach kurzem zerbrochen ist. In einem Kleidershop wollen wir Sämis Hemd holen, welches er machen liess. Natürlich ist das Ding hauteng und würde ihm gerade etwa 1 Woche lang gehen. Die Verkäufer, welche des Englischen nicht gerade mächtig sind, verstehen uns zuerst völlig falsch. Sie meinen es sei kein Problem, wenn es too loose sei, beim Waschen gehe es schon noch etwas ein!?!? Mit Händen und Füssen machen wir ihnen klar, dass wir das Gegenteil meinen und dass der gewünschte und aufgezeichnete V-Stil am Rücken auch nicht gemacht wurde. "No problem", wir sollen am Freitag nochmals kommen, dann sei dies geändert. Langsam kann ich die Strecke Gandhi Nager – Vadakara – Payyoli – Gandhi Nagar auswendig...
Mit dem Bus fahren wir dann nach Payyoli zurück, Claudia, Sämi und Alice kaufen noch Food ein, währenddem Louis und ich noch zu unserem Schneider gehen, um unsere Hosen zu holen. Die neuen Hosen sind zwar fertig, aber meine alte, welche ich zum Flicken gab, natürlich noch nicht. Langsam sind wir etwas müde. Der Schneider ist aber nett und ich nehme es ihm nicht übel. Schliesslich setzt er sich an die Maschine und flickt meine Lieblingshose noch. Wenigstens hat es keinen Stromausfall. Als wir Zuhause in Payyoli ankommen, ist es schon dunkel und wir sind ziemlich "uf de Wegge". Der Ausflug nach Tholpetty hat uns aber sehr gut gefallen.
(Rémy)