Sonntag, 18. April 2010

Unsere letzten Tage in Payyoli-Beach

Jetzt sind unsere Tage in Payyoli-Beach bald schon Geschichte! Ich möchte es nicht unterlassen, noch ein paar Gedanken dazu festzuhalten.
Ich habe es genossen, hier endlich mit meinen indischen Kochkünsten anzufangen. Nachdem ich Mama Singh, bevor sie abgereist ist, noch fleissig über die Schultern geschaut habe, habe ich den Kochlöffel danach, nach langer Zeit wieder einmal, selber in die Hand genommen. Im Kiran habe ich mich immer geweigert, das typisch indische Dampfkochtopf-Modell zu benützen. Das sind so alte Pfannen, die zischen extrem heftig, laut und unheimlich, sodass ich den Dingern einfach kein Vertrauen schenken konnte. Vielleicht hat es auch noch mit einem Vorfall aus meiner Kindheit zu tun, an den ich mich zwar selber nicht mehr erinnern kann, aber schon so viel davon gehört habe, dass ich meine, selber dabei gewesen zu sein, als ein Dampfkochtopf bei meiner Mutter mal "explodiert" ist. Wie auch immer. Ich habe meine Angst doch noch überwunden und es einfach probiert! Die ersten beiden Versuche gingen in die Hose – es hat nicht gezischt – beim dritten Versuch hat es dann tatsächlich geklappt. Mein Daal und Sabji sind gut herausgekommen, sogar die Kinder haben das Essen gelobt, das will doch was heissen!
Es ist erstaunlich, wieviele Leute mich nach Mrs. und Mr. Singhs Abreise zum Tee einladen wollten. Ging ich zu den Milchfrauen, wollten sie mich einladen, lief ich durch den Garten von den Nachbarn: Eine Einladung. Ich habe diese jeweils dankend abgelehnt, seis, weil zuhause selber ein Tschai auf mich gewartet hat – den Louis immer noch köstlich zubereitet, wie zu Kiranzeiten – oder einfach, weil ich mich nicht wohlgefühlt hätte. Es ist eine Tatsache, dass wir in diesem vorwiegend von muslimischen Fischerfamilien bewohnten Quartier, die "Exoten" gewesen sind und es ist sehr, sehr eindrücklich, dieses Gefühl am eigenen Körper zu erleben. Nicht dass die Leute sich uns gegenüber feindlich benommen hätten, im Gegenteil, die Frauen haben uns immer wieder ihre Leckereien zum Probieren vorbeigebracht, aber wir waren halt einfach "die Fremden", wurden angeglotzt und jede unserer Bewegung wurde mitverfolgt. Halt sehr, sehr ungewohnt für uns Westler!

Obwohl das Meer keine Abkühlung gewesen ist, das Wasser hatte gute 30 Grad, haben wir es sehr genossen, einfach im Wasser zu sein und oftmals gegen die Wellen und die Unterströmungen anzukämpfen. Unsere Kinder sind wirkliche Profis in den Wellen, die stärksten "Brätscher" haben sie nicht aus der Ruhe gebracht. Wenn das Meer sich dann ab und zu von der ruhigeren Seite gezeigt hat, haben wir unsere "Wassergespräche" geführt. Wie das gekommen ist, weiss ich auch nicht mehr. Die Kinder haben irgend ein "tiefschürfendes" Thema angesprochen, und darüber haben wir dann "philosophiert". Sehr spannende und sehr persönliche Dinge sind da zutage gekommen. So weiss ich jetzt, dass Sämi entweder Lehrer, Polymech oder Sozialpädagoge werden möchte. Als Erstes, wenn er zurück in der Schweiz ist, sich zum SRK-Babysitterkurs anmelden will und als Zweites will er seine Mitgliedschaft bei der Zentralbibliothek wieder erneuern, diesmal mit dem Aufschlag, damit er auch CD's ausleihen kann. Für Louis steht fest, dass er "Tüftler" werden möchte. Er interessiert sich für alles Technische, möchte alles erforschen und auseinandernehmen und überhaupt. Da bin ich ja froh, hilft mir Rémy jeweils weiter, wenn wieder so eine knifflige Frage kommt! Alice möchte beruflich etwas mit Tieren arbeiten: In einem Tierheim, oder Bereiterin oder Tierärztin. Bei einer unserer letzten Zugfahrten sind wir neben einer jungen Frau gesessen, die Modedesignerin ist. Das hat Alice sehr interessiert, kann sie doch supermegagut malen und zeichnen und an Mode ist sie nach wie vor sehr interessiert...
Diese "Wassergespräche" taten uns allen gut. Irgendwie waren wir durch nichts Anderes abgelenkt und alle haben ganz interessiert zugehört. Alice hat jeweils gesagt:"Gömmer wieder is Meer go rede, das hani drum so gärn!" Irgendwie hat sie uns allen aus dem Herzen gesprochen, wir haben es alle genossen. So denke ich, werden mir persönlich von Payyoli die "Wassergespräche" in bester Erinnerung bleiben...
Die im Gästebuch vielbeschriebenen, wunderbaren Sonnenuntergänge blieben uns leider bis zum letzten Abend vergönnt, denn es war immer bewölkt. Wahrscheinlich lag das an der Jahreszeit. Wir schätzen uns aber glücklich, dass wir dieses Naturspektakel, wie das Meer die Sonne "verschluckt", doch noch erleben dürfen. Wirklich wunderschön!

Später am gleichen Abend dann das zweite Naturspektakel: Ein heftiges Gewitter mit Regen. Sehr eindrücklich ist es, wie die Palmen von den Blitzen hellerleuchtet werden, richtig "gespenstisch" und der Regen spritzt von allen Seiten auf unsere Veranda, sodass wir unsere Spiel- und Leserunde abbrechen müssen und ins Haus ans Trockene flüchten. Ist ja wohl allen klar, dass der Strom schon bei einem der ersten Blitze den Geist wieder aufgibt und wir am nächsten Morgen, als wir abreisen wollen, im Halbdunkeln unsere sieben Sachen zusammensuchen müssen...
(Claudia)
Unser letztes Apéro mit Sprite, Fanta und Nimbu-Pani (Zitronenwasser)

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