Samstag, 15. Mai 2010

Ticketing in Chennai

Um 4.30 h morgens weckt mich meine liebe Handy-Stimme und ich stehe endlich auf. Endlich, weil ich eigentlich schon länger nur noch im Halbschlaf schlummere und an unserem Zugticket rumstudiere. Ich verabschiede mich von unserem Geburtstagskind Claudia und mache mich auf zur Busstation, in der Hoffnung, Claudia mit einem Zugticket ein schönes Geschenk zu machen. Einige Menschen sind schon auf. Ganz viele schlafen aber noch vor ihren Hütten am Boden. Man stelle sich das mal in der Schweiz vor: ganze Familien schlafen draussen vor ihrem Haus, am Rande der Strasse. Unvorstellbar. Ein erster Bus rauscht vorbei, bevor ich an der Busstation ankomme. Das war er, der 4.50 h-er, der erste Bus nach Chennai... Ein Taxifahrer will mir weis machen, dass von hier keine Busse nach Chennai fahren, nachdem ich sein Angebot, mich im Taxi nach Chennai zu fahren, ausgeschlagen habe. Die wollen einen wirklich für blöd verkaufen und es gibt wahrscheinlich immer wieder welche, die auf solche Märchen reinfallen.
Bei einem Tschai-Walla genehmige ich mir einen ersten Tschai. Es gibt nichts Besseres zum Starten eines neuen Tages. Der nächste Bus fahre um 5.30 h und habe etwa 2 Stunden bis nach Chennai. Mist, das wird etwas knapp, wenn ich denke, dass ich um 8.00 h am Central Bahnhof sein sollte und in Chennai ja noch umsteigen muss, weil der Busbahnhof etwas ausserhalb liegt. Zum Glück stimmt aber auch diese Zeitangabe nicht. Um zehn nach fünf fährt nämlich schon der nächste Bus und da wir so früh am Morgen zügig unterwegs sind, kann ich um viertel vor sieben schon am Busbahnhof umsteigen. Cool, hoffentlich geht es dann mit dem Ticket auch so easy, denke ich. An der Central Railway hat es aber schon eine riesige Schlange. Wohl ein paar Hundert Leute, welche alle ein Tatkal-Ticket wollen! Und für einmal bin ich froh, dass ich ein Foreign Tourist bin, denn es hat für diese Spezies Menschen ein Extra-Office. Nur ein paar Nasen sitzen dort und warten. Sogar noch vor 8 Uhr kommt ein Beamter und setzt sich an seinen Computer und beginnt seine Arbeit. Nach kurzer Zeit fragt er in den Raum, ob noch jemand ein Tatkal-Ticket brauche und so komme ich noch vor allen anderen dran. Als ob es nichts Einfacheres gäbe, bucht er fünf Tickets in der Second-AC-Klasse, welche wir uns der Hitze und der langen Reise wegen gönnen wollen. Der Zuschlag ist minim und ich glaube es fast nicht, als ich kurz nach 8 Uhr unser Ticket in den Händen halte. Mein Herz springt vor Freude. Mir tun zwar die vielen Inder etwas leid, von denen die meisten wohl vergebens für ein Ticket anstehen, aber sie leiden ja jeweils auch nicht mit uns, wenn wir bei Eintritten das Zehnfache zahlen müssen, nur weil wir "Foreign Visitors" sind. Drum vergesse ich das Mitleid gleich wieder und lasse mir die Freude nicht verderben. Wir werden nun definitiv am Montag, 17.5.2010 um 17.35 h den Zug besteigen und am Mittwochmorgen um 7.05 h (+- ein paar Minuten oder Stunden) in Varanasi ankommen. Das mit dem Geburtstagsgeschenk hat wunderbar geklappt. Wir freuen uns alle riesig.

In der Schweiz wäre es absurd, wegen eines Zugtickets "schnell" 6-7 Stunden on the road zu sein. In Indien macht das aber durchaus Sinn. "Incredible India!"
(Rémy)

PS. Das Kerzenanzünden auf Claudias Geburtstagskuchen war wegen der erfrischenden Meeresbrise etwas schwierig. Dafür ging das Ausblasen ganz easy...


Hier wie immer der Link zur Karte

1 Kommentar:

  1. happy birthday............und eine angenehme reise nach varanasi!!!

    lg rösli

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