Donnerstag, 15. April 2010

Ausflug in den Tholpetty-Sanctuary

Am Montag, 12. April 2010 verriegeln wir unser Payyoli-Häuschen und machen uns mit angenehm wenigem Gepäck auf nach Tholpetty. Im Reiseführer ist erwähnt, dass die Anfahrt von Calicut aus kurvenreich, steil und nichts für schwache Mägen, dafür aber die Aussicht teilweise atemberaubend schön sei. Die Anreise über Kannur sei wesentlich ruhiger. Da wir ja keine Weicheier sind, wählen wir natürlich die kurvenreiche, steile Strecke aus ;-)

Mit einer Ritschka geht es zuerst nach Payyoli. Und dann sofort mit einem ersten Bus nach Calicut. Übrigens ist das hier in Indien wirklich super. Es stehen ständig Busse zur Verfügung und man muss kaum einmal mehr als 15 Minuten warten. Das alles ohne Taktfahrplan und so. Was halt vorkommen kann ist, dass der Bus schon ziemlich voll ist. So ist es auch auf der ersten Strecke nach Calicut. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde und ich habe bis kurz vor dem Ende keinen Sitzplatz. In der Schweiz hätte mich das glaube ich ziemlich angegurkt, aber hier ist es einfach normal. Es muss immer jemand stehen und auf einer Zweierbank hocken meistens drei Personen. Die Inder/innen kennen keine Hemmungen sich körperlich sehr nahe zu kommen. Aber natürlich sind Männlein und Weiblein immer schön getrennt. Ach übrigens: der Busfahrer fährt barfuss...
Als wir in Calicut (Kozhikode) ankommen ist es brütend heiss und wir haben Hunger, da wir das Morgenessen heute ausgelassen haben. Da laut Reiseführer Calicut drei Busbahnhöfe hat und unser Bus von einem anderen abfährt, machen wir uns zuerst in dessen Richtung auf, um in einem Restaurant etwas zu essen. Die Dosas schmecken wunderbar und machen uns alle satt. Wieder draussen in der Hitze machen wir uns auf die Suche nach dem richtigen Busbahnhof. Man schickt uns dorthin und dahin, denn ein Busbahnhof ist gerade im Umbau, das heisst nicht in Betrieb, und schlussendlich landen wir wieder dort, wo wir vorher schon angekommen sind. Ja, so geht das halt manchmal, denn hier in Kerala sprechen seeehhhr wenige Leute etwas Englisch. Kein Problem, wir finden unseren Bus, der gerade einfährt und wir sind die ersten die einsteigen und können die besten Plätze in der vordersten Reihe einnehmen. So cool! Sämi hat einen Einersitz, Alice und Claudia eine Zweierbank und Louis und ich teilen uns einen Dreier.
Die 3 ½ stündige Fahrt ist toll und wir geniessen unsere Logenplätze. Leider ist der Himmel etwas trüb, so dass die Fernsicht nicht ganz optimal ist. Es geht ziemlich bergauf und hat richtige Haarnadelkurven, wie wir sie von den Schweizer Alpenpässen her kennen. Unsere Mägen machen absolut keine Probleme, denn unser Fahrer ist kein Raser. Geht ja auch nicht, wenn's dermassen nach oben geht. Ich staune immer wieder, wie gelassen die indischen Busfahrer im Strassenverkehr wirken. Selbst nach abrupten Bremsmanöver, wenn wieder irgendeiner einfach auf die Strasse rausfährt, bleiben sie ruhig. Ganz selten gibt es eine Diskussion. Ich erinnere mich an eine Situation in einem Bus in Solothurn, als ein Buschauffeur eine Vollbremsung machen musste. Meine Güte war das eine Aufregung. Die Busfahrt wurde sofort unterbrochen, der Chauffeur erkundigte sich, ob jemand verletzt sei, meldete den Vorfall sofort der Dienststelle und machte uns darauf aufmerksam, dass wir uns melden sollten, falls nachträglich irgendwelche Beschwerden auftreten sollten... Hier beschwert sich niemand. Man weiss, dass das dazugehört und man muss zu sich selber schauen.
Pünktlich kommen wir in Mananthavadi an und dort steht auch schon ein Bus nach Kattikulam. Von dort aus nehmen wir eine Ritschka. Wir wollen ins Varnam Homestay, welches ich in einem Blogeintrag gefunden habe. Nach kurzer Zeit finden wir einen Fahrer, der weiss, wo sich das befindet. Es funktioniert alles so easy hier in Indien, ich staune immer wieder. Im Varnam Homestay, wo ich uns per Mail angemeldet habe, erwartet man uns schon freudig. Wir werden ganz freundlich empfangen und es gibt zuerst Tschai und frisch gepressten Fruchtsaft. Wir fühlen uns sofort wohl hier. Das Varnam hat nur 4 oder 5 Zimmer, gleicht einem kleinen Bauernhof und wird von einer ganz netten Familie geführt. Louis Wunsch, endlich mal auf Bananenblättern zu essen geht hier in Erfüllung.
Und das Essen schmeckt so etwas von lecker. Alles frisch zubereitet, alles aus dem eigenen Garten und mit viel Liebe zubereitet. Auch der Gottesanbeterin scheint es zu munden.
Zimmer, WC und überhaupt das ganze Haus und die Umgebung sind sehr sauber. Ganz anders als an den meisten anderen Orten in Indien. Es ist wie in einer anderen Welt. Zudem sind wir hier etwas in der Höhe und es ist ein bisschen weniger heiss. Das Varnam liegt mitten im Wald und es ist dementsprechend ruhig. Nebst uns sind noch zwei Engländerinnen hier, welche soeben vom Jeep-Trip im Nationalpark zurückgekommen sind. Sie erzählen, dass sie sehr viele Elefanten gesehen haben und wir freuen uns schon auf den morgigen Tag, wenn wir die selbe Tour machen werden.
Das Morgenessen am anderen Tag schmeckt genauso lecker wie das Abendessen. Der Ausflug in den Wildpark ist für 14.30 h geplant und so nützen wir den Morgen zum Besuch der Kuruva Island, einem Naturschutzgebiet. Den Hinweg machen wir zu Fuss und es zieht sich ein bisschen in die Länge. Dort angekommen spazieren wir etwas im Wald, beobachten Schmetterlinge, Spinnen, Affen und ein Haufen Inder und Inderinnen.
Es scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Für den Rückweg nehmen wir einen Jeep, der uns bis vor die Haustüre bringt. Das Mittagessen ist schon bereit (wir haben übrigens Vollpension) und wir stillen unseren Hunger, waren wir doch ganz schön viel zu Fuss unterwegs. Im Varnam hat es übrigens nebst einem Hund, Küken und Hasen auch noch zwei Carambole-Bretter, Badminton und Beachball-Schläger. So wird uns nie langweilig.

Pünktlich auf die Minute steht um 14.30 h der Jeep mit einem netten Fahrer für uns bereit und wir machen uns mit Fotokameras bewaffnet auf den Weg in den Nationalpark. Am Eingang gibt es noch ein paar Formalitäten zu erledigen (meine Güte, wo wir schon überall registriert sind in Indien... unglaublich!) und natürlich die Gebühren zu bezahlen. Nebst dem Eintritt muss auch noch ein obligatorischer Guide des Nationalparks gebucht werden. Die Preise sind aber sehr vernünftig, finde ich.
Auf der Rundfahrt im Park sehen wir nebst vielen Rehen und Hirschen, noch Bisons, Affen, Pfauen und einen jungen Elefanten.
Dass wir keine Tiger sehen, war zu erwarten, denn das ist sehr selten. Aber dass wir nur einen Elefanten zu Gesicht kriegen ist schon etwas enttäuschend. Auch unser Fahrer ist ganz unglücklich und erzählt uns, dass er gestern mit den Engländerinnen ganz viele gesehen hat. Am Eingangstor steht ein Schild: "The sightseeing of wild animals is a matter of luck!" Dem ist halt so und wir müssen/dürfen uns dem fügen. Auf der Rückfahrt kommt aber das "luck" doch noch und wir sehen einen richtig schönen Elefanten ganz nahe der Strasse.
Wir und unser Fahrer sind darüber sehr glücklich.
Im Varnam sind wir nun die einzigen Gäste und werden beim Nachtessen wieder sehr verwöhnt. Varghese, unser Gastgeber spielt zur Freude der Kinder noch etwas mit Feuerwerk, denn morgen ist Vishnu, ein Feiertag und da wird wie an Diwali Feuerwerk gezündet. Auch er lässt die Sonnen einfach am Boden ab, mit dem Resultat, dass er in irgendein glühendes Ding tritt und sich den Fuss etwas verbrennt. Tz,tz,tz...

Louis will am nächsten Morgen unbedingt Fischen gehen und so machen wir uns mit Stecken, Schnur und Angelhaken auf zum Varnam eigenen Teich. Zuerst fischen wir zwar versehentlich in Nachbars Teich, später finden wir aber dann den richtigen. Und sie beissen wie wild!!!
Mit sie sind aber leider nur die Ameisen gemeint, die uns ständig die Füsse malträtieren. Und die Sonne brennt unerbittlich auf uns nieder. Im Teich hat es unzählige Kaulquappen. Riesendinger, zwischen 5-10 cm gross und dicker als ein Daumen. Ich frage mich, was das für Riesenfrösche oder Kröten geben soll?? Einmal oder zweimal zuckt sogar unser als "Zäpfli" dienendes Holzstück. Das Resultat ist aber nur, dass die mühsam aus der trockenen Erde geholten, eh schon kleinen Regenwürmer, noch kleiner sind. Ich habe Louis gewarnt, denn ich hatte mal als Junge zwei Saisons lange das Fischerpatent. Einmal wurde mir das Portemonnaie geklaut und ein andermal, als ich mit dem Gips am Fuss fischen ging, kriegte ich anderntags einen neuen Gips. Das ist das Interessanteste, was es von meiner Fischerkarriere zu erzählen gibt. Einen Fisch habe ich nie wirklich gesehen, geschweige denn einen an der Angel gehabt. So ist das!
Drum gehen wir halt verschwitzt und fischlos wieder zurück und geniessen mit den anderen das letzte feine Mittagessen vor unserer Abreise.

Die Rückreise geht auch wieder per Bus. Diesmal nehmen wir einen Bus, der direkt von Mananthavadi nach Vadakara fährt, was in der Nähe von Payyoli liegt. Wieder haben wir Logensitze und die Strecke ist nicht minder interessant, steil und kurvig.
Ausser dass die Kiste von einem Bus einen ungeheuerlichen Lärm macht, so dass wir uns richtig anschreien müssen. Nach etwa drei Stunden kommen wir mit etwas durchgesessenen Hintern in Vadakara an. Zum x-ten Mal gehen wir ins Optikergeschäft, wo wir Claudias neue Lesebrille holen. Diesmal hat sie unbreakable glasses, nachdem die erste Version schon nach kurzem zerbrochen ist. In einem Kleidershop wollen wir Sämis Hemd holen, welches er machen liess. Natürlich ist das Ding hauteng und würde ihm gerade etwa 1 Woche lang gehen. Die Verkäufer, welche des Englischen nicht gerade mächtig sind, verstehen uns zuerst völlig falsch. Sie meinen es sei kein Problem, wenn es too loose sei, beim Waschen gehe es schon noch etwas ein!?!? Mit Händen und Füssen machen wir ihnen klar, dass wir das Gegenteil meinen und dass der gewünschte und aufgezeichnete V-Stil am Rücken auch nicht gemacht wurde. "No problem", wir sollen am Freitag nochmals kommen, dann sei dies geändert. Langsam kann ich die Strecke Gandhi Nager – Vadakara – Payyoli – Gandhi Nagar auswendig...
Mit dem Bus fahren wir dann nach Payyoli zurück, Claudia, Sämi und Alice kaufen noch Food ein, währenddem Louis und ich noch zu unserem Schneider gehen, um unsere Hosen zu holen. Die neuen Hosen sind zwar fertig, aber meine alte, welche ich zum Flicken gab, natürlich noch nicht. Langsam sind wir etwas müde. Der Schneider ist aber nett und ich nehme es ihm nicht übel. Schliesslich setzt er sich an die Maschine und flickt meine Lieblingshose noch. Wenigstens hat es keinen Stromausfall. Als wir Zuhause in Payyoli ankommen, ist es schon dunkel und wir sind ziemlich "uf de Wegge". Der Ausflug nach Tholpetty hat uns aber sehr gut gefallen.
(Rémy)

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