Mittwoch, 24. Februar 2010

Wieder zu Hause im Kiran-Centre - "Horrormeldungen" aus der Schweiz

Heja, schon wieder seit zwei Wochen im Kiran-Centre! Wenn doch die Zeit mit Warten in Kathmandu nur auch so schnell vorbeigegangen wäre, wie sie hier im Kiran davonrast…

Wir sind alle zusammen glücklich und zufrieden, wieder Zuhause im Kiran zu sein, in unserem wunderschönen, kleinen Häuschen, in der wunderschönen, grünen Umgebung und der super-guten Luft. Seit unserer Ankunft hat uns der "Kiran-Alltag" wieder zünftig eingeholt:
Alice ist überglücklich, wieder mit ihren unzähligen Kolleginnen und Freundinnen spielen zu können. Diese haben ihr ja so gefehlt. Kürzlich, als die Kinder auf die Schulbusse gingen, musste sie hier und dort noch diverse Mädchen küssend verabschieden, es war eine Sache, als ob die Mädchen für Wochen verreisen würden, dabei kommen sie ja am nächsten Morgen wieder mit dem Bus … Sie geht wieder im LKG zur Schule.
Louis ist auch gerne wieder zurückgekommen. Er geht nicht mehr in seine angestammte Klasse zurück, das wollten er und Sämi nicht mehr. Sie haben in Kathmandu so gut alleine und mit uns gelernt, dass sie das im Kiran weiterziehen wollen. So sind die beiden morgens nach der Andacht mit Hausaufgaben beschäftigt. Am Nachmittag ist Louis mit Rémy oder mir unterwegs, oder spielt mit den Kindern, oder macht dies und das. Manchmal ist es ihm auch langweilig, dann schlägt er sich mit der Langeweile herum.
Sämi sehen wir kaum noch seit unserer Rückkehr. Der geniesst endlich wieder seine Freiheiten und lässt seinen pubertären Schüben jetzt freien Lauf! Meist tobt er seine Hormone im Girls-Hostel aus. Dort hat es unzählige Mädchen im ähnlichen Stadium und er ist natürlich Hahn im Korb. Ansonsten hat er sich momentan von unserem Familienleben "verabschiedet", er geniesst die Unabhängigkeit - hat wahrscheinlich in Kathmandu eine Überdosis "Familieaufengstemraum" abbekommen…
Rémy arbeitet momentan als "Allrounder": Mal flickt er eine Türe hier, eine Nähmaschine dort, eine Vorhangschiene die herunterhängt oder ein WC-Spülung, die nicht richtig funktioniert usw. Gestern ist dann endlich das neue Trampolinnetz aus Europa hier angekommen. Juppi! Subito montiert er dieses (schweisstreibend) heute zusammen mit Louis. Ansonsten hat er noch diverse Arbeiten im Compi "hängend", versucht, den Solar-Trockner noch fertig zu stellen und und und... Und er übernimmt abwechselnd mit mir zusammen eine Morgen- und Abendschicht von Ravi …
Ich habe seit dem 16.2. die Betreuung von Ravi übernommen. Seine reguläre Betreuerin hat Ferien bekommen. Wow, welch intensive und anspruchsvolle Arbeit! Ich bin von morgens früh bis abends ca. 21h dran und anschliessend einfach hundemüde. Ravis Stoffwindeln wollen 4-5 mal täglich gewechselt werden, was natürlich jetzt für mich heisst "non-stop-waschen"… Ich hätte nie geglaubt, dass das Betreuen von Ravi so nahrhaft und intensiv sein könnte… Auch wenn ich es zum Voraus gewusst hätte, diese Erfahrung hätte ich trotzdem nicht missen wollen, denn sie ist sehr bereichernd. Ravi ist so ein toller Kerl, er bringt mich immer mal wieder zum Lachen und Staunen. Vor allem wenn Rémy ihn morgens wäscht, haben die beiden immer ein "Käferfest" und zu gerne möchte ich dann wissen, was in ihm vorgeht. Ravi ist komplett auf Fremdbetreuung angewiesen. Er hört nicht?! (da gehen die Meinungen auseinander), kann nicht sprechen und sitzt im Rollstuhl.
Kürzlich, abends beim ins Bett gehen war's ganz lustig: Wir decken Ravi mit seiner Wolldecke zu und er zieht sich diese anschliessend selber über seinen Kopf (das macht er immer, sieht dann aus wie ein Riesenpaket). Plötzlich beginnt er herzhaft zu lachen! Er hat ein riesiges Fest unter seiner Wolldecke, er "giggelet" und zwischendurch "vertätscht" es ihn fast vor lachen. Sein Lachen steckt uns an und man/frau hätte meinen können, was da los ist in unserer Stube... Das Ganze dauert einige Minuten! Hier ein kleiner Ausschnitt davon (für "Film" hier klicken). So hat Ravi immer mal wieder etwas auf Lager, das uns ins Staunen oder eben ins Lachen versetzt. Übrigens haben wir Ravi jetzt bei uns einquartiert. Das heisst, wir haben sein Bett gezügelt und er wohnt jetzt bei uns in der Stube, ist also sozusagen auch in den Ferien… Wir hoffen, er fühlt sich wohl bei uns - wir jedenfalls geniessen unser neues Familienmitglied.
Am nächsten Donnerstag, 4.3.10. verlassen wir dann das Kiran wieder, um unsere Reise nach Süden anzutreten. Wir werden mit dem Zug ca. 3 Tage nach Goa unterwegs sein. Dort werden wir einen Bekannten besuchen (Manzoor, für alle die ihn kennen). Also bis zum nächsten Blogeintrag kann's dann etwas dauern, aber keine Angst - er kommt bestimmt!
(Claudia)

Ja, und gestern Dienstag sitze ich frühmorgens am PC und lese im Internet folgende Schreckensnachricht aus unserer geliebten Schweiz:

Grösserer Stromausfall stürzt Lausanne ins Dunkel!!!

Mir stehen die Haare zu Berge und als mir schliesslich bewusst wird, dass Voluntärin Géraldine, welche zur Zeit hier im Kiran ist, aus Lausanne kommt, ist die Bestürzung noch viel grösser und mir wird fast schwindlig. Mit zittrigen Händen drücke ich auf den Internetlink zu dieser Horrormeldungen und warte fiebrig, bis sich die Seite öffnet... Ich bereite mich auf das Schlimmste vor und tatsächlich, da stets:

In Lausanne sind am frühen Abend die Lichter ausgegangen. Ein grösserer Stromausfall stürzte rund 70 Prozent der Agglomeration der viertgrössten Schweizer Stadt ins Dunkel. Der Grund der Panne ist unbekannt.
Auch der Verkehr der Stadt-Metro M2 war betroffen. Der Betrieb wurde vorübergehend eingestellt. Es gebe gewisse Teile von Quartieren, die trotzdem Strom hätten, sagte Anne Plessz, Sprecherin der Lausanner Polizei. Nahe des Bahnhofs etwa dauerte der Unterbruch rund zehn Minuten. Andere Gebiete waren auch am späteren Abend ohne Elektrizität.

Ich bin den ganzen Tag geschockt und kann fast nicht arbeiten. Meine Gedanken sind immer bei den armen Lausannerinnen und Lausannern. Ich hoffe doch sehr, dass die Stadt für eine solche Katastrophe ein Notfall-Szenario hat. Der Gedanke, dass die Betroffenen jetzt sicher von excellent ausgebildeten Psychologen und Psychologinnen rund um die Uhr betreut werden, gibt mir wieder etwas Mut. Am wöchentlichen Prayer, welcher zum Glück heute Abend stattfindet (ist das einfach Zufall oder eine höhere Eingabe?), gehe ich in mich hinein und schliesse die Betroffenen in meinen Gedanken ein. Als ich die Versammelten über den schlimmen Stromausfall informiere, sind diese tief betroffen, einige brechen in Tränen aus, Klagelieder werden angestimmt, stundenlang werden Mantras rezitiert und aus Solidarität werden alle Lichter gelöscht und Kerzen angezündet und...
Wir sind wirklich froh, dass wir dank dem Internet erfahren, was in der weiten Welt und vor allem in unserer Heimat so alles passiert, auch wenn es schlimme Nachrichten sind, wie diese ;-)
(Rémy)

PS. In Kathmandu gibt es täglich 11 Stunden lang keinen Strom, dafür aber wenigstens genau nach Stundenplan vorgegeben. Hier in Indien scheint es etwa gleich viel oder vielleicht noch mehr zu sein. Doch die Zeiten sind unterschiedlich. "Unser Freund Uttar (Uttar Pradesh) spielt wieder mit dem Stromschalter", pflegen wir dann jeweils zu sagen.

Donnerstag, 11. Februar 2010

On the road again...

Am Mittwochmorgen, 10.02.2010, auf den Tag genau fünf Wochen nach unserer Abreise vom Kiran, machen wir uns wieder auf den Weg zurück "nach Hause". Seit längerem weckt uns wieder einmal der Wecker (neidisch?) und mit dem Hoteltaxi erreichen wir kurz nach sieben Uhr den Busbahnhof in Kathmandu. Bevor ich unser Ticket löse, will ich die Vehikel sehen. Der erste Bus fällt gleich aus den Rängen, da auf einer Seite eine Scheibe fehlt. Auch die weiteren zwei drei können mich nicht überzeugen. Die Typen merken, dass ich nicht so schnell zu überreden bin. Als mir wieder einer so eine Schrottbüchse zeigt und ich sage, ich wolle einen neueren Bus, sagt er mir, dieser Bus sei neu, er sei erst zwei Jahre alt. "Look at me. If this bus is two years old, then my age is twenty years...", gebe ich ihm augenzwinkernd zu verstehen. Ob er den Witz mit seinen Englischkenntnissen begriffen hat? Ein uns versprochener "new" Bus will einfach nicht kommen, obwohl der Typ einige Telefongespräche führt. Nach dem ich mich davon überzeugt habe, dass alle Busse innen etwa den gleichen Komfort bieten, nehmen wir einen, dessen Anbieter (Ticketverkäufer) uns sympathisch ist.


Es ist eine gute Wahl. Der Preis stimmt (300 Nepalirupien pro Nase), die Bremsen funktionieren und der Fahrer ist kein Raser und fährt wirklich sehr ruhig und ohne zu stressen. Anfangs sind wir fast alleine, aber schon Ausgangs Kathmandu, nach etlichen Stopps, füllt sich der Bus zusehends. Zwischendurch, je näher wir der Grenze kommen, ist er wirklich gestossen voll. Einmal sitzt mir ein alter Nepali praktisch auf der Schoss und drückt mir zusätzlich seinen Rucksack ins Gesicht. No problem, er steigt bald wieder aus. Etwas später, kommt ein noch viel älterer Nepali, der kaum mehr Zähne hat in den Bus. Unser Ticketverkäufer lässt ihn gratis fahren, was ich sehr sympathisch finde. Der alte Nepali bedankt sich überschwänglich.
Gegen den Schluss, als die grossen Kurven und Berge hinter uns liegen, geht Sämi's Traum dann doch noch in Erfüllung und er steigt zusammen mit Claudia und Louis aufs Dach. Ich bleibe mit der schmollenden Alice und dem Gepäck unten. Einen Stopp weiter, geht dann auch Alice nach oben und als wir dann schliesslich noch den Bus wechseln müssen, weil unser in die Garage muss und der andere schon proppevoll ist und eh alles Gepäck umgeladen werden muss, gehe ich auch noch nach oben und wir geniessen en famille den Fahrtwind... (Film hier klicken)

Als wir in Sonauli am Busbahnhof einfahren, kommt eine ganze Horde gieriger Ritschkafahrer, etwa 15-20, auf den Bus zugerannt. Fünf Bleichgesichter, von weitem sichtbar auf dem Dach sitzend, das ist natürlich ein Fressen. Louis meint im ersten Moment, es seien Räuber, die uns überfallen wollen!! Mit vier Ritschkas ("You pay as you want") fahren wir Richtung Grenze, welche doch noch ein gutes Stück weiter weg liegt. Unterwegs wird angehalten, damit wir unsere Nepalirupien noch in indische umwechseln können. Ich nehme mal an, dass unsere Ritschkafahrer auch dort ihre Provision erhalten. Beim nepalesischen Zoll will ich nur schnell den "Austrittsstempel" holen, aber natürlich muss ich da noch fünf Formulare ausfüllen, was ziemlich dauert. Dafür habe ich aber genügend Zeit um Ausschau zu halten, ob der Kerl, welcher uns vor fünf Wochen für Louis illegalerweise 30 Dollar abgeknöpft hat, zugegen ist. Leider vergeblich. Ich zeige den Beamten, die Unterschrift auf Louis "Gratis-Visa" und sie bestätigen mir, dass der jetzt nicht hier sei. Ich lasse ihm Grüsse und ein schlechtes Karma ausrichten. Schliesslich entschuldigen sich die anderen sogar. Leider habe ich keine Quittung, sonst hätte ich sogar das Geld zurückgekriegt. Am indischen Zoll geht dann die Formularausfüllerei natürlich von Neuem los. Aber oha! Einer der Beamten hilft sogar beim Ausfüllen mit!?! Vielleicht ist das im dreifachen Visapreis inbegriffen ;-) Ohne ein Wort zu verlieren, von wegen zweites Visa oder so, kriegen wir den Eingangsstempel. Da wir unbedingt so schnell wie möglich nach Varanasi kommen wollen, fragen wir noch einen Beamten, ob es noch einen Nachtbus gebe. Er sagt, er würde uns das nicht empfehlen, da die Nachtfahrt nicht ungefährlich sei. Auf unsere Frage nach einem Hotel, gibt er uns eines an, welches er wirklich empfehlen könne und das auch preiswert sei. Wir bedanken uns und lassen uns von den Ritschkas dorthin führen. Komischerweise kommt der Typ auch mit und wir denken schon, der will dann noch Geld von uns kassieren. Aber es kommt noch besser: das Hotel scheint dem Typen sogar zu gehören!! Immerhin, es ist sauber, der Preis okay und dank ihm kriegen wir zum Doppelbett sogar noch eine zusätzliche Matratze und frisches Bettzeug dazu. Draussen bezahlen wir noch die Ritschkafahrer, welche uns jetzt schon über eine Stunde begleitet haben. Natürlich wollen sie mehr Geld, als wir ihnen geben wollen. Wir kennen aber die Ritschkapreise nach fünf Monaten Varanasi schon recht gut und finden, sie kriegen mehr als genug von uns. Und nachdem wir ihnen das erklären und nochmals darauf hinweisen, was sie selber gesagt haben: "You pay as you want", lassen wir sie stehen. Pech gehabt...
Das Hotel ist riesig, jedoch scheinen wir praktisch die einzigen Gäste zu sein. Das verlockt uns nicht wirklich zum dort essen und so gehen wir noch nach draussen und suchen in Sonauli nach einem Restaurant. Sonauli ist aber wirklich (sorry, ich finde kein passenderes Wort) zum KOTZEN! Die Strasse ist ein einziger Sumpf und voller stinkender und wartender Lastwagen, die Luft besteht mehr aus Abgasen als aus Sauerstoff und wir müssen uns vorsehen nicht wirklich noch zu kotzen. Meine Güte, diejenigen, welche dort wohnen und arbeiten müssen, das ist wahrscheinlich etwas vom Bittersten, das es gibt. In einer Spunte verdrücken wir ein paar Samosas, kaufen auf dem Rückweg noch etwas Proviant für die morgige Weiterreise ein und kämpfen uns durch Dreck und Gestank zurück ins Hotel. Da wir diesen schrecklichen Ort so schnell wie möglich wieder verlassen wollen, entscheiden wir uns, anderntags den ersten Bus in Richtung Sonauli zu nehmen. Dank einer Mückenspirale und da es auch nicht mehr so kalt ist, wie vor fünf Wochen, können wir sogar etwas schlafen...

"It's 4 o'clock. Time to get up. It's 4 o'clock. Time to get up..." Ja, um vier Uhr stehen wir wieder auf, um halb fünf sind wir mit unserem Gepäck bei den Bussen. Es ist noch dunkel und der staatliche Bus, welcher nach Varanasi fährt, sieht aus... Augen zu und durch! Wir wissen, dass ab jetzt keine Berge mehr kommen und dass es mehr oder weniger nur noch geradeaus geht. Zudem nehmen wir mal an, dass ein vom indischen Staat angestellter Chauffeur keinen Grund zum Rasen hat. Ausserdem sieht der Typ, soweit wir es im Dunkeln beurteilen können, ganz gemütlich aus, was sich schliesslich auch bestätigt.



Unser Gepäck können wir sogar vor uns im Bus deponieren, was uns auch recht ist. Und ein kurzer Blick zur Decke zeigt: Für den Notfall ist bestens vorgesort!


Wir staunen nicht schlecht, als der Schaffner uns mit einem Handcomputer à la SBB-Kondukteur unsere Tickets ausdruckt. Das passt so etwas von überhaupt nicht zu unserem Luxus-Bus!!! 208 Rupien pro Person. Da kann man nicht viel sagen... Aber auch nicht viel erwarten. Die Fahrt startet um fünf Uhr und es ist natürlich noch dunkel und es herrscht stockdicker Nebel. Mich dünkt, der Fahrer fährt praktisch blind, aber er scheint den Weg in- und auswendig zu kennen. Trotzdem sind wir dann froh, als die Sonne aufgeht und wir nicht nur schemenhaft wahrnehmen können, wie es draussen aussieht. Bei Tageslicht sieht unser Bus nicht wirklich besser aus - eher schlechter. Aber er fährt und fährt und fährt...
Hier ein kleiner Blick, bei Tageslicht, wie es in einem indischen Government-Bus aussieht. Hier klicken!

Auch von aussen, ist unser Bus ein Bijou...



Aber halb so schlimm, die Fahrt dauert ja nur 10 Stunden... Und die Sitze sind wirklich super bequem. Gäu Claudia!


Einzig ein oder zwei Po-Backen mehr und ein Ersatzrücken wären nicht schlecht gewesen, aber ansonsten ist alles okay. Um drei Uhr nachmittags kommen wir glücklich und zufrieden in Varanasi an. Und nach einigem gegenseitigen Suchen treffen wir sogar auf unseren Fahrer K.D. vom Kiran, der uns abholen kommt.

Es ist ein wunderbares Gefühl, als wir in die uns bekannte Gegend des Kirans kommen. Unterwegs kreuzen wir noch den Staff-Bus, von welchem uns die Leute ganz freudig zuwinken, am Bypass kaufe ich noch etwas Gemüse bei "unserer" Gemüsehändlerin und schon bald kommt das Kiran immer näher. Sorry, liebe Schweizer/innen, aber wir fühlen uns wieder "daheim angekommen". Die Freude und das Staunen ob unserer Ankunft ist gross. Ausser ein paar wenigen Eingeweihten, wusste noch niemand von unserer Rückkehr. Vielleicht haben sie auch einfach gedacht, wir glaubens erst, wenn sie dann wirklich da sind. Es tut so gut, wieder da zu sein, wieder ein Zuhause anstatt ein Hotelzimmer zu haben und im Grünen zu sein. Wir sind total müde und trotzdem aufgekratzt und ich frage mich schon, ob wir es schaffen werden, anderntags rechtzeitig aufzustehen? No problem! Anderntags ist Maha Shivrati - ein HOLYDAY...
(Rémy)

Mittwoch, 10. Februar 2010

Strömender Regen am letzten Tag in Kathmandu

Als wir heute noch verschlafen aus dem Fenster schauen, können wir es fast nicht glauben: es regnet in Strömen!?! Den ganzen Tag regnet es ununterbrochen. Trotzdem wird es ein schöner Tag für uns, denn wir erhalten heute eeeeennnndlich unsere Visas!!! Zwar mussten sie auf dem Büro unseres Agenten noch ein (gefälschtes) Rückflugticket fabrizieren, da ohne eine solche "Rückreisegarantie" kein Visa ausgestellt wird, aber schliesslich halte ich dann unsere Pässe um etwa 17 Uhr tatsächlich in den Händen. Den Göttern sei Dank!
Nach dem Abendessen (nochmals "Gacok Steam Boat" hier im Tibet Guest House) hört der Regen endlich auf. Die Rucksäcke und Taschen sind nun gepackt (komischerweise haben wir viel mehr Gepäck als vorher... Gänggelicheibe!) und morgen früh (ups, das ist ja schon heute früh...) werden wir zum Busbahnhof fahren, um uns einen hoffentlich einigermassen bequemen Bus für die Fahrt an die Grenze auszusuchen. Dort werden wir nochmals auf nepalesischer Seite übernachten und dann andertags zu Fuss über die Grenze gehen und einen Bus nach Varanasi suchen. So sollten wir dann am Donnerstagabend wieder im Kiran sein.
Mehr dann wieder aus Indien...
(Rémy)

Sonntag, 7. Februar 2010

Ohne weiteren Kommentar...

Fotografiert im Kloster Kopan (Kathmandu)











(Rémy)

Samstag, 6. Februar 2010

Beim Hundeimpfen in Bouddha mit Franziskas Crew

Heute stehen wir mal früh auf (9.00 h) und sehen fern, bis Rémy die Mails fertig hat.


Da sagt Rémy "gema" und schon sind wir Kinder, voller Freude auf die Hunde, aus dem Haus.

Da Franziska ein bisschen krank ist, spazieren wir mit ihrem Bruder (ein Mann von der Familie bei der sie wohnt) in Richtung Kloster Kopan. Wir sehen auf dem Wege noch eine Nepalesische Papierfabrik



und das Hunde-Center, in dem Franziska und ihre Kolleginnen und Kollegen freiwillig arbeiten.


Als wir dann im Kloster angekommen sind, bekommen wir als erstes ein Getränk von Dawa, spendiert von Franziska. Als er mit einer Handvoll Colas, Sprites und Fantas zurück kommt und sagt: Tut mir leid, aber sie haben keinen Jus, da sind wir Kinder natürlich sehr enttäuscht. Für die, die nicht drauskommen: das mit dem enttäuscht war ein Witz. ha,ha,ha



Dawa (der sogenannte Bruder von Franziska) erklärt uns, dass dieses Kloster eines von den bekanntesten Klöstern Nepals ist. Wir gehen jetzt einmal um das Kloster herum. Es hat eine wunderschöne kleine Stupa im Garten.

Der Tempel ist leider nicht offen. Es hat auch eine riesen Gebetsmühle dort.


Einige Mönche haben gerade frei und spielen Verstecken, es sieht sehr lustig aus, da sie alle so schöne Kleider tragen und so wild herumrennen.
Am Schluss kaufen wir im Klostershop folgendes: Rémy eine Tibet-Fahne, Alice ein Kissen für ihre singende Schale, wir fünf Zahnbürsten, Louis ein paar Calvin Klein Unterhosen und ich ein paar Calvin Klein Boxer-Shorts.

Etwa um ein Uhr kommen wir endlich bei der Stupa an. Sie haben schon viele, viele Hunde geimpft.


Wir Kinder dürfen jetzt auch mithelfen. Es ist sehr lustig, weil die Hunde manchmal weglaufen. Dass es die andern von der Strassenhundehilfecrew auch lustig finden, glaube ich nicht. Dass ich es lustig finde, sage ich nicht. Es ist sehr spannend. Manchmal müssen sie die Hunde sogar hintragen.
Wir gehen dann auch noch aus dem Stupagelände heraus, um Hunde zu suchen. Wir finden auch welche, aber nicht so viele. Ich sehe auch noch einen, aber der ist leider schon tot.
Es ist schön, da zwei Helfer/innen Schweizerdeutsch sprechen und viele von ihnen Deutsch.
Als wir mit der Arbeit fertig sind, gehen wir in ein Restaurant und knabbern ein paar leckere Momos. Nachher gehen wir zu Franziska. Franziska hat Alice zwar bereits vorgewarnt, aber sie beisst trotzdem fast über, da sie jetzt schon drei Hunde, eine Katze und einen laufenden Fernseher haben.


Jetzt essen wir die Brownies, die wir mitgebracht haben und dann spielen wir Duo, eine Art Uno, aber schwieriger. Dann spielen wir noch mit den Hunden, so als ob wir auch Hunde wären und nehmen die Spielsachen in den Mund und die Hunde zerren an uns herum.
Dann sagen wir Namaste und der lustige Tag ist vorbei.
(Sämi)

Donnerstag, 4. Februar 2010

Korruption und regelwidrige Schuhballspiele

Das gestrige Rendez-vous mit der hiesigen Korruption ist kaum verblasst, geht es heute erst richtig los. Als mir am Donnerstag unser Visa-Mann mitteilt, wieviel die Kerle von der Botschaft für unsere Visas wollen, kippe ich fast aus den Socken. Ich habe mich schon darauf eingestellt, dass wir etwa das Doppelte zahlen müssen, aber doch nicht gerade das Dreifache!!! Und beim Preis, den er mir nennt, sagt er mitleidig, da sei noch keine Provision für ihn dabei. Auf mein Klöhnen hin macht er noch einige Telefonate und kann wenigstens noch 10 US-Dollar pro Visa rausholen. Mitleidig sagt er mir, es sei ihm egal, ob und wieviel Provision wir ihm zahlen wollen. Ich glaube und vertraue ihm. Mittlerweile habe ich diesbezüglich glaub ein nicht schlechtes Gespühr entwickelt. Ja, die Visas kosten uns etwa 150 Franken und das alles natürlich mal fünf. Nicht auszudenken, wie lange wir dafür in Indien leben könnten... Wenigstens kann ich den Betrag online überweisen. So muss ich nicht 4-mal am Bankomaten Geld abheben und dann ein Riesenbündel Nepalirupien in den Händen halten, um es dann gleich der korrupten Kerle wegen wieder aus den Händen geben zu müssen. Ein schwacher Trost, aber immerhin. So schnell ändern sich die Zeiten. Noch vor 2-3 Monaten konnte man für etwa 50 Franken problemlos, innert 1-2 Wochen und ohne Korruption ein neues 6-monate Visum erhalten. Jetzt ist ohne Korruption ein zweites 6-monate Visum gar nicht mehr erhältlich. So wie ich gehört habe, sollen die indischen Behörden die Visa-Bestimmungen im März wieder ändern (wohl entschärfen). Ja, wir haben definitiv den falschen "Visa"-Zeitpunkt erwischt. Dafür sind wir immer noch vom Wetterglück verwöhnt, währenddem im Kiran nach unserer Abreise längere Zeit "kältefrei" war. Wenn alles klappt, werden wir unsere Visas am 9.2.2010 erhalten und dann gleich tagsdarauf mit dem Bus wieder Richtung Indien abfahren.


In der Zwischenzeit geniessen wir die Sonne oft auf der Dachterasse. Da die Hauptsaison erst etwa in einem Monat anfängt, hat es noch nicht allzu viele Gäste hier und die dreistöckige Terrasse gehört mehr oder weniger uns Schischigagas.




Aber auch hier geht nicht alles legal zu und her. Nebst den schon einmal erwähnten illegalen Wäscheleinen, behängt mit in der Badewanne illegal gewaschener Wäsche, werden hier illegale Morgenessen veranstaltet, mit wohl illegalen Nutella-Kopien, wird heimlich Schule gehalten und während den Pausen spielen die Kinder um Geld illegale Fussballspiele, mit illegalen Fussbällen (sprich Plastikschuhen) auf illegalem Gelände und die Torfrau verwendet illegale Abwehrutensilien, was natürlich völlig regelwidrig ist.


Zudem macht eine der illegalen Lehrkräfte ein illegales Nickerchen, anstatt Pausenaufsicht zu machen, währenddem die andere illegale Lehrkraft Bücher liest, welche illegal gedruckt wurden und zwischendurch macht sie nicht genehmigte Fotos von der illegal dösenden Lehrkraft, welche nur illegal döst, weil sie die illegal gedruckten Bücher illegalerweise während des Unterrichts schon gelesen hat.


Ganz legal scheinen hier die täglichen Stromunterbrüche zu sein, welche einfach hingenommen werden (müssen). Mittlerweile sind es satte 11 Stunden täglich. Dafür gibt es einen schönen Stundenplan, auf dem unsere Kinder sehen, wann die Flimmerkiste in unserem Hotelzimmer Strom hat und wann nicht  (auf dem Plan sind die Zeiten angegeben, in welchen es keinen Strom hat). Da Alice den Plan noch nicht so gut im Griff hat (lesen kann) und lieber Lift fährt, anstatt Treppen steigt, ist es auch schon vorgekommen, dass sie im dunklen Lift stecken geblieben ist.


Da wir nicht in einem Deluxe-Trakt-Zimmer einquartiert sind, kommen wir meist auch nicht in den Genuss von Generator-Strom.



So helfen dann einfach nur noch Kerzen. Die werden übrigens von den Angestellten auch tagsüber in den dunklen Hotelgängen aufgestellt, damit sie von uns, wenn wir geblendet von der Terasse reinkommen nicht über den Haufen gerannt werden. Ist doch ganz romantisch, oder?
(Rémy)

Mittwoch, 3. Februar 2010

Bhaktapur – Visa - Karma

Am Montag heisst es, unsere Visas seien diese Woche noch nicht zu haben. Ziemlich frustriert kehre ich wieder ins Hotel zurück. Am Donnerstag werden unsere Nepalvisas ablaufen, was heisst, dass wir diese verlängern müssen und natürlich auch wieder Geld springen lassen müssen.

Am Dienstag machen wir uns auf Richtung Bhaktapur, ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe, obwohl wir wissen, dass wir auch dort pro Person etwa 10 Franken Eintritt bezahlen müssen. Louis und Alice sind zwar gratis, aber trotzdem könnten wir für diesen Betrag einen Tag hier in Kathmandu "leben". Aber was soll's, wir können ja nicht ständig nur auf der Hotelterasse rumhängen und Hausaufgaben machen. So fahren wir mit einem vollgestopften Bus etwa 1 Stunde stadtauswärts. Die Fahrt im dichten Verkehr führt an verschiedenen Baustellen vorbei. Die Staubentwicklung ist jeweils unglaublich und mir tun die Leute leid, welche dort arbeiten oder sogar wohnen müssen. Kein Wunder tragen so viele Staubmasken. Wir tragen übrigens keine, weil das würde dann sicher mit der Zeit abstehende Ohren geben. Um dem entgegen zu wirken, müssten wir unsere schönen Wollmützen tragen, aber dazu ist es tagsüber natürlich viel zu heiss. So üben wir uns fleissig im Durch-die-Nase-Schnaufen und zwischendurch Luftanhalten.


In Bhaktapur angekommen bezahlen wir schmollend den Eintritt und werden dann natürlich sofort von netten Männern angequatscht, welche uns ganz günstig als Guide beistehen wollen. Wir können aber alle davon überzeugen, dass wir ohne sie zurecht kommen.
Ungefähr zwei Stunden spazieren wir durch Bhaktapur und schauen uns die vielen Tempel und das Treiben in den Strassen an. In die Tempel hinein gehen wir nicht mehr, irgendwie haben wir es glaube ich jetzt dann langsam gesehen. Vor allem die Hindutempel berühren uns nicht mehr so stark wie in Varanasi. Trotzdem tut es gut, etwas aus der Stadt rauszukommen und die Füsse zu vertreten.


 

 
 







Zurück in der Stadt gehen wir noch schnell ins Büro unseres Visa-Kontaktmannes. Er ist aber schon nach Hause gegangen, da er immer noch krank ist und er ist auch nicht erreichbar. Gestern habe ich ihn im Büro angetroffen. Er sah ziemlich schlecht aus und hatte ganz gelbe Augen. Leider sind unsere Pässe nicht da und ich erkläre den Angestellten, dass ich diese am nächsten Tag brauche, um die Nepalvisas zu verlängern. Mal schauen, ob das klappt...
Abends essen wir für einmal nicht auswärts, sondern... im Hotel, was ja eigentlich auch "auswärts" ist. Wir essen ein Gacok Steam Boat, was so etwas ist wie ein Husarentopf. Der ist für 4 Personen und reicht für uns fünf tipptopp und ist preislich absolut okay. Zum Dessert gibt es dann die obligatorische Süssigkeit aus der Weizen-Bakery, welche nach 20.00 h alles zum halben Preis gibt. Da können dann alle eine Zimtschnecke oder einen feinen Apfelstrudel oder sonstwas nehmen und es kostet fast nichts, schmeckt aber total lecker. Ja, wir kennen schon etliche Restaurants hier in Thamel. Ab und zu gibt es auch Pizza, was aber jeweils (verhältnismässig) sehr teuer ist. Am absolut billigsten ist es in einem unserer Lieblingsrestaurants dem Muktinath Thakali Kitchen.


Da gibt es typisches nepalesisches Essen, alles topfrisch zubereitet und zu unschlagbar tiefen Preisen. Ich nehme da immer ein Thakali Dhendo Set, bei dem man essen kann soviel man will. Und es schmeckt unglaublich gut. Normalerweise bezahlen wir da für die ganze Familie nicht einmal 1000 Rupien, also etwa 14 Franken. Hier gibt es für die Kinder auch immer ein Mineralwasser anstelle von Tee. Währenddem man hier für eine Cola nur 30 Rupien bezahlt, kann das anderswo gerade doppelt soviel sein und man bezahlt dann erst noch 10 % Service-Charge und 13 % Tax dazu. Im Mustang ist das alles im Preis inbegriffen. Die Bedienung ist immer sehr freundlich, hilfsbereit und gesprächig.
Auch hier werden sich einige wahrscheinlich wieder fragen, was wir für ein "Gschiess" machen wegen den paar Franken. Klar sind die Preise nicht mit den schweizerischen vergleichbar. Aber wir leben schon so lange hier, dass wir eben mit anderen Ellen messen. Zudem merken wir halt schon auch den Unterschied, dass wir hier zu fünft unterwegs sind und nicht alleine oder zu zweit.

Heute Mittwoch bei der Einkaufstour für das Morgenessen, welches wir dann jeweils auf der Hotelterasse geniessen, wo auch unsere "illegale" Wäscheleine hängt, gehen Sämi und ich noch bei Mr. Chabhi vorbei, um zu schauen, ob unsere Pässe da sind. Chabhi ist nicht da, dafür kommt Mrs. Laxmi, welche scheinbar die direkte Kontaktperson zur Botschaft ist. Sie hat die Pässe tatsächlich dabei und verspricht uns hoch und heilig, dass wir spätestens am 9. Februar 2010 unsere Visas bekommen werden. Ich müsse aber die Pässe gleich morgen wieder bringen. Auf die Frage, was das Ganze denn kosten würde, kann sie mir keine Antwort geben, das müsse ich dann mit Mr. Chabhi besprechen...
Am Nachmittag gehe ich dann zuerst zur Swiss-Nepal-Family, wo ich mit Kishan zusammen alle Visa-Verlängerungsanträge ausfülle und mich dann Richtung Immigration-Büro aufmache. Nach etwa 40 Minuten Fussmarsch bin ich gerade noch rechtzeitig kurz vor 14.00 h dort. Als ich meine Unterlagen zeige, fragt der erste, wo denn die anderen seien. Ich erkläre, dass das meine Familie sei. Ja, aber Claudia und Sämi, für welche es kein Gratisvisa gebe, müssten schon selber kommen. Schliesslich kommt ein anderer, der mir zuerst dasselbe erzählt und schliesslich dann auf den Punkt kommt. Also eigentlich müsste ich mit den anderen morgen nochmals vorbeikommen, um die Visas zu holen, aber es gebe da einen "Spezialtarif" von 300 Rupien pro Pass und dann könne ich die Pässe gleich mitnehmen. Obwohl mich das Ganze so etwas von anekelt, gebe ich mich geschlagen, denn ich habe absolut keine Lust, nochmals hier vorbei zukommen. Am Cashcounter bezahle ich für die 15-tägige Verlängerung 8200 Rupien, also etwa 115 Franken. Dies alles nur, weil die indischen Behörden nicht vorwärts machen und denen müssen wir dann auch noch Geld in den Hintern stossen. Eigentlich ist das doch eine traurige Welt, denn ich finde es absurd, dass man Geld bezahlen muss, um sich in einem anderen Land aufhalten zu dürfen. Noch mehr stinkt mir aber die ganze Korruption. Beim Warten kann ich dem Treiben etwas zuschauen. Als ich dann meine Visas habe, verlange ich absichtlich noch eine Quittung. Natürlich ist auf dieser von den 5 x 300 Rupien nichts zu lesen und zudem hat der Kassier noch aufgerundet. Ich sage ihm, ich hätte aber 8'200 bezahlt! Etwas verstohlen gibt er mir wenigstens noch die "aufgerundeten" etwa 50 Rupien zurück. Ich frage ihn dann, ob er Hindu sei, was er bejaht. Dann wisse er ja sicher was "Karma" sei. Und ich mache ihm ruhig, aber mit etwas lauterer Stimme, so dass es die anderen auch hören, klar, dass das was sie hier mit Leuten wie mir machen, nicht förderlich für ihr Karma sei und dass sie sich darüber gefälligst mal Gedanken machen sollen. Ziemlich verdutzt schauen die Typen drein und ich lasse sie so stehen. Wahrscheinlich hat es zwar nichts gebracht, aber mir hat es auf alle Fälle gut getan... Om shanti!
(Rémy)