Donnerstag, 1. Oktober 2009

Indischer Alltag und Internet-GAU

Eindrücklich am vorletzten Wochenende in der Stadt sind die Leute, welche am Boden kauern und hier und dort an einer Ecke Kuhmist verarbeiten. Sie bearbeiten die Kuhmistmasse mit Stroh und ev. noch anderem, mit beiden Händen kräftig und mich erinnert es dabei ganz stark daran, wie ich in der Schweiz Züpfenteig knete. Ich muss aber zugeben, dass ich das Züpfenteigkneten dieser eher ungewohnten, geruchsintensiven Arbeit bevorzuge… Wenn der Mist dann die richtige Konsistenz hat, werfen sie diesen "hampfelnweise" an eine Mauer. Dort kleben dann die "Törtchen" zum Trocknen und werden später als Brennmaterial verkauft. Zum Teil brauchen sie den präparierten Kuhmist glaube ich auch als Baumaterial.
Sämi mutiert so richtig zum Inder: Er rülpst was das Zeug hält und geniesst es, dass wir nicht schimpfen dürfen, wenn er das macht. Bei unserer "Gastfamilie" in der Stadt müssen wir alle manchmal lachen, wenn Deepali oder Raju aus tiefstem Bauch heraus gorpsen, was das Zeug hält, wenn das Essen wieder einmal so richtig geschmeckt hat!
Auch üben wir alle ganz fleissig, indisch zu trinken. Wenn die Inder nämlich aus einer Flasche oder einem Krug trinken, machen sie dies, indem sie die Flasche nicht an den Mund nehmen, sondern diese ca. 2-5 cm vom Mund entfernt halten und so das Wasser in den Mund fliessen lassen. Hat den Vorteil, dass alle davon trinken können, ohne dass es jemanden "gruusen" muss, weil niemand direkten Kontakt mit der Flasche hat - sehr praktisch.
Die Inder sind extreme Frühaufsteher! Am Anfang können wir es noch nicht so richtig glauben, als Sämis Schulkollege sagt, er stehe jeweils um 04.00 Uhr auf. Wir haben Sämi gesagt, dass er das sicher falsch verstanden habe (es passieren viele sprachliche Missverständnisse hier). Inzwischen wissen wir aber, dass dem wirklich so ist. Auch Raju steht um 04.00 Uhr auf und so machen es wahrscheinlich noch viele andere Inder auch. Die Girls im Hostel stehen schliesslich auch um 05.00 Uhr auf, dann hören wir jeweils die Glocke schlagen… Bevor die Mädchen frühstücken, heisst es noch "studies", also lernen! Wir haben unsere Kinder bis jetzt noch von den "early morning studies" verschont, ich glaube, das sollte auch ohne gehen…
Am Dienstagabend haben wir ein kleines Intermezzo im Girls-Hostels. Wie so oft geht es jeweils vor dem Essen etwas laut und turbulent zu und her. Natürlich sind auch unsere Kinder mit dabei. Aufgezogen rennen sie einander nach und spielen ihre Spielchen. Jedenfalls fängt Shanta, die "Hostel-Verantwortliche" plötzlich ganz laut zu lamentieren an und alle Mädchen sind sofort still und müssen sich hinsetzen. Shanta weist noch die eine und andere zurecht und wettert noch lange. Einige Mädchen können sich das Schmunzeln dabei nicht verkneifen. Ich gebe unseren Kindern mit Augenkontakt den Ernst der Lage zu verstehen, da sie auch immer mal wieder schmunzeln. Ein Mädchen hat wahrscheinlich zum falschen Moment geschmunzelt: Sie muss ohne Abendessen ins Bett. Rémy bringt ihr dann später noch eine Banane, er findet die ganze Sache eh übertrieben und wäre bald davongelaufen…
Alice's Lehrerin Anjana kommt eines Tages zu mir und sagt, Alice hätte heute der ganzen Klasse verkündet, sie sei jetzt nicht mehr Alice, sondern Ganesha (ein indischer Gott!). Tja, that's Alice life!!! Am nächsten Morgen kommt Alice schnell nach Hause aufs WC (das macht sie immer so, weil ihr Schulhäuschen direkt neben unserem Guesthouse liegt). Ich bin zufällig auch hier und gebe ihr noch einen Kuss. Sie riecht ganz stark nach Knoblauch und als ich sie frage, warum sie so nach Knoblauch stinkt, sagt sie mir, sie sei drum vorhin schon mal nach Hause gekommen, weil sie so Hunger hatte, und dann hätte sie halt einen Knoblauchzinggen gegessen, weil es sonst nichts hatte…
Ja und unser Internet läuft diese ganze Woche schon nicht mehr. Irgendjemand - niemand weiss wer - hat scheinbar dem Internet-Provider/Server telefoniert und diesem mitgeteilt, das Kiran brauche keinen Internet-Anschluss mehr… Ganz komisch, vor allem auch, dass es sooooo lange dauert, bis die das wieder hinkriegen. Jedenfalls haben wir am 29.9. immer noch keinen Internetanschluss und wir warten alle ganz gespannt, wann wir wieder mit der Aussenwelt vernetzt sind!
(Claudia)

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