Mittwoch, 3. Februar 2010

Bhaktapur – Visa - Karma

Am Montag heisst es, unsere Visas seien diese Woche noch nicht zu haben. Ziemlich frustriert kehre ich wieder ins Hotel zurück. Am Donnerstag werden unsere Nepalvisas ablaufen, was heisst, dass wir diese verlängern müssen und natürlich auch wieder Geld springen lassen müssen.

Am Dienstag machen wir uns auf Richtung Bhaktapur, ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe, obwohl wir wissen, dass wir auch dort pro Person etwa 10 Franken Eintritt bezahlen müssen. Louis und Alice sind zwar gratis, aber trotzdem könnten wir für diesen Betrag einen Tag hier in Kathmandu "leben". Aber was soll's, wir können ja nicht ständig nur auf der Hotelterasse rumhängen und Hausaufgaben machen. So fahren wir mit einem vollgestopften Bus etwa 1 Stunde stadtauswärts. Die Fahrt im dichten Verkehr führt an verschiedenen Baustellen vorbei. Die Staubentwicklung ist jeweils unglaublich und mir tun die Leute leid, welche dort arbeiten oder sogar wohnen müssen. Kein Wunder tragen so viele Staubmasken. Wir tragen übrigens keine, weil das würde dann sicher mit der Zeit abstehende Ohren geben. Um dem entgegen zu wirken, müssten wir unsere schönen Wollmützen tragen, aber dazu ist es tagsüber natürlich viel zu heiss. So üben wir uns fleissig im Durch-die-Nase-Schnaufen und zwischendurch Luftanhalten.


In Bhaktapur angekommen bezahlen wir schmollend den Eintritt und werden dann natürlich sofort von netten Männern angequatscht, welche uns ganz günstig als Guide beistehen wollen. Wir können aber alle davon überzeugen, dass wir ohne sie zurecht kommen.
Ungefähr zwei Stunden spazieren wir durch Bhaktapur und schauen uns die vielen Tempel und das Treiben in den Strassen an. In die Tempel hinein gehen wir nicht mehr, irgendwie haben wir es glaube ich jetzt dann langsam gesehen. Vor allem die Hindutempel berühren uns nicht mehr so stark wie in Varanasi. Trotzdem tut es gut, etwas aus der Stadt rauszukommen und die Füsse zu vertreten.


 

 
 







Zurück in der Stadt gehen wir noch schnell ins Büro unseres Visa-Kontaktmannes. Er ist aber schon nach Hause gegangen, da er immer noch krank ist und er ist auch nicht erreichbar. Gestern habe ich ihn im Büro angetroffen. Er sah ziemlich schlecht aus und hatte ganz gelbe Augen. Leider sind unsere Pässe nicht da und ich erkläre den Angestellten, dass ich diese am nächsten Tag brauche, um die Nepalvisas zu verlängern. Mal schauen, ob das klappt...
Abends essen wir für einmal nicht auswärts, sondern... im Hotel, was ja eigentlich auch "auswärts" ist. Wir essen ein Gacok Steam Boat, was so etwas ist wie ein Husarentopf. Der ist für 4 Personen und reicht für uns fünf tipptopp und ist preislich absolut okay. Zum Dessert gibt es dann die obligatorische Süssigkeit aus der Weizen-Bakery, welche nach 20.00 h alles zum halben Preis gibt. Da können dann alle eine Zimtschnecke oder einen feinen Apfelstrudel oder sonstwas nehmen und es kostet fast nichts, schmeckt aber total lecker. Ja, wir kennen schon etliche Restaurants hier in Thamel. Ab und zu gibt es auch Pizza, was aber jeweils (verhältnismässig) sehr teuer ist. Am absolut billigsten ist es in einem unserer Lieblingsrestaurants dem Muktinath Thakali Kitchen.


Da gibt es typisches nepalesisches Essen, alles topfrisch zubereitet und zu unschlagbar tiefen Preisen. Ich nehme da immer ein Thakali Dhendo Set, bei dem man essen kann soviel man will. Und es schmeckt unglaublich gut. Normalerweise bezahlen wir da für die ganze Familie nicht einmal 1000 Rupien, also etwa 14 Franken. Hier gibt es für die Kinder auch immer ein Mineralwasser anstelle von Tee. Währenddem man hier für eine Cola nur 30 Rupien bezahlt, kann das anderswo gerade doppelt soviel sein und man bezahlt dann erst noch 10 % Service-Charge und 13 % Tax dazu. Im Mustang ist das alles im Preis inbegriffen. Die Bedienung ist immer sehr freundlich, hilfsbereit und gesprächig.
Auch hier werden sich einige wahrscheinlich wieder fragen, was wir für ein "Gschiess" machen wegen den paar Franken. Klar sind die Preise nicht mit den schweizerischen vergleichbar. Aber wir leben schon so lange hier, dass wir eben mit anderen Ellen messen. Zudem merken wir halt schon auch den Unterschied, dass wir hier zu fünft unterwegs sind und nicht alleine oder zu zweit.

Heute Mittwoch bei der Einkaufstour für das Morgenessen, welches wir dann jeweils auf der Hotelterasse geniessen, wo auch unsere "illegale" Wäscheleine hängt, gehen Sämi und ich noch bei Mr. Chabhi vorbei, um zu schauen, ob unsere Pässe da sind. Chabhi ist nicht da, dafür kommt Mrs. Laxmi, welche scheinbar die direkte Kontaktperson zur Botschaft ist. Sie hat die Pässe tatsächlich dabei und verspricht uns hoch und heilig, dass wir spätestens am 9. Februar 2010 unsere Visas bekommen werden. Ich müsse aber die Pässe gleich morgen wieder bringen. Auf die Frage, was das Ganze denn kosten würde, kann sie mir keine Antwort geben, das müsse ich dann mit Mr. Chabhi besprechen...
Am Nachmittag gehe ich dann zuerst zur Swiss-Nepal-Family, wo ich mit Kishan zusammen alle Visa-Verlängerungsanträge ausfülle und mich dann Richtung Immigration-Büro aufmache. Nach etwa 40 Minuten Fussmarsch bin ich gerade noch rechtzeitig kurz vor 14.00 h dort. Als ich meine Unterlagen zeige, fragt der erste, wo denn die anderen seien. Ich erkläre, dass das meine Familie sei. Ja, aber Claudia und Sämi, für welche es kein Gratisvisa gebe, müssten schon selber kommen. Schliesslich kommt ein anderer, der mir zuerst dasselbe erzählt und schliesslich dann auf den Punkt kommt. Also eigentlich müsste ich mit den anderen morgen nochmals vorbeikommen, um die Visas zu holen, aber es gebe da einen "Spezialtarif" von 300 Rupien pro Pass und dann könne ich die Pässe gleich mitnehmen. Obwohl mich das Ganze so etwas von anekelt, gebe ich mich geschlagen, denn ich habe absolut keine Lust, nochmals hier vorbei zukommen. Am Cashcounter bezahle ich für die 15-tägige Verlängerung 8200 Rupien, also etwa 115 Franken. Dies alles nur, weil die indischen Behörden nicht vorwärts machen und denen müssen wir dann auch noch Geld in den Hintern stossen. Eigentlich ist das doch eine traurige Welt, denn ich finde es absurd, dass man Geld bezahlen muss, um sich in einem anderen Land aufhalten zu dürfen. Noch mehr stinkt mir aber die ganze Korruption. Beim Warten kann ich dem Treiben etwas zuschauen. Als ich dann meine Visas habe, verlange ich absichtlich noch eine Quittung. Natürlich ist auf dieser von den 5 x 300 Rupien nichts zu lesen und zudem hat der Kassier noch aufgerundet. Ich sage ihm, ich hätte aber 8'200 bezahlt! Etwas verstohlen gibt er mir wenigstens noch die "aufgerundeten" etwa 50 Rupien zurück. Ich frage ihn dann, ob er Hindu sei, was er bejaht. Dann wisse er ja sicher was "Karma" sei. Und ich mache ihm ruhig, aber mit etwas lauterer Stimme, so dass es die anderen auch hören, klar, dass das was sie hier mit Leuten wie mir machen, nicht förderlich für ihr Karma sei und dass sie sich darüber gefälligst mal Gedanken machen sollen. Ziemlich verdutzt schauen die Typen drein und ich lasse sie so stehen. Wahrscheinlich hat es zwar nichts gebracht, aber mir hat es auf alle Fälle gut getan... Om shanti!
(Rémy)

1 Kommentar:

  1. bei all den schönen bildern und interessanten berichten, mag es mich immer wieder von solch "menschlichen" machenschaften zu lesen.
    es geht doch rund um die welt immer nur um's geld...schade!!! trotzdem....nicht den mut verlieren und weiterhin guter hoffnung bleiben..dies wünsche ich euch allen mit lieben grüssen aus der schweiz....rösli

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