Donnerstag, 4. Februar 2010

Korruption und regelwidrige Schuhballspiele

Das gestrige Rendez-vous mit der hiesigen Korruption ist kaum verblasst, geht es heute erst richtig los. Als mir am Donnerstag unser Visa-Mann mitteilt, wieviel die Kerle von der Botschaft für unsere Visas wollen, kippe ich fast aus den Socken. Ich habe mich schon darauf eingestellt, dass wir etwa das Doppelte zahlen müssen, aber doch nicht gerade das Dreifache!!! Und beim Preis, den er mir nennt, sagt er mitleidig, da sei noch keine Provision für ihn dabei. Auf mein Klöhnen hin macht er noch einige Telefonate und kann wenigstens noch 10 US-Dollar pro Visa rausholen. Mitleidig sagt er mir, es sei ihm egal, ob und wieviel Provision wir ihm zahlen wollen. Ich glaube und vertraue ihm. Mittlerweile habe ich diesbezüglich glaub ein nicht schlechtes Gespühr entwickelt. Ja, die Visas kosten uns etwa 150 Franken und das alles natürlich mal fünf. Nicht auszudenken, wie lange wir dafür in Indien leben könnten... Wenigstens kann ich den Betrag online überweisen. So muss ich nicht 4-mal am Bankomaten Geld abheben und dann ein Riesenbündel Nepalirupien in den Händen halten, um es dann gleich der korrupten Kerle wegen wieder aus den Händen geben zu müssen. Ein schwacher Trost, aber immerhin. So schnell ändern sich die Zeiten. Noch vor 2-3 Monaten konnte man für etwa 50 Franken problemlos, innert 1-2 Wochen und ohne Korruption ein neues 6-monate Visum erhalten. Jetzt ist ohne Korruption ein zweites 6-monate Visum gar nicht mehr erhältlich. So wie ich gehört habe, sollen die indischen Behörden die Visa-Bestimmungen im März wieder ändern (wohl entschärfen). Ja, wir haben definitiv den falschen "Visa"-Zeitpunkt erwischt. Dafür sind wir immer noch vom Wetterglück verwöhnt, währenddem im Kiran nach unserer Abreise längere Zeit "kältefrei" war. Wenn alles klappt, werden wir unsere Visas am 9.2.2010 erhalten und dann gleich tagsdarauf mit dem Bus wieder Richtung Indien abfahren.


In der Zwischenzeit geniessen wir die Sonne oft auf der Dachterasse. Da die Hauptsaison erst etwa in einem Monat anfängt, hat es noch nicht allzu viele Gäste hier und die dreistöckige Terrasse gehört mehr oder weniger uns Schischigagas.




Aber auch hier geht nicht alles legal zu und her. Nebst den schon einmal erwähnten illegalen Wäscheleinen, behängt mit in der Badewanne illegal gewaschener Wäsche, werden hier illegale Morgenessen veranstaltet, mit wohl illegalen Nutella-Kopien, wird heimlich Schule gehalten und während den Pausen spielen die Kinder um Geld illegale Fussballspiele, mit illegalen Fussbällen (sprich Plastikschuhen) auf illegalem Gelände und die Torfrau verwendet illegale Abwehrutensilien, was natürlich völlig regelwidrig ist.


Zudem macht eine der illegalen Lehrkräfte ein illegales Nickerchen, anstatt Pausenaufsicht zu machen, währenddem die andere illegale Lehrkraft Bücher liest, welche illegal gedruckt wurden und zwischendurch macht sie nicht genehmigte Fotos von der illegal dösenden Lehrkraft, welche nur illegal döst, weil sie die illegal gedruckten Bücher illegalerweise während des Unterrichts schon gelesen hat.


Ganz legal scheinen hier die täglichen Stromunterbrüche zu sein, welche einfach hingenommen werden (müssen). Mittlerweile sind es satte 11 Stunden täglich. Dafür gibt es einen schönen Stundenplan, auf dem unsere Kinder sehen, wann die Flimmerkiste in unserem Hotelzimmer Strom hat und wann nicht  (auf dem Plan sind die Zeiten angegeben, in welchen es keinen Strom hat). Da Alice den Plan noch nicht so gut im Griff hat (lesen kann) und lieber Lift fährt, anstatt Treppen steigt, ist es auch schon vorgekommen, dass sie im dunklen Lift stecken geblieben ist.


Da wir nicht in einem Deluxe-Trakt-Zimmer einquartiert sind, kommen wir meist auch nicht in den Genuss von Generator-Strom.



So helfen dann einfach nur noch Kerzen. Die werden übrigens von den Angestellten auch tagsüber in den dunklen Hotelgängen aufgestellt, damit sie von uns, wenn wir geblendet von der Terasse reinkommen nicht über den Haufen gerannt werden. Ist doch ganz romantisch, oder?
(Rémy)

1 Kommentar:

  1. humor ist...wenn man trotzdem lacht...beim "legalen" lesen des textes musste ich halt doch auch wieder schmunzeln :-) viel ausdauer und immer wieder danke für die berichte aus der ferne, sendet mit lieben grüssen....rösli

    AntwortenLöschen