Mittwoch, 24. Februar 2010

Wieder zu Hause im Kiran-Centre - "Horrormeldungen" aus der Schweiz

Heja, schon wieder seit zwei Wochen im Kiran-Centre! Wenn doch die Zeit mit Warten in Kathmandu nur auch so schnell vorbeigegangen wäre, wie sie hier im Kiran davonrast…

Wir sind alle zusammen glücklich und zufrieden, wieder Zuhause im Kiran zu sein, in unserem wunderschönen, kleinen Häuschen, in der wunderschönen, grünen Umgebung und der super-guten Luft. Seit unserer Ankunft hat uns der "Kiran-Alltag" wieder zünftig eingeholt:
Alice ist überglücklich, wieder mit ihren unzähligen Kolleginnen und Freundinnen spielen zu können. Diese haben ihr ja so gefehlt. Kürzlich, als die Kinder auf die Schulbusse gingen, musste sie hier und dort noch diverse Mädchen küssend verabschieden, es war eine Sache, als ob die Mädchen für Wochen verreisen würden, dabei kommen sie ja am nächsten Morgen wieder mit dem Bus … Sie geht wieder im LKG zur Schule.
Louis ist auch gerne wieder zurückgekommen. Er geht nicht mehr in seine angestammte Klasse zurück, das wollten er und Sämi nicht mehr. Sie haben in Kathmandu so gut alleine und mit uns gelernt, dass sie das im Kiran weiterziehen wollen. So sind die beiden morgens nach der Andacht mit Hausaufgaben beschäftigt. Am Nachmittag ist Louis mit Rémy oder mir unterwegs, oder spielt mit den Kindern, oder macht dies und das. Manchmal ist es ihm auch langweilig, dann schlägt er sich mit der Langeweile herum.
Sämi sehen wir kaum noch seit unserer Rückkehr. Der geniesst endlich wieder seine Freiheiten und lässt seinen pubertären Schüben jetzt freien Lauf! Meist tobt er seine Hormone im Girls-Hostel aus. Dort hat es unzählige Mädchen im ähnlichen Stadium und er ist natürlich Hahn im Korb. Ansonsten hat er sich momentan von unserem Familienleben "verabschiedet", er geniesst die Unabhängigkeit - hat wahrscheinlich in Kathmandu eine Überdosis "Familieaufengstemraum" abbekommen…
Rémy arbeitet momentan als "Allrounder": Mal flickt er eine Türe hier, eine Nähmaschine dort, eine Vorhangschiene die herunterhängt oder ein WC-Spülung, die nicht richtig funktioniert usw. Gestern ist dann endlich das neue Trampolinnetz aus Europa hier angekommen. Juppi! Subito montiert er dieses (schweisstreibend) heute zusammen mit Louis. Ansonsten hat er noch diverse Arbeiten im Compi "hängend", versucht, den Solar-Trockner noch fertig zu stellen und und und... Und er übernimmt abwechselnd mit mir zusammen eine Morgen- und Abendschicht von Ravi …
Ich habe seit dem 16.2. die Betreuung von Ravi übernommen. Seine reguläre Betreuerin hat Ferien bekommen. Wow, welch intensive und anspruchsvolle Arbeit! Ich bin von morgens früh bis abends ca. 21h dran und anschliessend einfach hundemüde. Ravis Stoffwindeln wollen 4-5 mal täglich gewechselt werden, was natürlich jetzt für mich heisst "non-stop-waschen"… Ich hätte nie geglaubt, dass das Betreuen von Ravi so nahrhaft und intensiv sein könnte… Auch wenn ich es zum Voraus gewusst hätte, diese Erfahrung hätte ich trotzdem nicht missen wollen, denn sie ist sehr bereichernd. Ravi ist so ein toller Kerl, er bringt mich immer mal wieder zum Lachen und Staunen. Vor allem wenn Rémy ihn morgens wäscht, haben die beiden immer ein "Käferfest" und zu gerne möchte ich dann wissen, was in ihm vorgeht. Ravi ist komplett auf Fremdbetreuung angewiesen. Er hört nicht?! (da gehen die Meinungen auseinander), kann nicht sprechen und sitzt im Rollstuhl.
Kürzlich, abends beim ins Bett gehen war's ganz lustig: Wir decken Ravi mit seiner Wolldecke zu und er zieht sich diese anschliessend selber über seinen Kopf (das macht er immer, sieht dann aus wie ein Riesenpaket). Plötzlich beginnt er herzhaft zu lachen! Er hat ein riesiges Fest unter seiner Wolldecke, er "giggelet" und zwischendurch "vertätscht" es ihn fast vor lachen. Sein Lachen steckt uns an und man/frau hätte meinen können, was da los ist in unserer Stube... Das Ganze dauert einige Minuten! Hier ein kleiner Ausschnitt davon (für "Film" hier klicken). So hat Ravi immer mal wieder etwas auf Lager, das uns ins Staunen oder eben ins Lachen versetzt. Übrigens haben wir Ravi jetzt bei uns einquartiert. Das heisst, wir haben sein Bett gezügelt und er wohnt jetzt bei uns in der Stube, ist also sozusagen auch in den Ferien… Wir hoffen, er fühlt sich wohl bei uns - wir jedenfalls geniessen unser neues Familienmitglied.
Am nächsten Donnerstag, 4.3.10. verlassen wir dann das Kiran wieder, um unsere Reise nach Süden anzutreten. Wir werden mit dem Zug ca. 3 Tage nach Goa unterwegs sein. Dort werden wir einen Bekannten besuchen (Manzoor, für alle die ihn kennen). Also bis zum nächsten Blogeintrag kann's dann etwas dauern, aber keine Angst - er kommt bestimmt!
(Claudia)

Ja, und gestern Dienstag sitze ich frühmorgens am PC und lese im Internet folgende Schreckensnachricht aus unserer geliebten Schweiz:

Grösserer Stromausfall stürzt Lausanne ins Dunkel!!!

Mir stehen die Haare zu Berge und als mir schliesslich bewusst wird, dass Voluntärin Géraldine, welche zur Zeit hier im Kiran ist, aus Lausanne kommt, ist die Bestürzung noch viel grösser und mir wird fast schwindlig. Mit zittrigen Händen drücke ich auf den Internetlink zu dieser Horrormeldungen und warte fiebrig, bis sich die Seite öffnet... Ich bereite mich auf das Schlimmste vor und tatsächlich, da stets:

In Lausanne sind am frühen Abend die Lichter ausgegangen. Ein grösserer Stromausfall stürzte rund 70 Prozent der Agglomeration der viertgrössten Schweizer Stadt ins Dunkel. Der Grund der Panne ist unbekannt.
Auch der Verkehr der Stadt-Metro M2 war betroffen. Der Betrieb wurde vorübergehend eingestellt. Es gebe gewisse Teile von Quartieren, die trotzdem Strom hätten, sagte Anne Plessz, Sprecherin der Lausanner Polizei. Nahe des Bahnhofs etwa dauerte der Unterbruch rund zehn Minuten. Andere Gebiete waren auch am späteren Abend ohne Elektrizität.

Ich bin den ganzen Tag geschockt und kann fast nicht arbeiten. Meine Gedanken sind immer bei den armen Lausannerinnen und Lausannern. Ich hoffe doch sehr, dass die Stadt für eine solche Katastrophe ein Notfall-Szenario hat. Der Gedanke, dass die Betroffenen jetzt sicher von excellent ausgebildeten Psychologen und Psychologinnen rund um die Uhr betreut werden, gibt mir wieder etwas Mut. Am wöchentlichen Prayer, welcher zum Glück heute Abend stattfindet (ist das einfach Zufall oder eine höhere Eingabe?), gehe ich in mich hinein und schliesse die Betroffenen in meinen Gedanken ein. Als ich die Versammelten über den schlimmen Stromausfall informiere, sind diese tief betroffen, einige brechen in Tränen aus, Klagelieder werden angestimmt, stundenlang werden Mantras rezitiert und aus Solidarität werden alle Lichter gelöscht und Kerzen angezündet und...
Wir sind wirklich froh, dass wir dank dem Internet erfahren, was in der weiten Welt und vor allem in unserer Heimat so alles passiert, auch wenn es schlimme Nachrichten sind, wie diese ;-)
(Rémy)

PS. In Kathmandu gibt es täglich 11 Stunden lang keinen Strom, dafür aber wenigstens genau nach Stundenplan vorgegeben. Hier in Indien scheint es etwa gleich viel oder vielleicht noch mehr zu sein. Doch die Zeiten sind unterschiedlich. "Unser Freund Uttar (Uttar Pradesh) spielt wieder mit dem Stromschalter", pflegen wir dann jeweils zu sagen.

2 Kommentare:

  1. schön von varanasi zu lesen....danke liebe fam. ischi!!
    aaaber....das kann ich jetzt fast nicht glauben...diese bestürzung wegen eines stromausfalls??? ist das wirklich ernst gemeint?
    gibt's denn nicht viiiieeel schlimmeres auf der welt als das?
    in diesem sinne alles gute und liebe grüsse...rösli

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  2. mir si froh geiz euch guet =) küsslis & vili vili müntschis leli & grosi =)

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