Freitag, 7. Mai 2010

Auroville

Eine Autorikscha bringt uns zum Repos, einer Auroville-Strandunterkunft, direkt am Meer. Wir haben Glück, normalerweise sei hier immer alles ausgebucht, aber es sind Schulferien in Auroville und es hat noch gerade ein grosses Hut (Bambushütte) frei, als ob es auf uns gewartet hätte.
Zwar liegt ein penetranter Fischgeruch in der Luft, weil die Fischer tausende von Fischen am Strand trocknen, aber das ist halt einfach so. Schliesslich wollen wir real India erleben und sind uns ja schon einiges an Gerüchen gewohnt.
Es ist wieder brutal heiss und alle ausser Alice (sie spielt lieber etwas in der Hütte) nehmen ein abkühlendes Bad. Der Bengalische Golf scheint wirklich etwas kühler als das Arabische Meer zu sein, aber die Wellen haben es in sich und es hat eine saumässige Unterströmung, welche uns Richtung Norden zieht - ist das ein Zeichen? Nach der Erfrischung machen wir uns zu Fuss auf den Weg nach Auroville. Wir telefonieren Eugen, um ihm zu sagen, dass wir jetzt unterwegs sind. Ob etwas passiert sei, fragt er???? Schischigagas sind eine Stunde zu spät dran – peinlich, peinlich. Ich wasche meine Hände in Unschuld, war ich gestern doch wegen meiner Dehydration "völlig unzurechnungsfähig"...;-) So machen wir uns zuerst alleine auf nach Auroville, aber schon nach wenigen Metern lacht Sämi eine Wooden-Fire-Pizzeria an und wir beschliessen, diese auszuprobieren. Die Pizzas sind eigentlich gut, ausser dass der Teig noch etwas zu "tangigg" ist. Unsere Mägen platzen fast.
Wir nehmen eine Autorikscha, die uns ins Auroville Visitors-Center bringt. Auf dem Weg dorthin sieht man eigentlich nicht wirklich etwas von Auroville, denn die Gebäude sind praktisch alle im Grünen versteckt. Das hat uns Eugen schon am Vortag erklärt, sonst hätten wir wohl geglaubt, am falschen Ort zu sein. Im Visitors-Center schauen wir uns zuerst einen Film über das Wahrzeichen von Auroville dem Matrimandir an. In der Halle hat es eine Ausstellung, welche aufzeigt, was für eine Idee hinter Auroville steht und wie es entstanden ist. Zudem hat es eine Reihe von statistischen Angaben zu dieser Modellstadt. Alles ist sehr interessant und tönt sehr gut. Eugen hat uns aber erzählt, dass auch hier nicht immer alles perfekt läuft. Aber die Menschen, die hier wohnen wollen, müssen eine gewisse Einstellung mitbringen. So wie ich es verstanden habe, müssen sie vor allem eine positive, friedliche und dem Allgemeinwohl dienende Einstellung haben. Man muss sich vom Besitzen-Wollen, von Macht und Status loslösen können, um hier aufgenommen und geduldet zu werden. Und ganz wichtig, das Göttliche wird angestrebt, aber es gibt keine Religionen.
Zu Fuss machen wir uns auf zum Matrimandir, die Hitze macht uns aber ganz schön zu schaffen. Es lohnt sich aber. Der Matrimandir sieht wirklich toll aus. Schade nur, dass wir ihn als Touris nicht von näher, geschweige denn von ihnen betrachten können. Aber es ist auch verständlich, dass die Aurovillianer ihre eigene Privatspähre wahren wollen. Schliesslich haben sie sich ja dazu entschlossen hier in einer speziellen Gemeinschaft zu leben und nicht um tagtäglich von Touris begafft zu werden.


Dank Eugen, denn wir etwas später doch noch treffen, können wir trotzdem noch einen etwas tieferen Einblick von Auroville erhaschen. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang auf zum Teil versteckten Wegen und schauen mit ihm verschiedene Siedlungen an. Als Architekt und Hausschätzer ist er natürlich hier in Auroville in einer optimalen Umgebung. Leider hatte die Beiz, in der wir uns zuerst für den Marsch stärken wollten, gerade zu und so wird der anfängliche schöne, schattige Spaziergang immer wie länger und länger.
Ich fühle mich immer wie schwächer und bin schon bald wieder im Delirium wie am Vortag, die Kinder machen tapfer mit. Nach langem, langem kommen wir dann endlich zum "Ziel unserer Träume": einer Beiz. Wir nehmen alle einen erfrischenden Drink und Sämi, der sich einen "Swiss Magic" bestellt, meint anschliessend, dass sei sein bester Drink in seinem Leben gewesen! Ich bin leider schon wieder im Stadium, wo ich nichts mehr wirklich geniessen kann... Shit happens!
Frisch gestärkt, verabschieden wir uns von Eugen und nehmen die letzten 1-2 Kilometer unter die Füsse. Der Gedanke ans Abendessen kann mich überhaupt nicht erquicken und ich will nur noch eins, mich hinlegen. Mein Nachtessen besteht heute aus Natrium Muriaticum, das mir unsere liebe Gastgeberin Bagha gibt. Es wirkt, ich kann wieder Blog schreiben. Die Pizza hängt aber immer noch etwas schwer im Magen... Selber Schuld!
(Rémy)

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