Sonntag, 2. Mai 2010

Madurai, Tamil Nadu, 29.4.-2.5.10

Am Donnerstag in Madurai angekommen, besuchen wir noch am Abend einen Teil des Sri-Meenakshi-Tempel, DER Sehenswürdigkeit hier. Die sechs Hektar grosse Anlage ist riesig! Verschiedene Hallen, Schreine, Skulpturen, ein Teich und sogar ein "1000-Säulen-Museum" gehören dazu. An den Decken sind wunderschöne, bunte Mandalas aufgemalt. In jeder Himmelsrichtung steigt ein riesiger Gopuram (Tempelturm) in den Himmel. Diese sind typisch für die Hindutempel hier im Süden. Es sind Kunstwerke mit tausenden von kleinen, bunten Götterfiguren, Dämonen, Tieren, Fabelwesen u.v.a. Von unserem Hotelzimmer aus können wir diese fast berühren, so nah sind wir.
Wir nehmen an der allabendlich stattfindenden Zeremonie teil, bei welcher das Lingam (Phallussymbol) von Shiva auf einer Senfte getragen wird, begleitet von lauter Musik, Rauch, vielen Leuten und schlussendlich zur Nachtruhe gebettet wird. Eine seit 2000 Jahren täglich vollzogene Prozession!
Am Freitag nehmen wir an einer Ganesha-Segnung teil. Das ist wirklich ganz speziell, denn Ganesh, der Elefantengott ist "höchstpersönlich" anwesend und segnet uns mit seinem Rüssel. Wir staunen, wie er die Geldgaben in seinem Rüssel "lagert" und diesen immer wieder bei seinem Begleiter ausleert. Die Bananenbünde landen schwupps im Mund und werden mir nichts, dir nichts runtergeschluckt. Wir haben das Gefühl, der Elefant freut sich über die Naturalspenden mehr als über die Geldspenden. Er erledigt seinen Job sehr professionell, wir merken, er hat Übung im Segnen...

Nachdem wir diesen wunderschönen Tempel nun ausführlich ausgekundschaftet haben und sogar eine richtige Elefantensegnung miterleben durften, entscheiden wir uns, zwei zusätzliche Tempelstätten, welche wir vorgesehen haben zu besuchen und welche nicht gerade am Weg gelegen wären, wegzulassen. Im Hotel angekommen, befällt uns der Hunger. Wir verlassen Rémy, der um 5 PM mit einem IDEA-Manager abgemacht hat, welcher höchstpersönlich im Hotel vorbeikommen will, weil unser IDEA-Internet-Stick partout seine Arbeit nicht mehr verrichten will und das geht natürlich nicht! Als wir eine Stunde später wieder zurückkommen, sitzt Rémy immer noch da, ohne Computerfachmann. Ein kurzes Telefongespräch, neuer Termin: Heute Abend um 9 PM! Am Abend besuchen wir im Palast eine "sound & light" Show. Wir sitzen im imposanten, mit riesigen, weissen Säulen umgebenen Innenhof und hören (ab Tonband) der Geschichte um den ehemaligen Herrscher Tirumalai zu. Die gebotene "Show" hält sich im Rahmen, aber sie gibt einiges an Informationen her. Der Compi-Manager kommt natürlich heute nicht mehr und ist telefonisch auch nicht erreichbar...

Heute Samstag ist der Besuch des Gandhi-Museums angesagt. Mit der Ritschka fahren wir zum nicht ganz zentral gelegenen Museum. Dort angekommen sehen wir schon von weitem "closed"! Sie haben holiday heute und als wir auf's Datum schauen, geht uns ein Licht auf: 1.Mai! Ist ja klar, dass wenn Biberist "dr schnäuscht Biberister" und Solothurn den Umzug hat, auch Ghandi als sozialer Mensch sein Museum geschlossen hält... Uns passts zwar nicht in die Planung, wir wollten morgen früh mit dem Zug weiterreisen und das Museum möchten wir unbedingt besuchen!
So fahren wir vorerst zum nahegelegenen Blumenmarkt. Laut Reiseführer eine Wucht von Farben und Düften. Es hat Berge und Säcke voll von weissen Jasminblüten und auch viele andere Blumen.
Rémy und die Jungs sind davon aber nicht sooo beeindruckt, denn es ist kein Vergleich mit dem farbenfrohen Markt in Mysore, mir gefällt der Markt trotzdem. Hier im Süden tragen viele Inderinnen täglich Blumen im Haar. Das sieht nicht nur schön aus, sondern duftet, je nach Grösse des "Gestecks" auch immer ganz süsslich und betörend, wenn wir an diesen vorbeigehen. Diese kleinen Kunstwerke werden täglich von vielen flinken Händen immer wieder neu zusammengebunden. Wahnsinn, wie geschickt Blüte an Blüte geknüpft wird und die schönsten "Blumengirlanden" entstehen. Wenn ich daran denke, diese immense Arbeit und am Abend ist alles wieder verwelkt und wird weggeworfen...
Was uns auch auffällt ist, dass es hier in Südindien viele Frauen mit rassigen, sehr kurzen Kurzhaarfrisuren gibt. Das ist total gewöhnungsbedürftig, schaut aber extrem gut aus. Normalerweise tragen die Inderinnen ihre Haare sehr, sehr lang oder mindestens schulterlang. Diese Frauen mit den kurzen Haaren haben zuvor ihre Haare den Göttern geopfert, d.h. sie haben sich kahlrasieren lassen und ihre Haare sind wieder am nachwachsen...
Anschliessend an den Blumenmarkt bringt uns der Ritschkafahrer noch zum Früchte- und Gemüsemarkt. Zuerst landen wir in einem ganz speziellen, engen, Gässchen, in welchem überall grosse Bananenblättern-Rollen stehen und von Männern abtransportiert werden, natürlich auf derern Köpfen.


Sofort wird für uns eine solche Rolle umgelegt und zur bequemen Sitzgelegenheit umfunktioniert. Wir genehmigen uns einen Tschai, schauen interessiert dem emsigen Treiben zu und einige Männer versammeln sich um uns herum und schauen uns ganz interessiert zu... Wir versuchen, zusammen etwas zu kommunizieren. Es herrscht eine gute Stimmung. All die Bananenblätter werden übrigens als "Teller" in den Restaurants benutzt.
Wir schlendern anschliessend noch durch den Früchte- und Gemüsemarkt, bis unsere Kinder finden, solche hätten wir jetzt aber wirklich schon zur Genüge gesehen, ob wir nicht ins Hotel zurück gehen können und Hausaufgaben machen können...
Das machen wir auch, denn Rémy hat ja wieder einen Termin heute, ihr wisst schon mit wem...
So verrichten die Kinder brav ihre Hausaufgaben und das Treffen mit dem Computermanager kommt heute tatsächlich zustande! Jetzt freuen wir uns, dass Rémy auch wiedereinmal mit uns essen kommen kann.

Am Sonntagmorgen besuchen wir das Gandhi-Museum nun doch noch!
Wir sind kurz bevor es öffnet dort. Punkt 10 Uhr wird die Indische Flagge gehiesst, es läuft ab Band die Indische Nationalhymne und die vier Museumsangestellten stehen ganz andächtig daneben. Es kommt aber noch besser! Als die Musik ab Band fertig ist, singen die drei (einer singt nicht mit) nochmals ein Lied mit vielen Strophen. Lustig daran ist, dass wir kaum etwas hören, denn die drei scheinen keine geborenen Sängerknaben zu sein... Der Museumsbesuch lohnt sich! Es ist eines der schöneren Museen hier in Indien, nicht heruntergekommen, sondern sehr gepflegt und alles gut beschriftet. Es gibt viel zu Lesen für uns und Rémy übersetzt den Kindern fleissig, was passiert ist. Die Jungs sind sehr interessiert und Sämi erkundigt sich, ob es auch Bücher in deutsch gibt, denn er möchte etwas über Ghandi lesen, wenn er wieder in der Schweiz ist.
Zurück im Hotel holen wir unser Gepäck und fahren mit dem gleichen "Chauffeur" zum Busbahnhof. Ja, das mit dem Zugfahren wird nun nichts, denn die fahren heute nur am Morgen und gegen Abend wieder. Louis nimmts gelassener als auch schon, denn die Strecke ist mehr oder weniger gerade... Wir haben einen schönen Bus und fahren praktisch nur auf einer topneuen Autobahn!
Die Landschaft hier in Tamil-Nadu ist wunderschön. Die Felder sind ganz geordnet und zwischendurch sehen wir Felder, welche saftiggrün leuchten. Auch hat es immer wieder riesige Felsbrocken, wie kleine Berge, die aus den Feldern hervorragen. Eine sehr abwechslungsreiche, spannende Fahrt. Erstaunlicherweise sind wir schon kurz vor 4 PM in Trichy, also in weniger als drei Stunden Fahrt. Das erste Mal, dass wir früher ankommen, als erwartet.
(Claudia)

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