Donnerstag, 20. August 2009

Sämi is back

Heute gehe ich wieder zur Schule, obwohl ich nicht wirklich will. Für mich ist es hier in der Schule sehr eintönig. In der Schweiz ist es besser, weil der Stundenplan abwechslungsreicher ist, man hat mehr Unterhaltung. Am eigentlichen Unterricht kann ich oft nicht teilnehmen, weil fast alles in Hindi ist. Deshalb rechne ich vor allem. Wenn das Fach wechselt, kommt jeweils eine andere Lehrkraft. Einer der Jungs aus meiner Klasse, der taub ist, hat die Aufgabe, die Glocke zu schlagen. Er macht das nicht immer auf die gleiche Art. Warum weiss ich noch nicht genau. Beim Englischunterricht versuche ich mitzumachen, das interessiert mich sehr. Zum Schluss haben wir Musik im Musikzimmer. Zuerst müssen alle das neue Lied abschreiben, dann erst wird es geübt. Am Mittag gehe ich erschöpft nach Hause, esse etwas Gemüse und lese die Geschichte von Heidi. Ich bin immer noch megamüde und bleibe am Nachmittag zu Hause. Zum Zvieri esse ich das erste Mal wieder ein ganzes Stück Brot mit Butter und Tomaten. Dazu geniesse ich die Oliven, die mir Rémy aus der Stadt gebracht hat. Ich habe sicher schon 4 bis 5 Kilo abgenommen, was kein Wunder ist, da ich eine Woche lang praktisch nichts gegessen habe. Endlich habe ich aber wieder Appetit!!!
(Sämi)
Louis geht heute zum ersten Mal in die neue Klasse. Ich begleite ihn zu Beginn und schaue, dass die Lehrerin informiert ist, er seinen Platz findet und mit Lernen anfangen kann. Bald schon kann ich ihn alleine lassen und meinem Programm nachgehen. Ab und zu schaue ich kurz bei ihm vorbei - alles paletti. Zu meiner Überraschung kommt auch Claudia mit, als ich mich zur orthopädischen Werkstatt aufmache. Alice ist wie ein umgekehrter Handschuh im Vergleich zu gestern und geht munter zur Schule. In der Werkstatt wird uns gezeigt, wie die Gehstützen angefertigt werden. Ich werde das ein anderes Mal im Detail erklären. Auf alle Fälle ist das sehr interessant.

Alice und Louis (zum ersten Mal) essen zusammen mit ihren Klassen. Auf Louis Wunsch bleibe ich in der Nähe, falls er sich beim Schöpfen nicht verständigen könnte. Natürlich muss ich nicht eingreifen, ich habe schon gewusst, dass er das alleine kann. Für ihn ist es aber halt noch neu, aber ab Morgen geht das sicher schon alleine.

Am Nachmittag besuchen Claudia und ich noch die Physiotherapie-Abteilung. Wir sind beeindruckt, wie mit den Kindern dort gearbeitet wird. Das ist wirklich Schwerstarbeit, für die Kinder und zum Teil auch für die PhysiotherapeutInnen. Die Kinder kommen übrigens jeden Tag in die Therapie, also 5 x wöchentlich.

Wir haben in unserem Guesthouse zwei Toiletten. Welch Luxus! Eine europäische Schüssel und ein indisches Stehklo. Die europäische haben wir bereits am ersten Tag etwas verstopft, da wir das Toilettenpapier mit runter gespült haben, was in der Schweiz normal ist, hier aber nicht geht. Seither benützen wir nur noch unser indisches Modell und WC-Papier brauchen wir höchstens noch zum Schneuzen oder wenn uns wieder mal eine Ameise blutig gebissen hat, was zum Glück nicht sehr oft vorkommt. Trotzdem kamen bei uns heute die kiraninternen Klempner vorbei und haben hinter dem Haus mal kurz den Beton weggespitzt, um an die Abflussröhren zu kommen, dort wo bei uns in der Schweiz einfach der Dohlendeckel weggehoben würde. Scheinbar kennt man diese Dinger hier nicht oder sie sind eventuell zu teuer. Ich muss mal nachfragen.
Auf alle Fälle wurde der Schaden behoben und das Ganze wieder sauber zubetoniert. Wir werden aber diese komische europäische WC-Schüssel nur noch im Notfall benützen, da wir uns an die praktische indische schon so sehr gewöhnt haben. Sogar Alice kann jetzt die Balance halten und sich mit dem Wasserkübelchen sauber machen.

Heute gibt’s noch schnell einen Sprung ins Bassin, dem auch ich nicht widerstehen kann. Ich bade sogar oben ohne!! (Ich bin Rémy und nicht Claudia, keine Angst!) Heute habe ich nämlich den Physiotherapeuten Nirmaal, der zusammen mit Ravi gebadet hat, auch nur in der Badehose rumschwaddern sehen.

Claudia, Louis und Alice besuchen im Meditationshäuschen noch einen christlichen Gottesdienst (der etwa doppelt so lange dauert, wie die Andachten, an denen wir sonst teilnehmen) und ich sitze eben hier am Computer und schreibe. Es ist nach 19 h, draussen ist es bereits dunkel und demnächst werden wir uns aufmachen zum Boys-Hostel, wo wir heute raat kaa khaanaa (Abendessen) werden. Draussen heulen übrigens die Hund wieder mal um die Wette!

Und da ist noch die Frage des Tages: "Hesch Hunger Sämi?" "Jo!"
(Rémy)

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr lieben, danke, dass ihr uns immer so toll auf dem laufenden haltet. Es ist spannend und unterhaltsam. Wir wünschen euch weiterhin eine tolle Zeit und freuen uns auf weitere Berichte. Liebe Grüsse, Niggelers

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