Samstag, 29. August 2009

The complete Ischi-family goes Varanasi

Freitag Abend: Alice hat 38°C Fieber. Sie ist zwar anfangs noch voller Zuversicht, dass sie morgen trotzdem in die Stadt kann, ich sehe mich einen weiteren Samstag zu Hause herumhängen mit einem kranken Kind… In der Nacht schläft Alice bei uns. Sie ist heiss wie ein Ofen!!! Eigentlich wollten wir am Morgen mit dem 07.00 Uhr Bus in die Stadt fahren. Aber wir haben umentschieden, dass wir zuerst ausschlafen, und dann weitersehen, wie's um Alice steht. Diese ist nach dem Brunch mit der feinen Züpfe und Nutella wieder recht gut drauf. Ihren "Belli-Husten" hat sie zwar schon noch, jetzt beginnt er sich aber zu lösen. Das Fieber ist weg! Rémy probiert uns eine Auto-Ritschka zu organisieren, Sybille hat eine Tel. Nr. von einem Fahrer, der sogar das Kiran kennt. Plötzlich kommt Louis zurück und sagt, wir sollen uns bereitmachen, in 10' fährt ein Kiran eigener Bus - so guet! Also sind wir - the complete family - ca. um 10.30 Uhr on our way, yeah!
Zuerst müssen wir zu Maria, der Näherin, welche die Schuluniformen für die Kids gemacht hat und Kurtas für Rémy. Die langen Hemder für die Jungs sind vorne so eng, dass sie diese nicht zuknöpfen können, halt Indien-Size, not Swiss… Maria staunt nur, dass unsere Kinder solche kräftigen Handgelenke haben! Rémy's Kurtas sind sehr eng bei den Achseln, auch dies ist Indian-like, sie schaut, dass sie sie noch etwas vergrössern kann. Dann laufen wir zum Assi-Ghat, damit wir "Neulinge" dies auch mal sehen. Ich staune, wie wenig Leute heute unterwegs sind, ich empfinde es überhaupt nicht als hektisch, hab's ganz anders in Erinnerung! Auch besuchen wir die Kiran-Bäckerei und das Kiran-Lädeli - beide sind ganz winzig aber herzig. Jetzt lotst uns Rémy zu dem grossen Kleiderladen, wo er letzte Woche eingekauft hat. Wahnsinn, er findet ihn sogar auf Anhieb wieder! Diesen Orientierungssinn möchte ich auch mal haben… Wir finden für Alice was, der Rest geht leer aus. Dann zieht's uns zur Pizzeria, welche nicht mehr aus den Köpfen unserer Kinder will. Der Bancomat in der Nähe des Suryoday spuckte heute heute morgen kein Geld mehr aus, also müssen wir zuerst zu einem anderen Bancomat. Wir fragen einen Veloritschkafahrer, ob er uns dorthin bringen kann. Er sagt ja, wir sollen aufsteigen. Unglaubwürdig fragen wir: "Alle"? Er sagt ja, no problem. Also quetschen wir uns zu fünft auf die Veloritschka!!! Uiii, das bereue ich aber schon nach wenigen Metern: Der arme Kerl tut mir so etwas von leid, muss uns fünf schwere Schweizer (unterwegs muss er sogar noch extra Pumpen gehen) herumkutschieren, das ist Schwerstarbeit pur, und das für 20 Rupien (wir geben ihm 25 und er bedankt sich überschwänglich)! Sämi findet, das sei jetzt aber ungerecht: Die zwei Träger in Delhi hätten für die kurze Distanz am Bahnhof je 50 Rupien bekommen, und der arme Kerl für diese Distanz (ca. 2km?) so wenig… Aber in Delhi haben wir sie auch überbezahlt, da wir ja noch "Neulinge" waren. Der Bancomat funktioniert und spuckt uns den Maximalbetrag von 15'000 Rupien raus. Das ist fast etwas pervers, wenn man an die 5 Rupien Trinkgeld denkt.
Wir schnappen uns eine Auto-Ritschka und schon stürzt wieder mal ein Monsunregen auf uns nieder. Als wir am Assi-Ghat aussteigen, müssen wir sofort einen trockenen Unterschlupf suchen.

Mit dreckigen Füssen und ziemlich nass finden wir bei einem Laden Schutz. Wir haben gute Aussicht auf das Treiben unter uns. Sämi entdeckt einen Velo-Ritschkafahrer, ohne Unterschenkel, der sich unter einer Plastikhülle schützt und winkt ihm. Dieser freut sich über diese Geste und winkt zurück.

Mich dünkt plötzlich, jemand rufe "Alice". Ein kleines Mädchen in Unterhosen grinst bis zu den Ohren und winkt. Ich winke zurück. Ich sage zu den andern, ich glaube, da rufe jemand Alice. Louis sagt sofort, ja, er kenne das Mädchen, die sei in seiner vorherigen Klasse gewesen. Ich glaube es einfach nicht! Da sind wir in Varanasi, eine Stadt mit ca. 1.2 Mio. Einwohnern, es giesst wie aus Eimern und jemand ruft Alice... Diese Situation hatten wir schon mal, vor zwei Jahren in Westafrika.
Als der Regen nachgibt, gehen wir zur Pizzeria. Wir sind auf der Gartenterrasse, obwohl es recht nass ist. Der Blick auf den Ganges ist wirklich sehr schön. Es ist zwar nicht sehr viel los, aber trotzdem gibt es immer wieder etwas zu sehen: Leute die Baden, Leute die Kleider waschen, eine Herde Wasserbüffel am Baden, Boote die kommen und gehen, eine kleine Zeremonie, wahrscheinlich eine Urne die dem Ganges übergeben wird, Leute die die Ghats wischen etc. Die Pizzas und der Apple-Pie mit Vanille-Eis schmecken vorzüglich. Zwischendurch giesst es wieder aus Kübeln.

Zu Fuss gehen wir zurück nach Lanka. Im Krishna-Shop kaufen wir dann noch unsere üblichen, europäischen Sachen ein. Wir erklären den Kindern, dass wir mit dem heutigen Einkauf gerade unseren gesamten Monatslohn vom Kiran verputzt hätten… Mussten aber auch noch zwei Geschenke einkaufen, denn nächsten Samstag sind wir bei Anmol zu seinem 3-ten Geburtstag eingeladen J.
Die Busfahrt zum Kiran geniessen wir alle. Wir sind zum ersten Mal im grossen Schoolbus, das gefällt unseren Kindern besonders. Ich geniesse es, vom (geschützten) Bus aus dem bunten Treiben auf den Strassen zuzusehen. Die vielen Eindrücke - Wahnsinn. Beim Bypass hält der Bus an und diverse Leute vom Bus tätigen noch ihre persönlichen Einkäufe. Es erstaunt uns schon gar nicht mehr, als wieder von irgendwoher "Alice" ertönt. Ein Kind hat uns wieder entdeckt und winkt voller Freude und ruft Alices Name. Wieder bestätigt Louis, dass das Mädchen im Kiran zur Schule geht. Sie kommt zu uns in den Bus und erklärt uns, dass sie in Class II ist.
Müde kommen wir zu Hause an. Alle duschen wir noch, essen noch etwas "Kiranchrömli" und gehen zufrieden zu Bett. Schön, dass es heute endlich mal geklappt hat, mit dem Familienausflug in die Stadt…
(Claudia)

2 Kommentare:

  1. das fröit mi, dass jitz aui uf varanasi heit chönne go. i verfouge öie blog ganz gspannt u findes extrem interessant u schön wi der schribet. merci viu mau!
    härzlech
    françoise

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  2. Hoi Claudia, eure Berichte sind voller Neuheiten und ich denke, dass für ein Leser der nie Indien bereist hat vieles nicht nachvollziehbar ist.(auch für mich, da 6 Wochen Aufenthalt nicht ausreichen) Die Erlebnisse kommen gut rüber und doch frage ich mich, wieoft ihr 5 von der Schweiz träumt?? Euer Mut beeindruckt mich! Hoffentlich sind die Kinder wieder bald wohlauf...en Solothurner Gruess Christina Balmer

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