Dienstag, 4. August 2009

Chillen in Delhi



Wir schlafen so richtig aus. Sämi und Louis werden erst gegen Mittag wach, obwohl draussen Ramba-Zamba herrscht und die Hitze immer grösser wird. Wir entscheiden uns, auf einen Stadttrip zu verzichten und stattdessen im Hotel zu bleiben und die paar verbleibenden Stunden im gemütlichen Hotelrestaurant mit Spielen, Malen und Essen zu verbringen.

Gegen halb fünf Uhr machen wir uns zur Weiterreise bereit, fährt doch unser Zug schon um halb sieben und der Bahnhof ist doch satte 20 Gehminuten vom Hotel entfernt. Aber eben, unser Hotel liegt am Main Bazar in New Delhi, India...
Nach etwas Verhandlungsgeschick durch die Leute vom Hotel kamen wir schliesslich zu zwei Autoritschkas, die bezahlbar waren. Ein kleines Beispiel: Der eine Ritschkafahrer wollte zum normalen Preis noch je 50 Rupien pro Gepäckstück. Schlussendlich zahlten wir pro Ritschka einfach 50 Rupien (etwas mehr als 1 Franken). Überhaupt ist das ja so ne Sache mit den Neuankömmlingen wie wir, die noch kein Gespür für die gängigen Geldmengen beim Trinkgeld und beim Aushandeln von Dienstleistungen haben. Unserem ersten Chauffeur haben wir wohl eher zu wenig gegeben, andere kriegten ganz glänzende Augen und bedankten sich überschwänglich. Wir werden das noch besser abschätzen lernen.
Die Fahrt mit den zwei Autoritschkas ist natürlich wieder sehr holprig und lustig. Es zeigt sich klar, wer im Strassenverkehr Vortritt hat: Grundsätzlich der Schnellere und vor allem der Motorisierte vor dem Fussvolk. Beeindruckend ist aber auch hier wieder, wie das wilde Gehupe und Gedränge trotzdem friedlich vonstatten geht. In der Schweiz würde innert kürzester Zeit Krieg herrschen.
Am Bahnhof angekommen verhandeln wir noch kurz mit zwei Gepäckträgern, die uns schliesslich perfekt bis vor unseren Eisenbahnwagen führen. Und tatsächlich: GREAT INDIA!!! Neben der Eingangstüre hängt eine saubere Liste mit der "Pijamaverteilung" für den ganzen Wagen und unsere Namen sind fein säuberlich, wie wir sie online in der Schweiz gebucht und ausgedruckt haben, aufgeführt. Wir haben ein Viererabteil für uns und einen zusätzlichen Platz in einem anderen Abteil, den wir aber gleich einem Inder verschenken, der noch keinen Schlafplatz hat. Das Abteil ist sauber und klimatisiert, der Service ist freundlich und zuvorkommend.

Schon vor der Abfahrt kommt ständig Zugpersonal vorbei, das Chai, Kaffee, kühle Getränke oder andere Leckereien verkauft. Und kaum abgefahren, können wir auch schon das Essen bestellen. Wir machens uns gemütlich, bewundern die proppevollen Regionalzüge und ab und zu quatschen uns Inder an, um etwas Smalltalk zu betreiben (teilweise verstehen wir kein Wort, obwohl es irgendwie nach Englisch zu tönen scheint, aber wir lächeln einfach freundlich oder sagen einfach "yes, yes", wie es die Inder umgekehrt auch machen). Die Kinder turnen im Abteil rum und wir versuchen ihnen etwas indische Manieren beizubringen, was aber zunehmend schwieriger wird, je länger das Warten auf das Essen dauert. Kurz vor 20 Uhr fragen wir, wann das Essen komme und es heisst "en deen minits". Da kommen mir unweigerlich Sebi Singhs "indian minutes" auf dem Uhuru in den Sinn, über die wir beide jeweils sehr gelacht haben. Doch hier wird alles getoppt und wir Essen schliesslich erst gegen 22 h, dafür mit umso mehr Kohldampf. Chicken-Curry serviert wie im Flugzeug. Es schmeckt goooood!

Ja, und jetzt sitze ich hier am Laptop, es ist halb zwölf, die Kinder und Claudia schlafen schon und wir rattern gemütlich in Richtung Varanasi, wo wir morgens um halb acht abgeholt werden. Der Vollmond scheint sanft durchs Fenster. Wir freuen uns extrem auf das Kiran. Gute Nacht!

PS. Psst! Werde Claudia noch einen Gutenachtkuss geben. Sieht ja niemand, ist ja dunkel...
(Rémy)

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