Mittwoch, 26. August 2009

Wie doch die Zeit vergeht...

Meine Güte, jetzt ist schon wieder Mittwochabend. Der letzte Blogeintrag ist vom vergangenen Samstag - die Zeit geht schnell vorbei. Drum ein kurzer Rückblick im Zeitraffer.
Am Sonntag können wir ein bisschen relaxen. Frühmorgens geht zwar Claudia zu Ravi, da für uns noch nicht ganz klar ist, ob wir am Sonntagmorgen auch mit dabei sein müssen, bei der Morgentoilette. Da Clementia nicht aufzufinden ist, macht Claudia Ravi alleine "fit" für den Tag und kommt dann nochmals ins Bett, um weiterzuschlafen. Für das Mittagessen haben wir uns im Hostel abgemeldet, bevorzugen wir doch unseren gewohnten Sonntagsbrunch. Sämi hütet immer noch das Bett, mag immer noch nichts essen.
Was beim Sonntagsprogramm fix ist, ist dass wir am Nachmittag für etwa zwei Stunden mit den Girls etwas unternehmen...

--- Jetzt muss ich schnell unterbrechen. Endlich wieder ein bisschen Monsunregen!! Das Rauschen des Niederschlags übertönt sogar das Summen des Ventilators. Durchs Fenster dringt eine angenehme Frische. Oder ist es nur Einbildung? Auf alle Fälle regnet es hier viel zu wenig. Viele Felder liegen brach, weil die Bauern gar nicht erst auf die Idee kommen, bei dieser Trockenheit ihre Felder zu bestellen. Es wäre sinnlos. Das Kiran ist wahrlich eine grüne Oase und wird von den Gärtnern auch täglich gepflegt. Das Wasser wird tief aus dem Boden gepumt und hat, mal abgesehen von der Wasserhärte (viel Kalk), eine einwandfreie Qualität. Der Regen hat schon wieder aufgehört. Kaum zehn Minuten hat's gedauert. Monsun habe ich mir anders vorgestellt. Monsun wäre auch anders, wenn da nicht der Mensch wäre... ---

Mit den Girls haben wir Trampolinspringen geplant, aber es ist einfach zu heiss, für irgendwelche Outdoor-Games. So bietet Claudia drinnen Spiele an und ich stürze mich in die Fluten des Swimming-Pools. Kaum habe ich die vier kleinen Wasserbälle, welche ich mitgebracht habe, ins Wasser geworfen, geht die Post ab. Kurz mache ich einen Versuch, eine kleine Blase-den-Ball-über-die-Wasseroberfläche-Stafette zu organisieren, aber entweder liegt es an meinen mangelhaften Hindi-Kenntnissen oder einfach daran, dass die Kinder so etwas nicht kennen, denn der Versuch scheitert mehr oder weniger kläglich. Aber alle haben ihren Spass daran.
Als wir endlich aus dem Wasser kommen, ist es schon weit nach 18 h. Höchste Zeit, uns vor die Kiste zu setzen, denn wir haben mit Claudias Familie zum Skypen abgemacht. Omi und Opi freuen sich uns zu sehen. Sämi rafft sich auch auf und will zeigen, dass er noch am leben ist, nach all dem, was man von ihm hören musste.

Am Montagmorgen geht es Sämi immer noch nicht besser. Aber anstatt wieder zum Arzt zu gehen, versuchen wir ein Aufbauprogramm mit Bouillon und es scheint langsam zu wirken. Sämi kann alles behalten. Das ist doch schon ein Riesenschritt und er hat auch schon wieder vielversprechende Träume:

SÄMIS TRAUM
Heute träumte ich, ich sei alleine zu Hause.
Die Eltern hatten mir Apfelkuchen hingestellt. Ich bestellte mir aber bei Cimmmi`s Pizza eine Pizza-Margaritha. Ich ging in mein Bett, nahm meine Patch-Work-Decke über mich, ass die Pizza und schaute einen Film auf meinem Computer.


Zudem hat er ja ein grosses Ziel. Wenn immer möglich, am Samstag in Varanasi die ganze Pizza-Geschichte nachzuholen. Aber sachte, sachte!

Die Nacht auf Dienstag ist sehr heiss. Oft erwachen wir in der Nacht. Läuft der Ventilator überhaupt noch? Ja, aber er scheint nur ein laues Mini-Lüftchen hervorbringen zu können. Kissen und Bettlaken sind schweissdurchtränkt.
Tagsüber ist es zwar immer noch sehr heiss, jedoch fühle ich, dass sich mein Körper bereits akklimatisiert hat. In den ersten Tagen hatte ich immer schon nach kurzer Zeit das Gefühl, meine Körperausdünstung sei extrem und nicht gerade parfüm-like. Jetzt ist alles erträglicher, ich schwitze nicht mehr so stark und meine Kleider muss ich auch nicht mehr mehrmals am Tag wechseln. Ich bin froh darüber, das hat mich nämlich etwas "gestresst".
Langsam gibt es für uns auch die ersten Aufträge wahrzunehmen. Neues Windelsystem für Ravi, Anpassungen an der Website, Planung des Baus von zwei Tischtennis-Tischen und einer Solar-Dörr-Anlage. Letzteres gibt dann etwas Grösseres. Zudem helfen wir montags und donnerstags den Physiotherapeuten bei der Therapie im Wasser, was jeweils ein Vergnügen ist.

Am Dienstagabend ist jeweils der Prayer der Kiranbewohner. Und... wir nehmen zu fünft daran teil!!! Sämi ist auf gutem Wege.

Heute Mittwoch ist es endlich wieder soweit und Sämi kann wieder zur Schule gehen. Jetzt nur nicht übertreiben. Immer schön dhire dhire (langsam, langsam). Das Olivenglas bleibt fest verschraubt im Kühlschrank und wird nicht angerührt. Jaja, für alle dies noch nicht gemerkt haben. Wir haben sogar einen Kühlschrank. Auch die verschiedenen Hostels haben einen. Er leistet uns wirklich sehr gute Dienste, obwohl er nicht an unsere Notstrombatterie gehängt werden kann. So gibt es dann halt die tägliche kleine kühlschrankinterne Überschwemmung, aber wir können ganz gut damit leben.
Mittags winkt mich Hiralal, der Schwitzerdütsch sprechende Inder aus der Art&Design-Abteilung zu sich und zeigt mir in einem Einmachglas, was er heute Morgen in einem der Arbeitsräume gefunden hat. Eine kleine Baby-Schlange, ganz dünn und etwa 20 cm lang. Natürlich schicken wir unsere Kinder nach der Schule bei ihm vorbei, das muss man gesehen haben!

In Sangeetas Garden

Am späteren Nachmittag sind wir noch bei Sangeeta zum Zvieri eingeladen. Ich selber war ja noch nie dort und kann bestätigen, sie wohnt sehr schön. Ihr kleines Häuschen ist rund und noch das letzte, welches mit Lehm gebaut ist. Ursprünglich wurde das ganze Kiran mit Lehm gebaut. Jedoch hielten diese Bauten dem Monsum nicht stand und alle Gebäude mussten neu mit gebrannten Backsteinen gebaut werden. Sangeeta hat einen lauschigen Garten, der bis an die hohe Böschung des Ganges reicht. Der Blick auf Mother Ganga ist jedes Mal aufs Neue magisch.



Zum Zvieri gibt es Nimbu-Panii (Zitronenwasser mit Zucker) und, von Sangeetas Nachbarin Lucie liebevoll zubereitet, Omeletten mit Kokosnuss-Füllung. Das schmeckt vorzüglich. Sogar unserem Spezialist Louis schmeckt es, als er rein beisst. Er sagt, er habe ja eigentlich Kokosnuss gar nicht gerne, habe aber gar nicht gewusst, dass da Kokosnuss drin sei und drum habe er einfach rein gebissen und jetzt eben gemerkt, dass er das trotzdem gerne hat... jaja, auswärts ist halt alles besser. Und bei Sangeeta sowieso. Apropos Omeletten: Heute kochen wir für uns selber und was wartet zu Hause auf uns? Natürlich Omelettenteig!
Ich kriege dann sogar noch einen echten, feinen Kaffee aus der original italienischen, geschraubten Kaffeemaschine. Nero con tanto zucchero. Belissima!
Als es darum geht, den Nachhauseweg zum etwa 500 Meter entfernten Kiran anzutreten, macht Alice auf schlapp und was schlägt die Wunderfee Sangeeta vor? Ich könne doch gleich mal ihren Scooter ausprobieren und die Familie nach Hause fahren. Gesagt, getan. Und als mir in der Dunkelheit das erste Vehikel entgegenfährt, kommt mir sogar noch rechtzeitig in den Sinn, dass hier Linksverkehr herrscht. Glück gehabt!
Sämi und Claudia haben ihre Bäuche schon genügend gefüllt und wollen unser grosses Omelettenessen auf Morgen Mittag verschieben. Wir anderen drei sind damit nur halb einverstanden und brutzeln für jeden noch eine erste hausgemachte indische Omelette. Auch diese schmeckt vorzüglich. Anschliessend hauen wir uns alle zufrieden selbst in die Pfanne. Hoppla! Sämi's Bett ist aber schon besetzt. Da hängt doch an der Innenseite des Moskitonetzes eine dieser kleinen, niedlichen Eidechsen mit den lustigen, saugnapfähnlichen Zehen.

Wir finden das alle lustig und Sämi befreit den witzigen Eindringling.

Und wieder einmal bin ich froh, dass unsere Kinder in solchen Situationen keine Schreikrämpfe kriegen und sich dann nicht mehr ins Bett getrauen oder so. Sie sind wirklich toll!

Ich stelle den Ventilator ab und höre leider nur das Zirpen der Grillen in der Nacht. "Leider" - des Monsuns wegen. In der Ferne donnert es zwar, ab und zu nehme ich ein Wetterleuchten wahr, aber von Regen keine Spur mehr. Vielleicht später in der Nacht. Shub ratri!
(Rémy)

3 Kommentare:

  1. Danke für das Foto vom Stehaufmännchen Sämi und von Claudia. Schön euch zu sehen und noch viel besser, dass es Sämi wieder viieell besser geht. Bliibet dra und bliibet gsund, mer machets ou eso. Liebi Grüess Nicolette

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  2. Hoi zäme
    Ich bin begeisterte Leserin von Eurem Blogg. Ihr schildert das alles so treffend. Claudia und Rémy, ich kenne Euch vom Kirantreffen im letzten Jahr. Ich weiss nicht, ob Ihr Euch an mich errinnert, ich war vor 2 Jahren im Kiran. Ich kann Euch nur sagen, ich finde es super, wie Ihr das alles meistert, vor allem die Kinder. Sämy, ich hoffe, dass Du bald wieder fit bist. Mein grösstes Problem im Kiran war wirklich auch die unerträglich Hitze und ich kann mit Euch mitfühlen. Aber haltet durch, die schönen Erinnerungen halten ein Leben lang.
    Liebe Grüsse Daniela

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  3. sodeeLii :)
    bini ou widrmou cho Läsä..:)
    hinger mer shteiit gad dr papi u mir beschtuune grad dr gecko wo dr sämi im bett het ka ;) Läck heit diir scho für erLäbt..i wür aues gäh asinech chönnd cho bsueche :)
    häbed aui sorg und wärded nid scho widr chrank!!!
    Liebi GrüessLi Lelii & CharLy & AngeLiina :) <3 (das isch äs härzLi);)

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